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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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wohl. Zur Not konnte sie ihr Haar auch ohne Spiegel ordnen, wenn es auch nicht angenehm war. Aber dann fiel ihr ein, daß sie sicherer sein würde, wenn sie nicht so hübsch und anziehend aussähe.
    Sie wickelte die Kleider, die sie ausgezogen hatte, um das Silbergeschirr von Ardeith, dann überzeugte sie sich, ob der Geldbeutel auch noch sicher unter ihrem Unterrock angeschnallt war. Darauf band sie den Kasten zu, ging hinaus und verschloß die Tür. Für notwendige Ausgaben hatte sie einige Geldstücke in ihrer Börse.
    Das Gastzimmer war jetzt voll von Männern, die an den Tischen saßen, aßen und tranken. Einige hatten schon zuviel Alkohol zu sich genommen und wurden laut. Ein Soldat, dessen Aussprache den Kubaner verriet, faßte sie am Arm. Sie sollte sich neben ihn auf die Bank setzen. Dolores lachte einfältig und tat so, als ob sie kein Spanisch verstünde und nicht wüßte, was er wollte. Sie bahnte sich einen Weg zum Schanktisch und sagte der Frau, sie brauchte Kerzen. Nachdem sie ausgeschlafen hatte, fühlte sie sich wieder so kräftig, daß sie den Preis aushandelte. Sie bekam drei Kerzen für das Geld, das die Frau ihr zuerst für eine einzige abnehmen wollte.
    An der Tür war ein Streit ausgebrochen. Als sie englische Worte hörte, wandte sie sich um. Sie lehnte am Schanktisch und hatte beide Arme auf die Kanten der Platte gelegt. Wie gut es war, dachte sie, daß sie den ganzen Nachmittag geschlafen hatte, denn in der Nacht würde sie nicht viel zum Ausruhen kommen. Sie mußte auf der Hut sein, wenn diese halbbetrunkenen Männer erst erfuhren, daß eine Frau allein in der Kammer hinter dem Schanktisch schlief.
    Der pockennarbige Wirt warf einen Mann aus der Gaststube, der nicht bezahlen konnte, was er bestellt hatte.
    »Hören sie doch einmal zu!« rief der Mann. »Ist es denn meine Schuld, daß ich den ganzen Tag über keine Arbeit bekommen habe? Die verdammten Kerle wollen auf den Docks weiter nichts als Negersklaven.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie fortgehen sollen«, wiederholte der Wirt laut. »Drei Tage lang habe ich Ihnen umsonst zu essen und zu trinken gegeben!«
    »Und ich habe Ihnen gesagt, ich würde Ihnen sofort Geld geben, wenn ich etwas Arbeit bekomme. Ich habe seit heute morgen nichts zu essen gehabt. Wie kann ich denn arbeiten, um meine Schulden bei Ihnen zu bezahlen, wenn ich einen leeren Magen habe?«
    Mehrere Gäste, die sich über den Streit freuten, kamen näher, um besser zuhören zu können. Allem Anschein nach hofften sie, daß es zu einem Kampf kommen würde. Der Fremde war im Vorteil, denn er hatte kräftige Muskeln und sah gesund und stark aus. Dolores hielt den Wirt für einen häßlichen, niederträchtigen Menschen, der eine Tracht Prügel wohl verdient hätte, aber sie durfte nicht in der Gaststube sein, wenn es zu einer allgemeinen Schlägerei kam. Sie drehte sich zu der Frau um, die mit vorgeschobener Unterlippe den Mann an der Tür verächtlich betrachtete.
    »Geben Sie mir etwas zu essen«, sagte Dolores, »aber machen Sie schnell!«
    »Was wollen Sie denn haben?« fragte die Frau zögernd. An der Tür schien es zu einem Kampf zu kommen, und sie machte keine Miene, Dolores zu bedienen.
    »Das ist mir ganz gleich, was Sie mir geben. Außerdem möchte ich ein Glas Bier haben.«
    Schließlich füllte die Frau einen Teller mit Reis und Garnelen und goß eine fettige Soße darüber. Auf den Rand legte sie ein Stück Brot. Dolores nahm den Teller in die eine, das Bier in die andere Hand und ging zur Tür.
    »Hier, Mister«, sagte sie. »Hier haben Sie ihr Abendessen. Kitzeln Sie mich nicht am Arm, Sie –«, fuhr sie einen anderen Mann an. »Sie wollen wohl, daß ich das Essen auf den Boden schütte?«
    Der Fremde sah auf sie nieder. Langsam ging ein Grinsen über sein Gesicht. »Was meinen Sie, meine Dame?«
    »Ich sagte Ihnen, ich bringe Ihnen Ihr Abendbrot.« Dolores wandte sich an den Wirt. »Sie können aufhören, mit ihm zu zanken. Ich habe dafür bezahlt. Der Mann ist ein Freund von mir.«
    Der Wirt drehte sich um und rief laut nach hinten: »He, Lucy, hat die Frau für das Essen bezahlt?«
    »Ja.«
    »Dann ist es gut. Aber an Ihrer Stelle würde ich dem nichts geben. Der Kerl hat keinen Penny.«
    Dolores setzte den Teller auf den nächsten Tisch und zupfte den Mann am Ärmel.
    »Essen Sie, Mister.«
    Begierig sah er auf den Teller, aber als er sich niedersetzte, zögerte er und schaute zu Dolores auf.
    »Sagen Sie, Madame, kennen Sie mich?«
    »Nein, aber essen

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