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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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werden kann, als ich schon bin. Er ist so verdammt fromm. Aber ich konnte nirgends hingehen und traf einen Mann, der nett zu mir war. Ich dachte, ich würde eine Zeitlang bei ihm bleiben, bis ich Gelegenheit hätte, nach Neuorleans zu fahren, aber –« Sie lachte kurz auf. »Ich kam sofort in Schwierigkeiten, als ich von hier fortging, und ich konnte nicht für mich selbst sorgen.«
    »Wo ist er jetzt?« fragte Judith freundlich.
    »Ach, er sorgt noch für mich. Er hat mich gern, und ich mag ihn auch. Jetzt bekommt er regelmäßig Arbeit, nachdem der Handel sich wieder gehoben hat. Er heißt Thad Upjohn.«
    Judith dachte einen Augenblick nach. »Caleb möchte wirklich etwas für dich tun. Er hat mir mehrmals gesagt, daß ich es dir mitteilen soll, wenn ich von dir hörte.«
    Dolores lachte wieder hart auf. »Merkwürdig, daß ich in Dalroy lebe und keiner von euch etwas davon weiß. Aber reiche Leute kommen ja nicht hinunter zu den Docks. Ich glaube, ich könnte hundert Jahre dort leben, ohne daß mich einer von euch zu sehen bekäme.« Ihre Züge verhärteten sich. »Sage Caleb, ich will nichts von ihm – ich will niemals etwas von ihm haben. Mir geht es gut.«
    »Ich werde es tun«, erwiderte Judith. Sie tadelte sie deshalb nicht.
    Dolores drehte das Ende ihres Hutbandes einen Augenblick zwischen den Fingern, ohne zu sprechen. »Ich glaube nicht, daß ich noch nach Neuorleans gehe«, sagte sie dann. »Ich hätte es dort sehr schwer mit einem Kind, und ich glaube auch nicht, daß Thad mich gehen ließe. Er hat die Kleine zu gern und spielt immer mit ihr. Judith, als ich ihm erzählte, ich würde ein Kind bekommen, sagte er, wir wollten heiraten. Einer von diesen irischen Priestern hat uns getraut. Glaubst du, daß damit alles in Ordnung ist?«
    »Natürlich«, erwiderte Judith, obwohl sie wußte, daß sie nicht die Wahrheit sprach. Die Entscheidung des englischen Gerichts hatte weder Dolores nach Caleb gestattet, wieder zu heiraten. Es bedurfte der Erlaubnis des Parlaments oder sonst eines großen Staatsaktes, um eine Ehe aufzulösen. Aber da sie jetzt zu Spanien gehörten, waren die Ehegesetze vielleicht ebenso verworren wie alle anderen Vorschriften. Auf keinen Fall wollte sie Dolores den Trost nehmen, den sie gefunden hatte.
    »Es muß alles in Ordnung gewesen sein«, fügte sie zuversichtlich hinzu, »wenn der Priester es gesagt hat.«
    »Ich habe ihm nicht erzählt, daß ich vorher schon verheiratet war«, erklärte Dolores aufrichtig. »Aber mein Mann weiß es, und er denkt, daß jetzt alles gut ist.« Sie stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich vor. »Judith, glaubst du, Caleb erlaubt mir, Roger eines Tages auf ein paar Minuten zu sehen? Ich meine, wenn ich verspreche, kein Wort zu ihm zu sagen? Nur damit ich weiß, wie er aussieht?«
    Unwillkürlich ballte Judith die Fäuste. Langsam stand sie auf. »Bleibe hier«, sagte sie zu Dolores, während sie durch das Zimmer ging und an der Klingel zog. »Angelique«, wandte sie sich kurz an ihre Dienerin, als die Tür sich öffnete, »sage Josh, daß er ein Pferd für mich und eins für dich satteln soll. Wir reiten nach Silberwald.«
    Angelique sah zu Dolores hinüber, bevor sie hinausging.
    Dolores erhob sich und trat verwundert zu Judith. »Warum tust du das?«
    »Meine liebe Dolores, ich hole Roger hierher, damit du einige Zeit mit ihm spielen kannst. Warte, bis ich zurückkomme. Ich bringe ihn her, und wenn ich Caleb alle Knochen im Leibe brechen müßte, um es zu erreichen.«
    Dolores bedeckte die Augen mit den Händen, als ob sie sich schämte, vor einer Sheramy ihre Tränen zu zeigen. Nach einer Weile schaute sie wieder auf.
    »Judith, es tut mir leid, daß ich deine Sachen genommen habe.«
    »Ach, das macht nichts. Du kannst sie ruhig behalten.«
    »Ich habe sie verkauft. Zuerst ging es uns nicht gut. Dann kam der spanische Händler und kaufte sie mir ab.«
    »Ich bin dir deshalb nicht böse.« Judith legte einen Arm um Dolores. Dabei fühlte sie, wie nachlässig diese jetzt geschnürt war. »Ich mache dir keinen Vorwurf«, sagte sie freundlich. »Und ich verstehe, daß du nichts von Caleb nehmen willst. Aber möchtest du es nicht wenigstens mir sagen, wenn du etwas brauchst?«
    »Ich brauche wirklich nichts.«
    Judith drang nicht weiter in sie. Sie gab Cicero den Auftrag, Wein und Biskuits für Mrs. Upjohn zu bringen, während sie unterwegs war.
    Judith dachte erbittert, daß sie nie wieder einen so traurigen Anblick ertragen könnte wie den

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