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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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kurzem wieder in so traurige Stimmung kommen und weinen würde. Erstaunt und erbittert hatte sie erkannt, daß sie wieder schwanger war. Christoph wurde im Juni fünf Jahre alt, und sie hatte schon gehofft, der Himmel würde sie nach einer so langen Pause mit weiteren Geburten verschonen.
    Sie legte sich aufs Bett und dachte bedrückt an die einsamen Monate, die nun für sie folgen würden. Wie eine Gefangene würde sie im Hause bleiben müssen und aufs neue diese müde Trägheit fühlen. Und am Ende wartete wieder der lange, furchtbare Kampf. Dabei hatte sie soviel zu tun! Es war April, und tausend Arbeiten mußten vor Beginn des Sommers erledigt werden.
    Judith zog an der Klingel.
    »Bring mir etwas Kaffee«, sagte sie, als Angelique kam.
    Ruhig ging die Dienerin hinaus. Sie war merkwürdig still in diesen Tagen. Ob sie krank war? Sie hatte allerdings nichts davon gesagt. Wenn Angelique gerade jetzt krank werden sollte, wäre es sehr unangenehm.
    Judith zuckte die Schultern, während sie ihre blühende Erscheinung im Spiegel betrachtete. Das war nun die Folge, daß sie so unerhört gesund war und ihren Mann so leidenschaftlich liebte. Sie lehnte sich wieder in die Kissen zurück und lächelte sich zu, als sie an Philip dachte. Sie liebte ihn so sehr! Als sie nach der monatelangen Trennung von Neuorleans zurückkehrte, war sie in seine Arme gesunken, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte. Sie konnte nichts dafür, er auch nicht. Sie sollte sich wirklich dazu aufraffen, die Folgen dieser heißen Liebe hinzunehmen. Sei vernünftig, sagte sie zu der aufsässigen jungen Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenschaute. Sterben wirst du nicht davon, wenn dir das auch manchmal lieber wäre. Ach, man darf nicht immer daran denken.
    Angelique brachte eine Tasse Kaffee. »Wünschen Sie noch etwas, Miß Judith?«
    »Ja. Sage doch den Burschen, daß sie viele Tabakblätter ins Zimmer bringen. Sie sollen ausgelegt werden, um zu trocknen. Bald kommen die Motten, und ich möchte die Decken fortpacken.«
    »Jawohl.« Angelique ging hinaus und schloß die Tür.
    Durch das Fenster konnte Judith Philip sehen. Er war herbeigeritten, hielt auf seinem Pferde an und sprach mit einem der Aufseher, der vor ihm stand. Er hatte jetzt außerordentlich viel zu tun, denn er hatte eine besondere Kolonne von Negersklaven zusammengestellt, die ein neues Feld abholzen und roden sollten. Die Baumstümpfe und Wurzeln mußten noch rechtzeitig entfernt werden, damit das Land bepflanzt werden konnte. Alle seine Freunde wunderten sich über die Schnelligkeit, mit der er seine weiten Wälder urbar machte, und über seine glänzenden Ernten. Wenn er mit dieser Ausdauer weiterarbeitete, würde er bald reich werden, und das bedeutete, daß auch sie reich werden würde, denn alles, was er besaß, gehörte auch ihr. Nicht jede Frau konnte eine Anweisung auf die Ernten ihres Mannes ausschreiben, wann sie wollte, ohne daß Rückfragen gestellt wurden. Und nur wenige Frauen hatten so viele Haussklaven, da die Schwarzen doch dringend auf den Feldern benötigt wurden. Ach ja, sie war glücklich, und sie sollte Gott auf den Knien danken, anstatt sich gekränkt und verletzt zu fühlen.
    Judith lachte ihrem Spiegelbild noch einmal reumütig zu, dann ging sie auf die Galerie hinaus. Philip winkte, und sie warf ihm eine Kußhand zu. Dann sah sie ihm nach, als er davonritt, und dachte, daß im Grunde nicht Sklaven, Kleider und ein schönes Haus so glücklich machten, sondern das Bewußtsein, geliebt zu werden. Alles andere waren nur schöne Zutaten, die der Himmel einem als besonderes Geschenk bescherte. Sie lehnte den Kopf gegen den Pfosten und faßte den festen Entschluß, sich diesmal zusammenzunehmen und nicht darüber zu klagen, daß sie wieder ein Kind bekam.
    Das Blatt mit Davids Schreibübungen lag auf dem Tisch. ›David Larne, 22. April 1781‹, schrieb Judith in die rechte untere Ecke, dann kniete sie nieder, um es in den Kasten in ihrem großen Schrank zu legen, wo Philip und sie eine kleine Sammlung heimlicher Schätze angelegt hatten. Darin lagen zerbrochene Spielsachen und abgetretene kleine Kinderschuhe, ein Stück von dem Seidenstoff, den Philip damals gekauft hatte, statt den Kitt mitzubringen. Auch die Halskette mit den herrlichen Topasen war darin verwahrt, die er in den Ausschnitt ihres Kleides hatte fallen lassen, als sie die Kochtöpfe am Flußufer auswusch. Manchmal nahm sie diese Kette heraus, um sie bei besonderen Gelegenheiten zu tragen.

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