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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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einen Sklavenhändler verkaufst. Schicke einen Boten zu der Plantage von Monsieur Farron – sie liegt irgendwo jenseits des Flusses. Du kannst es sicher herausbekommen. Kaufe dort einen Sklaven namens Claude, der früher Monsieur Peyroux in Neuorleans gehörte. Es ist ganz gleich, wieviel er kostet. Kaufe ihn und bringe ihn her. Er ist Angeliques Mann. Gib ihnen eine Hütte weit hinter den Indigofeldern und sage ihr, daß sie dort bleiben muß und nicht wieder ins Herrenhaus kommen darf. Ich kann sie nicht um mich haben. Aber kaufe den Mann, sobald du ihn findest, und gib ihn Angelique.«
    Atemlos hielt sie inne. Philip war aufgestanden. Verwirrt sah er auf sie nieder und versuchte, in der Dunkelheit ihre Züge zu erkennen.
    »Meine liebe Judith.« Er lachte leise und erleichtert auf. »Du willst wirklich aufhören, Angelique zu quälen?«
    »Ja. Ja. Willst du den Mann kaufen, Philip?«
    »Natürlich, wenn du es wünschst.« Er streckte die Hände aus und zog sie an sich. »Weißt du nicht, daß ich alles tun würde, um diesen Höllenqualen ein Ende zu machen, die ich durchlebt habe?«
    Sie antwortete nicht.
    Die beiden standen auf den Stufen der Treppe, und Philip hielt ihre Hände in den seinen. Der Duft von Magnolienblüten und Nachtjasmin durchzog die Abendluft. Undeutlich konnte sie an den Eichen das lang herabhängende Spanische Moos sehen. Leuchtkäfer glühten auf.
    Als Philip sie in die Arme schloß, fühlte sie, daß für ihn nun alles beendet und vergessen war. Aber sie war jetzt klüger und weiser geworden, und sie wußte, daß ihre Liebe nie wieder dieses strahlende Glück sein würde wie früher. Sie ließ ihn bei dem Glauben, daß sie sich wieder ganz gefunden hätten. Sie war sehr müde. Aber sie hatte nicht erkannt, wie erschöpft sie war, bis sie flüchtig den ungewissen Weg vor sich sah, auf dem sie eben die ersten Schritte getan hatte. Sie wußte jetzt, daß eine mühselige Wanderung vor ihr lag.

ZWEITER TEIL
13
    W elch ein glückliches Geschick ist mir doch nach allem zuteil geworden, dachte Philip Larne, als er sich in seinem Wagen zurücklehnte. Neunzehn erfolgreiche Jahre in Louisiana lagen nun hinter ihm. Die weiten Wälder hatten sich ihm beugen müssen, und kein Haus in der ganzen Gegend hatte eine so prächtige Ausstattung wie das seine. Keine Frau war reicher gekleidet als Judith, und seine Söhne waren die ersten in Dalroy, die von einem französischen Lehrer im Fechten unterrichtet wurden. Selbst in dieser wohlhabenden Stadt am Fluß konnten nicht viele Familien an der Einsetzung des neuen Gouverneurs in so kostbaren Gewändern aus Samt und Musselin teilnehmen wie er und die Seinen. Auch hatte kaum jemand einen so vornehmen, gut abgefederten Wagen, in dem man die Unebenheiten der Straße kaum spürte.
    Man hatte viele Fahnen zum Schmuck aufgehängt, und es war eine malerische, farbenfreudige Feier gewesen. Aber die Hälfte der Anwesenden verstand nicht genug Spanisch, um den Reden folgen zu können. Judith hatte zuerst den Versuch gemacht, ihren Kindern Unterricht in den drei Sprachen ihres Heimatlandes geben zu lassen, aber schließlich eingesehen, daß es Mühe genug machte, ihnen in dieser Gegend ein gutes Englisch beizubringen. Das Französisch, das die Kreolen sprachen, hatten sie vom Hören gelernt, und David verstand genug Spanisch, um die Bekanntmachungen an den Kirchentüren zu lesen. Von dem, was im Innern der Gotteshäuser vorging, wußten sie sehr wenig. Die Religionsbekenntnisse waren durch die verschiedenen Sprachen und Rituale durcheinandergeworfen worden, so daß man sich kaum noch auskannte. Sie hielten es für besser, sich nicht darum zu kümmern. Judith hatte zwar versucht, sie fromm und gottesfürchtig zu machen, und ihnen das christliche Abendgebet beigebracht: »O Herr Jesus, mache mich sanft, demütig und mild, wie du es bist …« Sie sagten es auch pflichtschuldig her, und ebenso pflichtschuldig vergaßen sie es wieder, denn so gut wie ihre Mutter wußten sie, daß man mit solchen Tugenden das wilde, herrliche Louisiana nicht bezwingen konnte.
    Philip lächelte Judith zu, die ihm gegenübersaß. Sie sah bezaubernd aus in dem kostbaren Hut, von dem rote Federn herabwippten, und dem leichten Musselinkleid, das trotz der Augusthitze noch frisch und duftig war.
    »Dieses Kleid steht dir entzückend«, sagte er.
    »Danke. Gervaise meint, wir würden bald eine andere Mode bekommen.«
    »Warum denn?«
    »Seitdem in Frankreich die Republik ausgerufen worden ist,

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