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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Geborgenseins. Ich werde es nie wieder spüren. Ich glaubte, daß nichts auf der Welt so herrlich sein könnte wie die Liebe, die zwischen uns besteht. Aber die ganze Zeit glaubte ich an etwas, das überhaupt nicht vorhanden war. Und wenn das nicht auf Wahrheit beruhte, woran soll ich dann glauben?« Sie wandte sich um und sah ihn an. »Ich habe mein Leben darauf aufgebaut. Und nun habe ich eingesehen, daß es nur ein Gebilde meiner eigenen Phantasie war. Weil ich dir traute, empfing ich wieder ein Kind von dir. Und nun gehe ich umher und trage eine lebendige Lüge in mir. Ich versuchte, das Kind umzubringen, weil ich es haßte. Das gelang mir nicht, aber ich hasse es immer noch, und wenn es geboren ist, werde ich es weiter hassen, denn sooft ich es sehe, muß ich an deine Lügen denken.«
    Sie machte eine Pause.
    »Hast du nun alles gesagt?« fragte er.
    »Ja.«
    Philip drehte sich um und ging hinaus.
    Zum Essen kam er nicht zurück. Judith wartete einige Zeit auf ihn, dann aß sie mit den Kindern. Sie gab David eine Unterrichtsstunde – er war inzwischen bis zum Buchstaben T gekommen. T für Tabak. Er konnte das ganze Wort schon schreiben. Nachher nahm sie ihr Strickzeug und setzte sich im Wohnzimmer ans Fenster. Von dort aus konnte sie David und Christoph beobachten, die draußen spielten.
    Sie fühlte sich trostlos unglücklich. Eine Zeitlang war sie geistig so erschöpft gewesen, daß sie den Haushalt in der alten Weise weitergeführt hatte. Es war leichter für sie, das Leben in der eingefahrenen Bahn fortzusetzen, als es zu ändern. Sie dachte überhaupt kaum an etwas, sie wußte nur, daß aller Glanz und alles Glück aus ihrem Leben verschwunden waren. Aber als sie versucht hatte, Worte zu finden, um Philip klarzumachen, was geschehen war, wühlte der heftige Schmerz der ersten Tage ihr Inneres wieder qualvoll auf. Sie zwang sich zum Stricken. Diese Tätigkeit hielt sie wenigstens davon ab, im Zimmer auf und ab zu gehen, die geballten Fäuste aufeinanderzuschlagen und sich Vorwürfe darüber zu machen, daß sie das schlichte, tugendhafte Leben im Hause ihres Vaters um dieses Scheinglückes willen aufgegeben hatte.
    Sie konnte die Stimmen der Kinder und das Summen der Insekten hören, die in der Sonne spielten. Es war so ruhig, daß sie erschrak, als jemand hinter ihr ins Zimmer trat. Unwillig sprang sie auf, als sie Angelique sah.
    Die Dienerin schloß die Tür.
    »Darf ich ein paar Minuten mit Ihnen sprechen, Miß Judith?« begann sie.
    Judith setzte sich wieder und legte das Strickzeug in den Schoß.
    »Das möchte ich lieber nicht, Angelique«, antwortete sie müde.
    »Ich weiß wohl, daß Sie das nicht wollen, aber ich muß Ihnen etwas sagen.« Angelique sprach ruhig und mit kühler Entschlossenheit. Wie unförmig sie doch in den letzten Wochen geworden war! Judith bemühte sich, sie nicht anzusehen.
    »Geh zurück zu den Negerquartieren!«
    Angelique blieb vor ihr stehen. Sie hatte die Hände ineinandergeschlungen.
    »In ein paar Minuten gehe ich wieder, Miß Judith. Aber erst muß ich Ihnen etwas sagen. Sie können mich nicht mehr strafen, denn es gibt nichts Grausameres, als daß Sie mich mit dem Sklavenboot den Fluß hinunterschicken. Das wird morgen geschehen.«
    »Was, du fährst den Fluß hinunter?« fragte Judith ungläubig, aber erleichtert. Endlich hatte Philip sie verstanden.
    Angelique sprach schlicht, hart und tonlos. »Miß Judith, ich habe niemals gewollt, daß dies geschehen sollte. Zuerst habe ich mich gesträubt, aber Sie wissen, wie Mr. Philip ist – es ist so schwer, ihm etwas abzuschlagen, wenn er bittet –«
    Judith hätte am liebsten laut aufgeschrien. Wie gut sie das wußte!
    »Aber ich wollte Ihnen auch sagen, Miß Judith, daß ich die einzige war. Das ist die reine Wahrheit. Wir Dienerinnen auf Ardeith haben oft darüber gesprochen, daß der Herr sich nie um die anderen Mädchen kümmert, sondern nur um Miß Judith. Wir staunten darüber, denn einige von uns hatten früher bei anderen verheirateten Herrschaften gedient. Wir haben oft gesagt, daß wir niemals ein so glücklich verheiratetes Paar gesehen hätten wie Sie und Mr. Philip.«
    Judith hatte die Arme auf die Stuhllehne gelegt und das Gesicht darin vergraben. Jedes Wort, das sie hörte, erinnerte sie an die Heimat, aus der sie nun vertrieben war. Sie wünschte verzweifelt, Angelique möchte aufhören zu sprechen, aber ihre Kehle war zu trocken, um ein Wort hervorzubringen.
    »Wenn man jemals solche Freude empfunden

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