Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
fast ein jeder. Sie haben auch schon früher Bananen von mir gekauft.«
    »So?« Philip lächelte.
    Der Junge sah mit Erstaunen und einem gewissen Neid auf die drei jungen Leute zu Pferde. »Und Sie sind Roger Sheramy?« fragte er plötzlich und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    Roger grinste und nickte. Er war etwa vierzehn Jahre alt und sah in dem rotbraunen Anzug und in den hohen Reitstiefeln sehr gut aus. Sein Haar und seine Augen waren goldbraun wie die Judiths. Aber es zeigte sich auch, daß er spanisches Blut in den Adern hatte. Die schwarzen Augenbrauen waren in der Mitte beinahe zusammengewachsen wie bei seiner Mutter, und er hatte dieselbe Nase wie sie.
    »Ja«, sagte der fremde Junge, »ich kenne Sie auch.«
    David wollte den verletzten Jungen auf sein Pferd nehmen und nach Hause bringen, aber Philip hielt es für besser, den Kleinen im Wagen mitfahren zu lassen. Er hob Rita auf Davids Pferd, so daß der verletzte Junge Platz hatte, und sagte seinem Sohn, sie sollten schon nach Ardeith weiterreiten. »Wo wohnst du denn?« fragte er dann den Jungen, den er in eine Ecke des Wagens gesetzt hatte.
    »Unten bei den Docks. Am Rattletrap Square.«
    Philip gab dem Kutscher Befehl, dorthin zu fahren. Er wünschte nur, er hätte auch Judith nach Hause geschickt. Rattletrap Square war ein übler Platz, den eine Dame eigentlich nicht besuchen konnte.
    Der fremde Junge sah einen Augenblick auf den feinen blauseidenen Anzug des kleinen Philip, dann strich er mit seinen Fingern neugierig über die schönen Polster des Wagens. »Sagen Sie – wissen Sie, warum ich auf Ihren Wagen sprang?« fragte er plötzlich.
    »Nein. Warum hast du es denn getan?«
    »Weil ich in gewisser Weise mit Ihnen verwandt bin. Ich bin Gideon Upjohn und ich wollte einmal Miß Judith sehen. Meine Mutter spricht manchmal von ihr.« Er zeigte mit den Fingern auf den gegenüberliegenden Sitz. »Sind Sie das?«
    »Ja.« Judith beugte sich vor und legte ihre Hand auf das unverletzte Knie. »Gideon, wie geht es deiner Mutter?«
    »Oh, ganz gut.« Gideon rückte unruhig auf seinem Sitz umher. »Aber sie wird wild und böse sein, wenn ich in Ihrem Wagen nach Hause komme. Sie hat mir streng verboten, Sie zu belästigen.«
    »Wie bist du denn mit uns verwandt?« fragte der junge Philip, der Gideon neugierig angestarrt hatte.
    »Wir haben vor langer Zeit seine Mutter gekannt«, erklärte Judith und fragte Gideon dann nach seiner Familie. Von Zeit zu Zeit hatte sie einen Diener zu Dolores geschickt und ihr Nachricht von Roger zukommen lassen. Aber die Leute waren immer zurückgekommen und hatten gemeldet, daß Mrs. Upjohn erklärt hätte, nichts zu brauchen, obwohl sie in äußerst ärmlichen Verhältnissen lebte. Weder Philip noch Judith hatten sie seit Jahren gesehen.
    »Der Mutter geht es gut«, sagte Gideon. »Dem Vater auch. Er arbeitet auf der Werft von Purcell.«
    »Hast du auch Brüder und Schwestern?« fragte Judith.
    »Ja, Mäm.«
    »Wie geht es ihnen?«
    »Ach, die Mamie Sue ist seit ein paar Tagen krank. Das ist meine Schwester, die älter ist als ich.«
    »Was fehlt ihr denn?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Gideon war fast ebenso zurückhaltend wie Dolores, wenn er auch die anderen im Wagen mit einer gewissen Genugtuung betrachtete. Er schien stolz darauf zu sein, daß es ihm endlich gelungen war, die Aufmerksamkeit der vornehmen Leute auf sich zu lenken, von denen ihm seine Mutter erzählt hatte. Philip hatte ihn sogar im Verdacht, daß er sich absichtlich vom Wagen hatte herunterfallen lassen. Dolores hätte sich in ihrem hartnäckigen, eigensinnigen Stolz vollkommen von ihnen zurückgezogen, wenn nicht die Sehnsucht, von Roger zu hören, stärker gewesen wäre. Aber ein Junge im Alter von Gideon konnte das nicht verstehen. Philip erinnerte sich an den Blick, den der Kleine Roger Sheramy zugeworfen hatte.
    Er hielt sich am Sitz fest, um nicht herunterzufallen. Der Wagen suchte sich einen Weg durch die engen Gassen der unteren Stadt. Oberhalb der Werften, wo die Häuser der wohlhabenden Leute standen, waren die Straßen mit Holzblöcken oder Steinen gepflastert, die mit Schiffen den Fluß herunterkamen, aber hier unten in der Nähe des Hafens waren sie voller Löcher und Pfützen zwischen den Reihen elender Hütten, die sich in langer Reihe zu beiden Seiten hinzogen.
    »Was ist denn das für ein Geruch hier?« fragte der kleine Philip.
    Judith reichte mit der Hand über seinen Kopf und zog den seidenen Vorhang zusammen, der vorher vom Fenster

Weitere Kostenlose Bücher