Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
kein Ärger es jemals trüben könnte. Corrie May erhob sich von ihrem Platz auf den Treppenstufen.
    »Ich muß mich wieder an meine Arbeit machen, Jed!«
    Auch Jed war aufgestanden. »Was ich noch sagen wollte, Corrie May – «
    »Ja, was denn?«
    »Der Gilday! Der soll keinen Unsinn mit dir anfangen!«
    »Ach, Jed, um den kümmere ich mich gar nicht.«
    »Na, hoffentlich nicht!« erwiderte er unsicher. »Ein ziemlich gefährlicher Bursche, der Gilday!«
    Sie lächelte. »So schlimm ist er gar nicht. Hat sich vorgenommen, so viel zu verdienen, wie er nur kann. Ich paß schon auf mich auf. Hab' nur keine Sorge!«
    »Daß ein so nettes Mädchen wie du für solche Kerle arbeiten muß«, beharrte Jed, »nein, in Ordnung ist das nicht!«
    »Ach, du brauchst dir nichts draus zu machen! So – nun muß ich aber wirklich wieder anfangen«, sagte Corrie May.
    Sie verschwand im Innern des Gerichtsgebäudes und machte sich daran, den Korridor auszufegen. Doch Corrie May machte sich nicht ungern an die Arbeit; man konnte so gut dabei nachdenken.
    Sie hatte viel zu überlegen: Jed – Indiana! Jed war ein ehrlicher Bursche; er ähnelte Budge; anständig, fleißig und sparsam, wie es seiner Art entsprach, würde sie neben ihm niemals betteln gehen müssen; ihren Lebensunterhalt würde er, mit oder ohne Arm, stets zu verdienen wissen. Und sicherlich würde er immer tun, was sie ihm sagte – wie Budge es auch getan hatte, woran ja nicht zu zweifeln war. Sie besaß ein helleres Köpfchen als Jed und auch als Budge es je besessen hatte; das war nun einmal so. Mr. Gilday hatte sie ›tüchtig‹ genannt – und diese Bezeichnung stand ihr auch zu!
    An diesem Abend mochte Corrie May sich nicht von Jed verabschieden. Sie ging nach Hause, aß das Abendbrot, das die Wirtin ihr vorsetzte, und zog sich bald auf ihr Zimmer zurück. Sie wollte allein sein. Will ich Jed heiraten oder nicht – wonach steht mir eigentlich der Sinn? Sie mußte endlich Klarheit gewinnen.
    Sie hatte sich quer über ihr Bett geworfen und die Hände hinter dem Haupt verschränkt. Wenn ich Jed heirate – das bedeutet Sicherheit. – Sie sann weiter: wir würden uns in Indiana niederlassen, jenen Allerweltsladen aufmachen; Kinder würden uns geboren werden; und in der Zeit, in der ich nicht die Kinder oder den Haushalt zu besorgen habe, würde ich am Ladentisch stehen und Nadeln, Garn und Lampenöl verkaufen. Und die Kinder würden wir zur Schule schicken; sie sollten lesen und schreiben und rechnen lernen und was sich sonst noch lernen ließ. Im Norden war sicherlich gut wohnen; dort gab's Gerechtigkeit für arm und reich. Dort brauchte man nicht erst auf bessere Zeiten zu warten wie hier im Süden. Jed wird ein guter Ehemann werden – ich würde gut mit ihm auskommen. Ich bin schon fast so weit, ihm nachzugeben; aber das bessere Leben im Norden lockt mich mehr dabei als die Begeisterung für seine Person – Corrie May war nicht gewohnt, sich viel vorzuspiegeln.
    Wenn er um mich anhält, dann heirate ich ihn – das soll von jetzt an beschlossen sein! Nach all den verrückten Jahren, die vergangen sind, will ich nichts weiter mehr gewinnen als endlich einmal Ruhe und Frieden.
    Als sie am nächsten Morgen wieder zur Arbeit ging, begegnete sie Jed, der sich gerade auf seinen Posten an der Hintertür begab. Er hielt sie an.
    »Ich habe dir eine Kleinigkeit mitgebracht«, sagte er unbeholfen und kramte ein kleines Paketchen aus der Tasche.
    »Wirklich?« rief sie aus. »Das ist aber nett von dir!«
    Sie hielt ein blaues Band in der Hand, das Haar damit aufzubinden. Fast stiegen ihr die Tränen in die Augen; sie dankte ihm herzlich und wand sich das Band um ihre gelben Flechten.
    Jed begann von neuem: »Am nächsten Sonntag wollen wir ein Sommerfest veranstalten, meine Kameraden und ich. Willst du nicht mitkommen?«
    »Gewiß! Warum nicht? Ich komme gern mit!«
    »Großartig, Corrie May!« sagte er und blickte sie mit einem ersten Anflug von Besitzerstolz befriedigt an – als hätte er bereits um ihre Hand gebeten, und sie hätte ja gesagt.
    Corrie May war wie von innen her erwärmt, als sie ins Haus trat und an ihre Arbeit ging. Jed war herzensgut! So tröstlich empfand sie es, daß abermals ein Mensch ihr angehören wollte. Sie nahm sich zuerst Mr. Gildays Büro vor; sie wollte es schon gereinigt und verlassen haben, wenn er zum Dienst erschien. Der …! Mit seinem ewigen Schmunzeln und seinen Diebereien!
    Aber er trat schon ins Zimmer, als sie noch

Weitere Kostenlose Bücher