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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Männer nicht einzuziehen; dazu konnte man sich freiwillig melden.
    »Wenn irgendwo Krieg ist, dann werden überall die Männer eingezogen; das ist nun einmal so«, meinte Jed gelassen; er machte sich keine Illusionen. »Natürlich hat es diesmal schon einen Sinn gehabt; die Vereinigten Staaten mußten vereint bleiben und durften nicht zerrissen werden, bloß weil der Süden seine Sklaven nicht in Freiheit setzen wollte, und dann noch all das übrige –!«
    »Ja, das ist wohl wahr. Und im Norden war die Sache sicher besser eingerichtet als hier im Süden. Im Norden sind ja die Leute alle gleich.«
    »Was meinst du mit ›besser eingerichtet‹?«
    »Ich meine: alle Männer wurden eingezogen – ohne Unterschied.«
    »Gewiß, alle Männer wurden eingezogen, nur Väter von kleinen Kindern und Kranke durften zu Hause bleiben.« Jed ließ seine Augen voller Bewunderung auf dem blauen Band in ihrem gelben Haar verweilen. »Und natürlich brauchten auch solche«, fügte er nachlässig hinzu, »die sich loskaufen konnten, nicht Soldat zu werden.«
    Corrie May ließ ihr Staubtuch fallen. Jed hob es wieder für sie auf. Ihr Mund blieb vor Erstaunen offenstehen – hatte sie richtig verstanden? Sie fragte ungläubig: »Soll das heißen, Jed, daß sich jeder, der genug Geld besaß, vom Soldatwerden freikaufen konnte?«
    »Ja, gewiß! Wer dreihundert Dollar auf den Tisch des Hauses legen konnte, der wurde nicht eingezogen und durfte zu Hause bleiben!«
    »Die Reichen brauchten also nicht ins Feld zu ziehen?«
    »Nein! Wenn sie reich genug waren –!« sagte Jed. »Natürlich, als der Krieg immer länger dauerte, mußte man mehr und mehr dafür bezahlen, nicht eingezogen zu werden. Manch einer soll einen riesigen Haufen Geld ausgespuckt haben, um bloß nicht an die Front zu kommen.«
    »So ist es also im Norden zugegangen, im Norden?« Sie fragte es mit gepreßter Stimme, die vor Widerwillen und Unglauben vibrierte.
    »Was hast du denn, Corrie May? Du siehst ja aus, als täte dir etwas weh?«
    »Mir tut nichts weh! Warum hast du denn nicht die dreihundert Dollar locker gemacht und bist zu Hause geblieben? Dann wär' dein Arm noch an der Stelle, wo Gott ihn dir hat wachsen lassen!«
    Er lachte kurz auf. »Dreihundert Dollar?! So viel Geld habe ich noch nie in meinem Leben besessen.«
    »Noch nie besessen –!« Sie holte tief Atem. »Und wirst es auch nie besitzen! Du bist nicht tüchtig!«
    »Herr im Himmel, Kind«, rief Jed. »Ich bin tüchtig genug für unseren Bedarf.« Er klopfte ihren Arm. »Tüchtig genug, und ich weiß ein hübsches Mädchen von einem häßlichen zu unterscheiden. Das blaue Band im Haar, das steht dir wirklich fein. Zu dem Sommerfest am nächsten Sonntag, da mußt du's auch einbinden.« Sie schwenkte herum und blickte ihn an. »Jed, ich will von dem Sommerfest nichts mehr wissen. Hier ist dein Band! Schenk' es lieber einem Mädchen, das nicht tüchtiger ist als du.«
    »Was ist in dich gefahren, Corrie May?« Er trat einen Schritt von ihr zurück, mehr erstaunt als gekränkt. »Was hab' ich gesagt, das dich so böse macht?«
    »Oh, nichts! Ich könnt' es dir in tausend Jahren nicht erklären. Der liebe Gott hat manche Leute dumm geschaffen, damit sie für die Tüchtigen die schmutzige Arbeit verrichten. Ich will lieber zu den Tüchtigen gehören. Dein Band, das kannst du behalten, und deine Schlitten und die Glocken dazu und deinen ganzen aufgeblasenen Norden. Freiheit und Gleichheit und Brüderlichkeit! Nichts als fauler Zauber! Ihr wollt den Süden also wie den Norden machen! Ihr braucht euch weiter nicht anzustrengen: der Süden ist schon längst so wie der Norden. Hier wie da gibt's nur zwei Sorten von Leuten; die eine Sorte bekommt, was sie haben will, und die andere läßt sich an der Nase herumziehen und glaubt, was man ihr vorerzählt: von Fahnen und Vaterland, und läßt sich die Arme abschießen und ist noch stolz darauf, weil man das patriotisch nennt. Zum Teufel mit dem ganzen Irrsinn und mit dir dazu, mit dir auch!«
    Sie wollte ins Haus hineinlaufen, aber Jed verstellte ihr die Tür. Er hatte sie kaum verstanden und war aufs äußerste bestürzt; er begriff nichts weiter, als daß sie ihm erbittert zürnte; mehr faßte er nicht; atemlos brachte er heraus: »Corrie May, bitte, sag mir, was ich angerichtet habe. Ich habe nichts Böses gemeint.«
    »Oh, du wirst nie etwas Böses meinen. Geh lieber zurück nach Indiana und bete zum lieben Gott, daß er für dich sorgt, denn du selbst

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