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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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auf einem Brett aus, das sie vor sich her trug. Fred stopfte sich das Gebäck in die Tasche und nahm dann die Uferstraße unter seine Füße.
    Es dauerte nicht lange, so nahm ihn ein Wagen bis Ardeith mit. Vor dem hohen Gittertor hielt er einen Augenblick inne und schaute die ragende Allee entlang. Das Haus war schön und auch die mächtige Allee, deren Bäume ihre Äste hoch oben zu einer grünen Kuppel verflochten; Fred mußte an eine Kirche denken. Hochmütige Leute wohnten hier. Die Mutter hatte ihm erzählt, daß gleich nach dem Kriege die Larnes arm gewesen wären; aber seit dem Krieg waren siebzehn Jahre vergangen, und nun hatten sie wieder Geld. Die Dame, die auf Ardeith wohnte, hatte einst seine Mutter aus ihrer Küche gewiesen und ihr nachgeschrien, sie könne ihretwegen verhungern. Wie man so zu seiner Mutter reden konnte, überlegte Fred zornig, während er schon weiterwanderte; kleine Staubwolken trieben im kühlen Wind zur Seite; seine nackten Füße wirbelten sie auf. Er wollte es denen schon zeigen! Wenn er erst groß war, dann! Mit seinem Wagen würde er vor ihrem stolzen Park und Schloß auf und ab kutschieren und so viel Staub aufwirbeln, daß ihnen schlecht werden sollte.
    Zum ersten Male war er so weit von Hause fort. Die Äcker der Pflanzungen dehnten sich prangend im Sonnenschein. Von ihrem fernen Rande grüßte ein Wälderstreif herüber. Der gehörte wohl auch noch zu Silberwald. Er hatte sich erzählen lassen, daß die großen Besitzer gern hier und da Wälder weiterwachsen ließen; sie liebten es, auf die Jagd zu gehen; die wilden Bäume und Gebüsche boten jagdbaren Vögeln und Eichhörnchen Unterschlupf. Als ob es nicht genug arme Leute gäbe wie ihn selber und seine Mutter, die sich auf dem nutzlosen Land gern ihren Kohl und ihre Süßkartoffeln ziehen würden!
    Die Felder und Wälder Silberwalds wurden von anderen Ländereien abgelöst, die sich ungleichmäßiger und gröber bearbeitet zeigten. In den Gemüsegärten um die weißgetünchten Hütten waren häufig Frauen am Werk und machten sich an den Beeten zu schaffen. Jenseits der Felder in der Ferne zog sich der Deich hin, den Windungen des Stromes getreulich folgend. Selbst den unerfahrenen Augen Freds blieb es nicht verborgen, daß die Dämme hier viel weniger hoch getürmt den Fluß begleiteten als weiter stromab, wo die großen Plantagen mit ihren Feldern zum Strom hinunterstießen. Der Deich erschien dem Wandernden wie ein langgestreckter Hügel von fünfzehn bis zwanzig Fuß Höhe, der sich in sanftem, grasigem Abhang in die Felder herniedersenkte. Fred dachte sich, wie herrlich es wäre, wenn er Arbeit fände; dann wollte er die Müdigkeit in seinen Beinen auf der Stelle vergessen. Es war spät am Nachmittag; die Sonne stand schon über dem westlichen Ufer des Stromes.
    Die Straße legte sich in eine scharfe Kurve. Als Fred sie durchmessen hatte, blickte er wie von ungefähr wieder zum Deich hinüber – der war da plötzlich schwarz von Menschen.
    Dicht wie Ameisen krabbelten Menschen über die Abhänge. Auf dem Wiesenstreif davor war eine Herde von Zelten versammelt. Auf den Feldern und über den Abhang stolperten Männer hinter Maultieren hier; sie waren vor seltsame Gebilde gespannt, die riesigen Schaufeln glichen. Und auf der Krone des Deichs – so weit man sehen konnte – wurden Sandsäcke über Sandsäcke getürmt und gestapelt. Fred sprang mit einem Satz von der Straße auf den weichen Boden des Pfluglandes und strebte der Stelle zu, wo er die Männer an der Arbeit sah.
    Als er nähergekommen war, blieb er erst einmal stehen, um die Maultiere anzustaunen, wie sie die mächtigen Schaufeln hinter sich her schleppten; vor lauter Neugier vergaß er, wie müde er war. Die Männer errichteten auf der oberen Deichkante einen festen Plankenzaun, drei Fuß hoch etwa; und gegen diesen Zaun wurden Sandsäcke geschichtet, ihn zu verstärken. Hunderte von schwarzen und weißen Männern – so schien es – werkten mit aller Macht. Zunächst fiel keinem der junge Bursche auf. Erst als Fred sich weiter zum Damm schob, brüllte ein Mann ihn böse an: »Scher dich vom Deich weg, Bengel!«
    Fred wollte sich erkundigen, ob er nicht eingestellt werden konnte, aber der Mann trieb sein Maultier an und hörte nicht hin. Fred versuchte sein Heil noch bei einigen anderen, erhielt aber auch nichts weiter zur Antwort als: »Mach, daß du weiterkommst!«
    Schließlich erspähte er einen Neger, der gerade einen Augenblick verschnaufte, um

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