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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Grüße!«
    Er drehte sich lachend um und rief: »Wird geschehen, Schwesterchen!« Dann fragte er:
    »Bist du im Augenblick sehr beschäftigt, Mutter?«
    »Nein. Was gibt es?«
    »Darf ich einen Augenblick bei dir eintreten?«
    »Gewiß.« Er zog die Tür hinter sich ins Schloß.
    »Mutter, ich wollte dir sagen, daß wir den sechsten Dezember als Hochzeitstag festgesetzt haben. Ann möchte gern, daß wir an die Golfküste reisen. Im Norden wird es zu kalt sein.«
    Frances hatte an ihrem Schreibtisch Platz genommen und blätterte geistesabwesend in einem Kontobuch: »Gewiß! Wie lange gedenkt ihr, unterwegs zu sein?«
    »Einen Monat etwa.«
    »Das ist eine lange Reise für diese Jahreszeit. Du wirst dann schwerlich wieder hier sein, wenn das Pressen des Zuckerrohrs beginnt.«
    Denis lächelte: »Diesmal mögen sie ohne mich anfangen. Schließlich heiratet man nicht oft. Ann ist so gern an der See.«
    »Wahrscheinlich ist es ihr noch nie in den Sinn gekommen, daß eine kürzere Hochzeitsreise den Verpflichtungen einer Pflanzersgattin besser entspräche!«
    Als sie den Satz kaum ausgesprochen hatte, hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen; aber es war zu spät. Eine dunkle Röte stieg Denis ins Gesicht; er stützte sich mit einer Hand auf die Tischkante und lehnte sich zu ihr hinüber:
    »Mutter, ich möchte nicht ungezogen sein. Aber ich habe dergleichen nun genug angehört; meine Geduld ist am Ende.«
    Sie seufzte: »Mir tut leid, was ich gesagt habe, Denis!«
    »Immer tut dir leid, was du ausgesprochen hast. Warum behandelst du sie nicht ein wenig freundlicher? Wenn schon nicht um ihretwillen, könntest du es wenigstens um meinetwillen versuchen.«
    Frances antwortete gefaßt: »Ich hoffe, daß ich niemals unfreundlich gewesen bin, Denis.«
    »Du behandelst sie so kühl, daß sie die Absicht spüren muß. Sie hat mich schon mehr als einmal gefragt, warum du mit ihr umgehst, als sei sie mit Aussatz behaftet.«
    Das klang nach der Ausdrucksweise Anns. Frances hob die Augen und deckte seine Hand mit der ihren. Sie zwang sich zu einem Lächeln: »Denis, ich habe mich mein Leben lang bemüht, keine jener Mütter zu sein, die sich in die Angelegenheiten ihrer Kinder eindrängen; aber manchmal gelingt es mir nicht ganz. Ich liebe dich und habe vielleicht eine allzu bestimmte Vorstellung von dem Glück, das ich mir für dich wünschte; diese Vorstellung deckt sich offenbar nicht mit deinen eigenen Wünschen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Denis und lächelte nachgiebiger. Dann wurde er wieder ernst: »Früher oder später werde ich dir noch etwas anderes sagen müssen. Ich kann es ebensogut auch gleichtun.«
    »Was ist es, Denis?«
    Er antwortete ohne Zögern, doch langsam, als ob er seine Worte besonders sorgfältig wählte, bevor er sie aussprach: »Es ist mir unklar, warum dir ein so entzückendes und sanftmütiges Geschöpf wie Ann mißfällt. Aber da du nun einmal gegen sie eingenommen bist, werde ich kaum erwarten dürfen, daß ihr beide unter dem gleichen Dach in Frieden miteinander auskommt.«
    Der alten Herrin von Ardeith war, als griffe eine Hand nach ihrer Kehle; aber sie sagte nichts. Dies hatte sie nicht erwartet. Doch konnte sie nicht bestreiten, daß sie, mit den Augen ihres Sohnes betrachtet, vielleicht nichts Besseres verdiente. Er fuhr fort: »Wenn Vater noch am Leben wäre, könnten sich Ann und ich in der Stadt ein Haus nehmen. Doch wie die Dinge liegen, bedarf die Pflanzung meiner ständigen Aufsicht.«
    Frances erhob sich langsam; sie schickte ein stummes Gebet zum Himmel, daß es ihr vergönnt sein möge, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben. Sie antwortete sehr gefaßt: »Ich verstehe, Denis!« Sie blickte ihm geradeswegs in seine klaren, grauen Augen und fuhr fort: »Ich habe ohnehin die Absicht gehabt, mit Cynthia auf Reisen zu gehen. Die Aussprache ihres Französisch muß noch verbessert werden. Gleich nach deiner Hochzeit wollen wir abfahren – und wenn wir wieder nach Amerika zurückkehren, werden wir uns nicht mehr in Ardeith niederlassen.«
    Er lächelte sie an: »Du bist viel klüger, Mutter, als die meisten anderen Leute. Ich danke dir aufrichtig!«
    »Mein liebster Junge!« fuhr Frances fort. Sie nahm seinen Kopf in ihre Hände: »Möge Gott mir helfen, daß ich dich dein eigenes Leben auf deine eigene Weise leben lasse. Nun reite nach Silberwald und sage Ann, ich ließe sie in Liebe grüßen!«
    »Du bist die bezauberndste aller Mütter!« Denis sagte es ernst, beugte sich

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