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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Denis?«
    »Hier bin ich!« hörte sie seine Stimme. Niemals war er ihr so willkommen gewesen. Ohne hinzuschauen, entriß sie Sarah ihre Hand und faßte seinen Arm. »Das Gepäck ist verstaut«, sagte er. »Wir können an Bord gehen.«
    Fest hielt sie seinen Arm. Als sie der Laufbrücke zuschritten, ging ein dichter Regen von Reis über ihnen nieder. Denis lachte, und auch Ann lachte in fast hysterischer Erleichterung. All dies vollzog sich so richtig und regelrecht: wie sie über das Deck des Dampfers lief, der Hochzeitsreis auf ihre Haube prasselte und ihr den Rücken hinunterrieselte. Gemeinsam liefen sie durch den Salon des Schiffes und erreichten ihre Kabine. Denis knallte die Tür zu und schob den Riegel vor.
    »Zentnerweis liegt er an Deck!« rief er, warf den Rock ab und ließ den Reis herniederprasseln. »Kein Mensch wird gehen können, ohne auszugleiten, ehe das Zeug nicht aufgefegt ist.«
    Ann lachte, als sie den Reis aus ihrer Haube schüttelte; sie schob das Hütchen zur Seite, verschränkte ihre Hände in seinem Nacken und blickte ihm in die Augen:
    »Denis, ich liebe dich!«
    Er umarmte sie: »Und ich dich, Liebste, Schönste!«
    »Bis zu dieser Minute, meine ich, habe ich nicht richtig gewußt, wie sehr ich dich liebe!« sagte Ann. »Du bist so gut zu leiden. Du bist so, so – unvermeidlich. Ich weiß immer genau, was du tun wirst, denn es ist immer das, was im Augenblick zu tun ist. Ich freue mich, daß ich dich geheiratet habe.«
    Denis küßte sie. Als sie in seinen Armen lag, überkam Ann das Empfinden, als hätte sie sich in eine Burg zurückgezogen.
V
    D ie Sklaven von Ardeith tanzten und sangen vor dem Haus auf dem Rasen, als Ann heimkehrte. Die ganze Sippe Larne, von Denis' Mutter angeführt, stand unter den Säulen versammelt, sie willkommen zu heißen. Ann errötete weder, noch klopfte ihr das Herz, als sie lächelnd die Küsse der Versammelten entgegennahm. Sie wußte sehr wohl, daß man möglicherweise in ihrem Gesicht nach jenen dunkleren Ringen unter den Augen suchte, die man die Schatten der Storchenflügel nennt. Es bereitete ihr ein geheimes Vergnügen, sie alle mit ihren blühenden Wangen zum Narren zu halten. Noch hatte sie keinen Grund, den Storch zu erwarten, und sie wußte wohl, daß die Verwandtschaft viel zu zurückhaltend war, als daß sie ihre Neugier durch eine unmittelbare Frage verraten hätte.
    Sie trat ins Haus und vertauschte auf ihrem Zimmer das Reisekleid gegen ein solches aus feiner blaugewürfelter Kaschmirwolle mit weißem Batistkragen und langen Ärmeln; in ihr Haar schmiegte sich das Häubchen der verheirateten Frau aus Spitzen und Batist mit blauen Bändern; zum ersten Male hatte sie ihrem eigenen Abendtisch als Hausfrau vorzustehen. Zwanzig Gäste waren versammelt, darunter ihr Vater und Jerry und eine verwirrende Anzahl von Vettern aus beiden Familien. Mrs. Larne, die einen Tag später nach Europa abreisen wollte (Gott sei gepriesen! dachte Ann, fromm wie nie), präsidierte fern von ihr am anderen Ende des Tisches, an Denis' rechter Seite; aber Cynthia saß unmittelbar neben Ann – und war im siebenten Himmel!
    Als sich die Damen erhoben, um abzufahren, schritt Mrs. Larne den Tisch entlang und übergab Ann das Bund mit den Schlüsseln. Ann sagte: »Danke schön« und küßte der Geberin die Stirn. Denis' Oheim brachte noch einmal einen Trinkspruch auf die junge Herrin von Ardeith aus. Ann wartete, bis er geendet hatte, dankte dann allen und schlang die Kette mit den Schlüsseln um ihren Gürtel.
    Das Gewicht der Schlüssel an ihrer Hüfte war ihr höchst unbequem. Sie verabscheute Zeremonien dieser Art. Als sie abends mit Denis die große Treppe aufwärts stieg, fiel ihr Blick auf Napoleon, der gerade in der Halle die Kerzen löschte. Sie lehnte sich über das Geländer, löste die Kette von ihrem Gürtel und rief ihn an:
    »Napoleon, ich habe eine Dame als Haushälterin angestellt; sie wird nächste Woche eintreffen. Du weißt viel besser als ich, wo alles Nötige zu finden ist. Nimm die Schlüssel so lange in Verwahrung.«
    Napoleon formte eine Schale aus seinen Händen; sein dunkles Gesicht zeigte sehr erstaunte Falten: »Ich soll die Schlüssel führen, Mrs. Larne?«
    Sie ließ das Bund in seine Hände fallen. Napoleons Augen glitten fragend zu Denis hinüber. Der lachte in nachsichtiger Liebe:
    »Tu nur, was Mrs. Larne dir aufträgt, Napoleon!«
    Ann schob ihren Arm unter den ihres Gatten und stieg schnell mit ihm die Treppe hinauf.
    Frances hatte in

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