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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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und ging zu Bett, um sein Mittagsschläfchen zu halten.
    Isabel wußte nicht, ob sie sich freuen oder ärgern sollte. Einesteils schmeichelte es ihr nicht wenig, daß der schönste und eleganteste Mann ihrer Bekanntschaft ihr auf eine solche Entfernung hin folgte, andererseits zitterte sie bei dem Gedanken an eine mögliche Gefährdung ihrer Zukunft. Aber was immer sie dachte und fühlte: Kester war da, und er war unwiderstehlich wie immer. Seine Nähe war aufregend und betörend. Kester fragte Isabel, ob sie ihn heiraten wolle.
    Isabel preßte die Hände ineinander und flüsterte, ohne ihn anzusehen: »Ich weiß es nicht. Bitte, laß mir Zeit, ich muß es bedenken, Kester.« Anstatt sie nun zu beschwören, ihr zu sagen, wie hinreißend sie aussähe und daß er nicht ohne sie zu leben vermöchte, stand Kester auf, sah sie einen Augenblick an und bemerkte dann kühl: »Amerikanerinnen pflegen keine Fremden ihres Geldes wegen zu heiraten, Isabel. Das geschieht höchstens anders herum.«
    Sie sprang wütend auf: »Was fällt dir ein – –«
    Er maß sie mit einem ruhigen Blick, in dem leichter Spott funkelte: »Es schickt sich nicht, meine Liebe«, sagte er, »und außerdem möchte es internationale Verwicklungen geben.«
    Und dann plötzlich, bevor sie noch begriff, was ihr da geschah, hatte Kester schon die Arme um sie geschlungen und seinen Mund auf ihre Lippen gepreßt. Da war denn die Schlacht verloren und an Widerstand nicht mehr zu denken. Nach unendlich langer Zeit hörte sie Kester flüstern: »Nun, Isabel, für wie viele Millionen ist dir das feil?«
    Nachdem er schließlich gegangen war, blieb sie in einem Aufruhr der Gefühle zurück. Sie schlief kaum in dieser Nacht. Ihr Verstand revoltierte nach wie vor gegen die Entscheidung ihres Herzens.
    Aber am nächsten Tag war Kester wieder da, und die Seligkeit des Augenblicks war wieder stärker als die Gedanken an morgen und übermorgen.
    Mehrere Wochen lang waren Kester und Isabel wunschlos glücklich. Dann begannen sie sich zu streiten.
    Kester war ein vollendeter Kavalier, höflich und zärtlich zugleich und von einer poetischen Galanterie, dennoch glaubte Isabel zu fühlen, daß er insgeheim nicht eben hoch von ihr denke. Mit welchen Fehlern er übrigens immer behaftet sein mochte, eines war sicher: Er war nicht käuflich. Er nahm das Leben hin als eine herrliche Gottesgabe und freute sich vorbehaltlos an allem, was es ihm bot, aber er hätte niemals um irgendeines Vorteiles willen seine persönliche Integrität verkauft. Er wußte, daß Isabel ihn liebte, und wenn sie in seinen Armen zitterte, so betrachtete er das als einen so natürlichen wie wunderbaren Vorgang. Aber wenn dieses gleiche Mädchen, seinem natürlichen Gefühl zum Trotz, einen Millionär heiraten wollte, aus keinem anderen Grunde, als weil er Millionär war, dann sah er darin nichts anderes als ganz gewöhnliche Prostitution. Oft, wenn Isabel ihn heimlich betrachtete, hatte sie ihn im Verdacht, daß er mit einer Art schadenfrohen Triumphes an Herrn Schimmelpfeng denke; sie nahm ihm das nicht einmal sonderlich übel, kicherte sie doch selbst zuweilen bei dem Gedanken, daß der millionenschwere Deutsche eines Tages nicht mehr alles bekäme, wofür er bezahle.
    Solange also Kesters innere Heiterkeit sich nur auf Herrn Schimmelpfeng bezog, machte ihr das nicht viel aus. Aber allmählich kam sie dahinter, daß er sich heimlich auch über sie selbst belustigte, und das ertrug sie nicht. Hunderte von jungen Männern hatten ihr zu Füßen gelegen und ehrfürchtig ihrer Schönheit gehuldigt, und da war nun einer, der über sie zu lachen wagte? Der Gedanke brachte sie zur Weißglut, der innere Grimm färbte auf ihre Stimmung ab und begann schließlich selbst die zärtlichsten Stunden zu verbittern. Sie begannen sich immer häufiger zu zanken; irgendeine Nichtigkeit konnte zu langen erbitterten Streitgesprächen führen und außerhalb der Liebesseligkeit, die sie immer wieder zusammenriß, gab es schließlich kaum noch einen Punkt der Übereinstimmung zwischen ihnen. Kester war es, der der unerträglichen und ständig wachsenden Spannung dann eines Tages ein Ende machte, indem er nach einem heftigen Zank kurz entschlossen seine Koffer packte und abreiste.
    Isabel kam eine Woche später nach Hause zurück. Sie blieb gerade so lange in Dalroy, um ihre Sachen in Ordnung zu bringen, bevor sie nach New York fuhr. Kester sah sie nur ein einziges Mal. Er ritt durch die Stadt, und als er sie plötzlich aus

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