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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Baumwoll-Exportfirma des Onkels in Geschäftsbeziehungen stand.
    Es war kein Zweifel, daß Herr Schimmelpfeng Isabel Valcour bewunderte. Er überschüttete sie mit Aufmerksamkeiten aller Art und erwies sich in seinen Bemühungen um ihre Gunst als so hartnäckig, daß sie schließlich aufmerksam wurde und Erkundigungen anzustellen begann. »Wie«, fragte der Onkel, »kennst du die Schimmelpfengs nicht?« Nein, sie kannte sie nicht. »Aber mein liebes Kind«, sagte der Onkel, »das ist eine Weltfirma: Schimmelpfeng Färbereien, Schimmelpfeng Textilien, Schimmelpfeng Kurzwaren; das sind Bezeichnungen für ebensoviel Millionen!«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Isabel.
    Millionen? Eine gute alte Familie, eine angesehene Weltfirma, eine wichtige Geschäftsverbindung ihres Onkels? Was wollte man eigentlich weiter? Ich werde noch netter zu ihm sein, dachte Isabel; wie gut, daß ich ihn immer höflich und freundlich behandelt habe! Onkel und Tante zeigten sich entzückt.
    An diesem Abend war Tanz im Landhaus, und obwohl Schimmelpfeng etwas schwerfüßig war, ließ sich Isabel, die bessere Tänzer gewöhnt war, nicht beirren. Sie quittierte Herrn Schimmelpfengs schmachtende Blicke mit einem glühenden Aufblitzen ihrer märchenhaft schönen Augen und bewies ihm soviel Entgegenkommen, wie eine junge Dame der guten Gesellschaft einem europäischen Millionär gegenüber sich eben noch erlauben konnte. Gegen Mitternacht war an der völligen Verzauberung des Herrn Schimmelpfeng schlechterdings nicht mehr zu zweifeln. In seinem ein wenig harten Englisch sprach er Isabel sein Bedauern darüber aus, daß sie so bald schon wieder nach dem Süden zurückzukehren gedenke. Und er zeigte sich entzückt, als er vernahm, daß sie schon im November zurückkommen und dann den Winter bei ihrer Tante verbringen wolle. Oh, wirklich? Sie würde wiederkommen? Herr Schimmelpfeng beabsichtigte eigentlich, im Herbst eine Reise nach dem Westen anzutreten, um das zauberhafte Kalifornien kennenzulernen, aber wenn Miß Valcour im November nach New York käme –
    Miß Valcour schlug verschämt ihre süßen, haselnußbraunen Augen nieder.
    Als sie hinterher in ihrem Zimmer war, setzte sie sich nieder und begann die Situation zu überdenken. Herr Schimmelpfeng war nicht mehr besonders jung. Er war hoch in den Dreißigern, wirkte aber älter; ein ernster, seriöser Geschäftsmann, von dem man sicher sein konnte, daß sich sein beträchtliches Vermögen bei seinem Tode verdoppelt haben würde. Kein Vergleich mit Kester Larne, bei dem kein Zweifel daran bestand, daß er den kümmerlichen Rest seines zusammengeschmolzenen Besitzes auf elegante Manier durchbringen und bedenkenlos so viele Schulden machen würde, wie er mit seiner Überredungskunst Kredit zu erlangen vermochte. Oh, er war ganz anders als Kester, dieser Schimmelpfeng aus Deutschland, ganz anders. Kester verstand eine riesige Gesellschaft sprühend zu unterhalten, Kester steckte immer voll gutem Humor, seine Laune schien durch nichts zu erschüttern; Kester hatte einen muskulösen, sonnenverbrannten Körper, Kester war umstrahlt von dem unzerstörbaren Hauch ewiger Jugend. Von alledem war bei Herrn Schimmelpfeng wenig die Rede.
    Und wie sie so dasaß und an Kester dachte, da fühlte sie sich wieder von seinen Armen umschlungen und fühlte nachempfindend seinen Kuß. Ihr wurde schwindlig, und sie vermochte an Schlaf nicht zu denken. Erst als der erwachende Morgen den Himmel rötete, ließ sie sich fallen, und noch im Traum verfolgte sie der sinnverwirrende Gegensatz zwischen Kester Larnes bezauberndem Charme und Herrn Schimmelpfengs lockenden Millionen.
    Bald nach dieser Nacht wurde es Zeit für sie; nach Hause zu fahren. Sie sagte Herrn Schimmelpfeng »Auf Wiedersehen!« und machte ihn noch einmal durch ein verheißungsvolles Aufblitzen ihrer Augen glücklich. Herr Schimmelpfeng hatte ihr eine Woche lang jeden Morgen eine Gardenie geschickt. Die letzte Gardenie, die sie während der Fahrt tragen sollte, gab er ihr selbst. Aber als dann der Zug in Dalroy einlief, da war Kester Larne mit der Kutsche am Bahnhof. Sein Lächeln strahlte in dem Halbdunkel der kleinen Bahnhofshalle wie ein Licht. Ganz offensichtlich war Kester beglückt, Isabel wiederzuhaben. Er fuhr sie nach Hause und saß dann noch ein Weilchen bei ihr. Die Stadt sei dumpf, trist und langweilig ohne sie gewesen, versicherte Kester; Tag für Tag sei er ihrem Vater lästig gefallen, um zu erfahren, wann sie zurückkäme. »Nun erzähle

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