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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sich Kester außerhalb des Hauses, oder er hat es voller Leute. Allein ist er schwer zu denken, er muß immer Menschen um sich haben.«
    »Mögen Sie keine Menschen um sich herum?« fragte Kester.
    »Oh, einige schon, selbstverständlich. Aber beileibe nicht jeden.«
    »Denken Sie an, ich wohl«, sagte Kester. »Klug oder dumm, es macht mir nichts aus. Kluge Leute sind unterhaltend, und dumme verschaffen mir ein erfreuliches Überlegenheitsgefühl.«
    Lysiane strahlte ihn an; auch sie, die Mutter im Banne seiner Unwiderstehlichkeit.
    »Wo seid ihr eigentlich während des ganzen Nachmittages gewesen?« fragte Kester.
    Lysiane verzog ein wenig den noch immer reizvollen kleinen Mund. »Oh«, sagte sie, »wir haben einige Besuche gemacht und waren zuletzt bei Sylvia.«
    Denis hüstelte; offenbar amüsierte er sich.
    »Verzeihen Sie, Miß Eleanor«, sagte Kester, »aber wir haben so viele Vettern und Basen, daß es schwer ist, sie auseinanderzuhalten. Und es sind ein paar nicht eben erfreuliche Typen darunter.«
    »Was meinen Sie, Miß Upjohn«, lächelte Denis Larne, »sind Vettern und Basen nicht überall die gleiche Rasse?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Eleanor, »ich habe keine.«
    »Keine Vettern?« rief Kester. Der Zustand schien ihm unfaßlich.
    »Nein«, versetzte Eleanor ruhig, »da sowohl mein Vater als meine Mutter keine Geschwister haben.«
    Kester ließ einen Seufzer hören. »Offenbar ahnen Sie nicht, wie glücklich Sie wegen dieses Mangels zu preisen sind«, sagte er.
    Eleanor sah ihn etwas verwundert an. »Warum? Ich denke es mir im Gegenteil sehr nett, eine große Familie zu haben. Selbst hatte ich mich insoweit nie zu beklagen, weil ich fünf eigene Geschwister habe, aber meine Mutter, die ganz allein aufgewachsen ist, beklagt sich noch jetzt oft darüber.«
    »Und sie hat zweifellos recht«, sagte Lysiane. »Ich denke es mir entsetzlich, ganz einsam zu sein, ohne einen Menschen, der zu einem gehört. Wo ist Ihre Frau Mutter aufgewachsen? Bei entfernten Verwandten?«
    Eleanor erwiderte den freundlich forschenden Blick der alten Dame mit ruhiger Höflichkeit: »Nein, Madam, in einem Waisenhaus in New Orleans.«
    In Lysianes Augen trat ein Ausdruck hilflosen Entsetzens. »Nicht möglich!« stammelte sie.
    »Oh, es war wohl nicht gar so schlimm«, versetzte Eleanor gleichmütig. »Mutter sagt immer, man sei dort sehr gut zu den Kindern gewesen.«
    »Die Zeiten waren so schwierig«, seufzte Mr. Larne, offensichtlich bemüht, eine Brücke zu finden, »jedermann war damals in Verlegenheiten, die er nicht zu meistern wußte.«
    »Oh, ich erinnere mich«, fiel seine Gattin ein, »es war die Zeit der politischen Abenteuer. Ich denke mit Schrecken daran. Als ich ein kleines Mädchen war, war ein neues Kleid ein außerordentliches Ereignis.«
    Eleanor dachte an das vergrabene Kaffeeservice. »Es muß eine phantastische Zeit gewesen sein«, sagte sie. »Wir sprachen vorhin noch darüber, daß die ›gute alte Zeit‹ wohl auch ihre besonderen Schwierigkeiten gehabt hat.«
    »Zweifellos«, sagte Kester. »Ich für meine Person bin jedenfalls froh, jetzt zu leben. Möchten Sie das von sich selbst nicht auch sagen, Miß Eleanor?«
    »Ich habe, offen gestanden, niemals darüber nachgedacht«, erwiderte Eleanor. »Jedenfalls bin ich froh, nicht die Kleider von damals tragen zu müssen. Wenn ich mir vorstelle, ich müßte immer in solchen Reifröcken und Turnüren herumlaufen – es wäre entsetzlich!«
    »Ich kann es gar nicht«, erklärte Lysiane. »Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, wie man in einem so engen Rock laufen kann, daß man fast an den Füßen gefesselt ist.«
    Eleanor lachte. »Nun«, sagte sie, »in einem engen Rock kann ich immerhin sitzen, aber ich habe nie begriffen, wie man mit einer Turnüre unter dem Kleid sitzen konnte.« Sie stellte ihr Glas auf das Tablett. »Mrs. Larne« – sie erhob sich –, »es war sehr liebenswürdig von Ihnen, mich zu bewirten, aber nun muß ich gehen.«
    Lysiane fragte höflich, ob sie nicht noch zum Abendessen bleiben wolle, aber Eleanor dankte. Sie verabschiedete sich von den alten Herrschaften, und Kester brachte sie zum Auto zurück, nachdem Cameo ihr in den Mantel geholfen hatte.
    Während sie dem Lager zufuhren, sprachen sie nicht viel. Nur kurz vor dem Ziel sagte Kester: »Darf ich Sie morgen wiedersehen?«
    Sie lächelte: »Das wäre ein wenig schnell.«
    »Keineswegs zu schnell«, sagte er. »Ich habe Jahre gewartet, um einem Mädchen wie Ihnen zu

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