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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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hierzulande hatte bisher so eine gute Zeit.
    Der Verkäufer erschien, und sie beauftragte ihn, ihr eine Packung Gesichtspuder und ein Glas Limonade zu bringen. Das Wetter war bereits sommerlich warm; die Limonade in dem beschlagenen Glas war kühl und erfrischend. Als sie den Strohhalm in den Mund nahm, sah sie Isabel Valcour mit einem blauen Leinensonnenschirm über der Schulter die Straße entlangkommen. Eleanor hatte Isabel seit langer Zeit nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich wird sie von der Langeweile geplagt, dachte sie, während sie Isabel beobachtete, die auf den Drugstore zuging. Isabel warf mit Blicken um sich, als schaue sie nach Müßiggängern aus, die Lust hätten, einen Nachmittag mit ihr zu verbringen.
    Zwei schmutzige kleine Knirpse kamen von der anderen Seite her den Bürgersteig heraufgeschlendert. Sie sahen Eleanor, die in ihrem Auto saß und die Limonade schlürfte. Sahen den eleganten, glänzenden Wagen, die neben Eleanor aufgetürmten Pakete und grinsten ihr frech ins Gesicht. Der Größere der beiden steckte, als sie vorbei waren, die Hände in die Hosentaschen und begann lärmend zu singen:
    »Seht des Armeelieferanten einzige Tochter,
sie verschwendet ihr Geld,
sie verschwendet ihr Geld …«
    Isabel sah auf, stockte und brach in schallendes Gelächter aus. Gleich darauf drehte sie sich um und senkte den Sonnenschirm, um ihr lachendes Gesicht zu verbergen, aber ihre Schultern zuckten wie bei einer Sängerin. Offenbar einen verwandten Geist ahnend, näherten sich ihr die beiden Burschen, und der eine von ihnen sprach sie vertraulich grinsend an.
    »Lady«, sagte er, »geben Sie mir einen Nickel. Ich möchte eine Vorstellung besuchen.«
    »Einen Nickel wollt ihr?« lachte Isabel, »ihr sollt ihn haben.« Eleanor hörte ihrer Stimme an, daß sie sich amüsierte. Isabel öffnete ihre Handtasche und gab jedem der Bengel einen Nickel. Die Knirpse zogen ab, und Isabel verschwand in dem Drugstore. Eleanor drückte auf das Horn.
    Sie war beschämt über ihre augenblickliche Verwirrung. Es war idiotisch, sich durch die Albernheiten eines Straßenjungen und das Gelächter der Dame Isabel belästigt zu fühlen. »Vielen Dank, Mrs. Larne, geben Sie uns bitte bald wieder die Ehre!« sagte der Sodaverkäufer, als sie ihm das Glas zurückgab, und Eleanor brachte es fertig, ihn anzulächeln. Aber als sie dann zur Plantage zurückfuhr, überkam sie doch wieder der Zorn, und sie schrie mehrmals laut Isabels Namen heraus, während sie durch die Stadt und die eichengesäumte Uferstraße fuhr, auf beiden Seiten von ihren Baumwollfeldern begrenzt. Der Anblick der Baumwollpflanzen beruhigte sie. Sie verglich ihre eigene Leistung mit Isabels trägem und nutzlosem Leben und lächelte, als sie ins Haus ging.
    Wyatt wartete auf sie. Eleanor war ein wenig überrascht, ihn zu sehen, denn er kam selten ins Haus.
    Das Lächeln, mit dem er sie begrüßte, war noch düsterer als gewöhnlich. »Mrs. Larne«, sagte er, »ich möchte Sie nicht erschrecken, aber ich glaube, es wäre gut, wenn wir uns bald darum kümmerten, die Pflücker zusammen zu bekommen. Einige von den Leuten sind erkrankt.«
    »Erkrankt? Was haben sie?«
    Er blickte auf seine staubigen Stiefel. »Ja, Madam«, sagte er zögernd, »ich weiß nicht recht, was es ist. Sie reden von der ›Spanischen Grippe‹.«
    »Spanische Grippe? Davon habe ich nie etwas gehört. Aber ich danke Ihnen, daß Sie es mir sagten. Ich werde den Arzt kommen lassen. Im übrigen brauchen Sie sich, glaube ich, nicht zu sorgen. Wir haben noch reichlich Zeit bis zur Ernte.«
    »Ich weiß doch nicht, Madam«, sagte Wyatt. »Es scheint, daß eine Menge Menschen hier herum erkrankt sind. Und ich dachte, es wäre besser, wenn Sie es wüßten.«
    Sie dankte ihm abermals, und Wyatt ging. Eleanor nahm den Telefonhörer ab und rief Bob Purcell an.
    »Kannst du morgen zu uns herunterkommen, Bob?« fragte sie.
    »Natürlich komme ich. Was ist los?«
    »Nichts Persönliches. Aber einige meiner Schwarzen haben so eine neumodische Krankheit.«
    »Doch nicht Grippe?« fragte Bob.
    »Was?«
    »Spanische Grippe, meine ich.«
    »Ja, Wyatt nannte es so. Warum fragst du?«
    »Weil diese Seuche augenblicklich ziemlich grassiert.«
    »Ist das etwas Ernstes? Was ist es überhaupt?«
    »Ja, ich weiß nicht. Ich kann dir beide Fragen nicht beantworten«, sagte Bob offen, »aber ich komme natürlich.«
    Am nächsten Morgen besuchte Dr. Purcell die Arbeiterquartiere und kam anschließend ins Haus. Er trug eine

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