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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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ging in die Halle hinaus und zermarterte sich den Kopf darüber, wie sie an Baumwollpflücker kommen könne. Auf der Galerie quengelten die Kinder. Sie besänftigte sie, ermüdet, wie sie war, und eine in die Küche, um Fleischbrühe zum Abendbrot zu machen. Der Haushalt befand sich in einem ähnlichen Zustand wie ihre Nerven; Dilcy und Mammy waren noch nicht imstande, wieder zu arbeiten, dazu waren noch zwei weitere Mädchen an der Grippe erkrankt und nach Hause geschickt worden. Die gesund gebliebene Dienerschaft konnte die Arbeit einfach nicht bewältigen; alle Möbel waren mit dicken Staubschichten bedeckt, und die Spielsachen der Kinder lagen auf dem Fußboden verstreut, weil niemand Zeit hatte, sie aufzuheben. Eleanor hatte Unordnung um sich herum nie ertragen können; jetzt, mit den Staubschichten überall, mit den unruhigen und ungebärdigen Kindern und mit den Sorgen um die Plantage, fühlte sie sich bis zur Unerträglichkeit gereizt.
    Sie gab den Kindern ihr Abendbrot; die waren durch Mammy grenzenlos verwöhnt, Mammy pflegte ihnen immer besonders leckere Sachen zu kochen, jetzt nörgelten sie herum und wollten nicht essen. Eleanor zitterte und mußte sich gewaltsam beherrschen, um nicht aufzuschreien. Nachdem sie die Kinder endlich zu Bett gebracht hatte, ging sie in die Küche zurück, um selber einen Bissen zu essen. Sie stand noch am Tisch und aß eine Maisspeise gleich aus der Schale heraus, als Bob Purcell erschien, um nach den kranken Hausnegern zu sehen. Violet befand sich in seiner Begleitung; sie pflegte neuerdings sein Auto zu fahren, damit er sich wenigstens während der Fahrten ausruhen konnte.
    Während Bob bei den Erkrankten war, saßen Eleanor und Violet einander in dem unaufgeräumten Wohnzimmer gegenüber. Beide waren zu müde, um viel zu reden. Violet hatte ihren Bruder seit dem frühen Morgen ununterbrochen von Haus zu Haus gefahren.
    »Ich versuche manchmal, mir den Himmel vorzustellen«, seufzte sie, »und ich sehe ihn dann als einen Ort, wo man weißes Brot essen, eine ganze Tonne Kohlen auf einmal kaufen und morgens in der Zeitung lesen kann, daß der Krieg vorbei ist.«
    Eleanor antwortete nur mit einem bösen Lachen.
    Bob kam zurück und gab Eleanor eine Anzahl neuer Grippemasken. Sie möge ja täglich ihr Eisenpräparat einnehmen, sagte er.
    Sie antwortete mit einem gequälten Lächeln: »Ich habe schon so viel Eisen eingenommen, daß man eine Lokomotive davon bauen könnte.«
    »Leider sieht man es dir nicht an«, versetzte Bob.
    Eleanor brachte beide zur Tür. Violet legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter. »Laß dich nicht zu sehr quälen«, sagte sie. »Du wirst das schon durchstehen. Du gehörst, Gott sei Dank, zu den Menschen, die überall durchkommen.«
    Eleanor antwortete nicht. Sie schloß die Tür hinter den Geschwistern und ging in ihr Zimmer hinauf, wo sie sich quer über das Bett legte, die Hände auf die pochenden Schläfen gedrückt. Die überall durchkommen! dachte sie. Kein Mensch denkt daran, daß auch unsereiner einmal einen Punkt erreichen könnte, wo er nicht mehr weiter weiß, wo er sich fallen lassen und an der Brust eines Stärkeren ausruhen möchte.
    Als sie am nächsten Morgen ihr hageres Gesicht im Spiegel erblickte, erschrak sie. Es hielt sie nicht im Haus; sie mußte einen Platz finden, um ruhig nachdenken zu können. Sie befahl Bessy, bei den Kindern zu bleiben, holte das Auto aus der Garage und fuhr langsam der Stadt zu. Das Autofahren tat ihren Nerven gut; es zwang sie, alle Aufmerksamkeit auf die Straße zu richten, und zwang ihre jagenden Gedanken zur Ordnung.
    Von allen Litfaßsäulen schrien ihr grelle Aufrufe und Proklamationen entgegen. Gemalte Soldaten grinsten sie an, von gemalten Müttern mit stolzen Blicken betrachtet. Sonderbar, dachte sie, alle diese Burschen sind achtzehn, neunzehn Jahre alt, und alle ihre Mütter sehen aus, als wären sie achtzig. Es war nur ein flüchtiger Gedanke im Vorüberfahren; die Baumwolle und die Pflückernot schoben sich gleich wieder in den Vordergrund. Da waren Plakate, auf denen klassisch schöne Frauen in griechischen Gewändern mit Fahnen winkten; sie forderten mit dem Pathos ihrer Schönheit zur Zeichnung von Freiheitsobligationen auf. Andere verlangten, daß jede Frau in das Rote Kreuz einzutreten habe. Präsident Wilson und Herbert Hoover sahen ernst auf sie herab und verkündeten:
    »Brot und Fleisch werden den Krieg gewinnen! Verschwende nichts!«
    »Jeder Haushalt, der Maismehl verwendet,

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