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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Gazemaske über dem Mund und machte ein sehr ernstes Gesicht.
    Die Sache sei schlimm, sagte er, und Eleanor müsse unbedingt auch eine Maske tragen, wenn sie mit den Negern in Berührung komme, und die Kinder müsse sie innerhalb der Grenzen des Parkes lassen. Niemand wisse, wie gefährlich die Krankheit sei, aber in keinem Fall dürfe man sorglos sein. Eleanor versprach aufzupassen und befahl, daß die Schüsseln und Teller der Kinder mit antiseptischer Seife abgewaschen werden sollten, bevor sie ihre Mahlzeiten einnähmen.
    Am nächsten Tage rief Neal Sheramy an, um eine Einladung für den folgenden Sonntag rückgängig zu machen. Klara hatte ein Abendessen geplant, aber nun war Klara plötzlich erkrankt – »die sonderbare Krankheit, die augenblicklich jeder zu kriegen scheint«, sagte Neal, »die Grippe.«
    Eleanor war nicht sehr betroffen von der Mitteilung, denn Klara verbrachte die Hälfte ihres Lebens damit, etwas aufzufangen und andere anzustecken. Manchmal schien ihr das sogar Spaß zu machen. Aber als Eleanor einen Brief ihres Vaters erhielt, der ihr mitteilte, daß ihre Schwester Florence schwer von der Krankheit betroffen sei, begann sie sich ernsthaft Sorgen zu machen, denn wie alle anderen Upjohns war Florence sozusagen niemals krank gewesen. Eleanor schrieb nach Hause, daß sie gern kommen würde, um die Kranke zu besuchen, aber ihre Mutter antwortete ihr mit einem zugestellten Brief und bat sie, den Besuch zu unterlassen. »Du kannst das Risiko nicht auf Dich nehmen, die Spanische Grippe nach Ardeith zu schleppen zu Deinen Kleinen«, schrieb sie. »In New Orleans ist kaum ein Haus verschont; es ist eine sehr böse Sache.«
    Eleanor telefonierte mit Wyatt. Der Verwalter sagte, er tue sein Möglichstes, aber wenn das so weitergehe, wisse er nicht, woher sie die Hände nehmen sollten, um die Baumwolle zu pflücken.
    Eleanor ließ sich das Pferd satteln und ritt durch die Felder. Die Baumwollpflanzen trugen kleine grüne Kapseln. Bald würden sie aufspringen, und dann war es soweit. Baumwolle konnte nicht warten, wenn sie nicht verderben sollte. Aber wer, um alles in der Welt, sollte sie pflücken? Schon im letzten Jahr war es schwer gewesen, Pflücker zu bekommen, und da herrschte allgemein der normale Gesundheitszustand. Es riß und zerrte an ihren Nerven, sie hätte am liebsten ihre Verzweiflung hinausgeschrien. Ihre Arbeiter waren gut ernährt und bewohnten gute, wohnliche Hütten, sie taten die gesündeste Arbeit im Freien, aber Wyatt sagte, sie seien anfällig wie alte Männer. Und diejenigen, die bisher von der Krankheit verschont geblieben waren, standen mit düsteren Begräbnismienen umher, flüsterten miteinander und zeigten gar keine Neigung, zu arbeiten.
    In den folgenden Wochen mußte Eleanor Bob Purcell häufig bitten, die Plantage zu besuchen. Er konnte längst nicht so oft kommen, wie sie wollte, denn er arbeitete vom Morgengrauen bis in die Nacht hinein. Sein Gesicht war schmal und hager geworden; er hatte dunkle Ringe unter den Augen. »Wann hat die Krankheit eigentlich begonnen?« fragte sie ihn eines Morgens.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Bob.
    »Hast du etwas gehört? Es gibt Leute, die sagen, deutsche Spione befänden sich im Land oder seien wenigstens hier gewesen.«
    Er zuckte die Achseln: »Das möchte glaubwürdig sein, wenn die Spanische Grippe nicht gleichzeitig in China, Schweden, auf den Fidschi-Inseln und auch in Deutschland ausgebrochen wäre.«
    »Was können wir tun, um uns davor zu schützen?«
    Bob atmete schwer. »Eleanor, ich weiß noch nicht, was es eigentlich ist, und demzufolge auch nicht, wie man sich davor schützen und was man zur Heilung tun kann. Niemand weiß es. Wenn du davon befallen werden solltest, lege dich zu Bett und bleibe darin, bis es dir wieder besser geht.«
    Ihre Hände verklammerten sich. »Und es ist fast Zeit, mit dem Pflücken der Baumwolle zu beginnen«, sagte sie, »was soll ich nur tun?«
    »Mein Gott, Eleanor«, sagte Bob, »es handelt sich hier nicht um Baumwolle, die gepflückt oder nicht gepflückt wird, es handelt sich um Leben oder Tod! In einigen Städten können schon keine Särge mehr geliefert werden.«
    Er verließ sie. Eleanor ging die ganze Nacht in ihrem Zimmer auf und ab, zu ruhelos, um schlafen zu können. Sie hatte einiges über Seuchen gelesen: der Schwarze Tod in Europa, das schreckliche gelbe Fieber, das sich über amerikanische Häfen ergoß, bevor irgend jemand wußte, daß Moskitos nicht nur harmlose Insekten

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