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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Cornelia.«
    »Kompanie halt!« befahl Cornelia. Philip stand und hielt krampfhaft seinen Besen hoch, der größer war als er selbst, und Cornelia kam auf die Mutter zu. »Ich bin der Hauptmann«, sagte sie, »was willst du?«
    Eleanor zeigte ihr das Bild. Es war eine gute Aufnahme. Anstatt wie die meisten Männer beim Photographieren mit Siegerblick in die Kamera zu starren, zeigte Kesters Gesicht ein freundliches Lächeln. Auch Cornelia lächelte, als sie das Bild sah, und in ihren Augen glänzte es auf. Sie hatte wunderschöne dunkle Augen.
    »Das ist Vater!« rief sie aus. Sie strahlte das Bild an. »Hübsch sieht er aus.«
    Wie immer, wenn Cornelia ein Bild ihres Vaters betrachtete, wurde Eleanor von leisen Neidgefühlen erfaßt. Cornelia konnte noch nicht wissen, daß das Haus, in welchem sie lebte, und der Luxus, der sie umgab, nicht ihres Vaters Charme, sondern der zähen Kraft ihrer Mutter zu verdanken war. Sie schien es offenbar für selbstverständlich zu halten, daß ihre Mutter immer müde und abgespannt aussah und viel zu beschäftigt war, um mit ihr spielen zu können, und lebte deshalb in der Erinnerung an ihren Vater. Sie sah jetzt auf Eleanor und fragte:
    »Wann kommt Vater nach Hause?«
    »Wenn der Krieg zu Ende ist, mein Herz.«
    »Papa schießt Deutsche!« sagte Cornelia.
    Eleanor rief auch Philip herbei, um ihm das Bild zu zeigen. Philip betrachtete es sehr ernst und sagte: »Soldat.« Er war zwei Jahre alt und konnte sich nicht mehr an Kester erinnern. »Vater, Philip!« korrigierte Cornelia heftig.
    »Ich bin ein Soldat«, sagte Philip.
    »Ja, Philip«, sagte Eleanor, »du bist ein Soldat, und dein Vater ist auch ein Soldat.«
    Sie begannen wieder zu singen und zu marschieren. Eleanor, die einiges in der Stadt zu erledigen hatte, ging die Treppe hinauf, um sich umzuziehen. Sie ging in Kesters Zimmer und blieb einen Augenblick vor seiner Kommode stehen. Ach, sie sehnte sich nach ihm. Seine Sachen lagen säuberlich aufgeschichtet in den Schubladen, viel zu ordentlich, um auf seine Anwesenheit schließen zu lassen. Zwischen seinen Taschentüchern lag das kleine Silbermesser mit seinem Namenszug auf der Schale. Eleanor nahm es auf und küßte es; sie erinnerte sich, daß das kleine Messer der erste Gegenstand aus seinem Besitz war, den sie in der Hand hatte.
    Vom Fenster aus vermochte sie über die Felder zu sehen. Sie versprachen auch in diesem Jahr wieder einen Gewinn abzuwerfen, der sie in heimlichem Triumphgefühl erschauern ließ. Oh, sie hatte wohl etwas geleistet, seit Kester Ardeith verließ.
    Während sie sich in ihrem eigenen Zimmer umkleidete, wurde sie durch den einfachen Vorgang des Kleiderwechselns daran erinnert, wie gut sie daran getan hatte, die Inneneinrichtung des Hauses zu modernisieren. Sie liebte das seidige Gefühl des lauwarmen Wassers in ihrer schönen Badewanne, die Bequemlichkeit ringsum, die die Pflege des Körpers zu einer Freude machten; sie stand vor dem Spiegel und freute sich an der indirekten Seitenbeleuchtung. Sie war keine hinreißende Schönheit, nein, aber sie war eine gut aussehende junge Frau, groß und schlank, mit einer gut proportionierten Figur, und sie wußte sich sehr geschickt und vorteilhaft zu kleiden. Es war gut, sich wieder hübsch und ansprechend kleiden zu können, ein Kleid aus braunem Taft mit einem dazu passenden Hut zu tragen, dazu Schuhe und Handschuhe aus champagnerfarbenem Ziegenleder, die immer aussahen, als ob sie sie noch niemals angehabt hätte. Es war gut, in einem kleinen eleganten Wagen in die Stadt fahren zu können, erfolgreich zu sein und zu wissen, daß man gut aussah.
    Alle Geschäftsleute beeilten sich heute, sie zu bedienen, sie zeigten sich höflich und ehrerbietig. Sie erinnerte sich daran, daß die gleichen Kaufleute vor drei Jahren ihren Kredit gesperrt hatten, weil sie ihre Schulden nicht zu bezahlen vermochte. Die Stadt machte einen blühenden Eindruck. Die Geschäfte waren voll von Kunden und die Straßen voller Autos. Im Park tummelten sich Kinder; Mädchen spazierten unter Sonnenschirmen, die zu den Kleidern paßten, und lachten und scherzten unter der strahlenden Sonne. Jedermann schien guter Laune zu sein. Die Palmen raschelten mit den Blättern und schienen zu flüstern: »Baumwolle – dreißig Cents!« – zweiunddreißig Cents! korrigierte Eleanor bei sich, während sie vor einem Drugstore parkte und nach der Bedienung hupte. Zweiunddreißig Cents, und die Tendenz ist weiterhin steigend. Wahrhaftig, niemand

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