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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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andauerte, sah sich Eleanor schließlich genötigt, Bob Purcell aufzusuchen, um seinen ärztlichen Rat in Anspruch zu nehmen. Bob legte zwei Finger an ihren Puls und schüttelte mit vorwurfsvollem Lächeln den Kopf. Er machte ein Gesicht wie ein Schulmeister.
    »Wenn die geringste Chance bestände, daß du auf mich hören würdest«, sagte er, »dann würde ich dir in dringendster Form raten, dich für einen Monat ins Bett zu legen.«
    »Rede keinen Unsinn«, sagte Eleanor, »ich kann meine Plantage nicht im Stich lassen.«
    Er zog ihr unteres Augenlid herunter und sah nach den Blutäderchen. »Hast du jemals etwas von dem Iren gehört«, sagte er, »der erklärt hatte, er wolle lieber für fünfzehn Minuten ein Feigling sein als tot für den Rest seines Lebens?«
    »Ich glaube nicht, daß ich in der Gefahr schwebe zu sterben«, versetzte Eleanor.
    »Ich weiß nur, daß du hochgradig anämisch bist«, sagte Bob. Er gab ihr ein Eisenpräparat und genaue Verhaltensmaßregeln. Eleanor nahm das Eisen, fand aber bald, daß die Verhaltensmaßregeln aus lauter Unmöglichkeiten bestanden: neun Stunden Nachtschlaf, mindestens zwei Stunden Mittagsschlaf und ähnliches. Sie zuckte die Achseln und ignorierte die Verordnung. Als sie bald darauf wieder einen Brief von Kester erhielt, fühlte sie sich sogleich um so vieles besser, daß sie überzeugt war, sie habe keine Anämie, nur ihre Nerven hätten ein wenig versagt.
    Kester war in Frankreich; den Ort konnte er ihr nicht nennen, aber nach seinen Beschreibungen befand er sich in einer lieblichen Gegend, vom Geschützfeuer zerzaust, aber von Frühlingsdüften erfüllt.
    »Ich fahre ein Auto«, schrieb er, »ich fahre Oberste und Stabsoffiziere, befördere Nachrichten und Proviantnachschub. Im allgemeinen genügt es der Armeeführung, wenn ein Bursche zwanzig Jahre lang Barmixer war, um ihn zum Koch zu ernennen; immerhin haben einige Leute meine besonderen Talente schätzengelernt. Hier zu fahren ist ein sonderbares Geschäft. Vorn und hinten kein Licht, schlechte Straßen voller Löcher und Granattrichter, so daß man sich manchmal wie ein Selbstmordkandidat vorkommt. Und wo keine Granatlöcher sind, da ist fürchterlicher Schlamm. Lieber Gott, der Schlamm von Frankreich! Ich hatte bisher immer die Vorstellung, Louisiana habe schlammigen Boden. Wahrhaftig, ich will das nie wieder behaupten. Der einzige Fleck in Louisiana, der an französischen Schlamm erinnert, ist die Molasse in New Orleans. Gott sei Dank weiß ich, wie man ein Auto auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen hat. Deshalb komme ich überall durch. Aber das Ganze macht mir ziemlich viel Spaß. Vor allem, weil es keine Scheinwerfer an meinem Auto gibt, keine Verkehrslichter, die mich aufhalten können, keine Geschwindigkeitsgrenzen, keine weißen Linien, die nicht überquert werden dürfen, und vor allem keine eleganten Damen, die sagen können: ›Kester fährt dich nach Hause? Hast du auch schon dein Testament gemacht?‹ –
    Ich möchte dir gerne mehr schreiben, aber es ist nicht erlaubt. Schicke mir bitte ein neues Bild von dir und eines von Cornelia und Philip. Die, die ich immer in der Tasche trage, sind nun fast schon zerrissen. Wie groß ist Cornelia jetzt? Erinnert sie sich an mich? Gute Nacht, mein Liebling, mach dir meinetwegen keine Sorge. Ich verlebe hier eine großartige Zeit.«
    Eleanor küßte seine Unterschrift und zitterte vor Dankbarkeit, ihn wenigstens etwas sicherer zu wissen, als wenn er zwischen den Stacheldrahtbarrikaden der Schützengräben gesteckt hätte. Sie hatte auch das Gefühl, sich nicht sorgen zu müssen. Kester steckte so voller zauberhaftem Leben; er war wahrscheinlich bestimmt, seine Urenkel zu überleben. Die Kinder lärmten auf der Galerie. Eleanor ging zur Tür und beobachtete sie. Sie hatte ein Bild Kesters in der Hand, das im Camp Jackson aufgenommen worden war. Die Kinder spielten Soldat. Sie trugen dreieckige aus Zeitungspapier gefaltete Helme und hatten Küchenbesen über der Schulter; so marschierten sie unter Dilcys Aufsicht auf und ab und sangen nach einer wilden Melodie einen verrückten Text:
    »Wir sind keine dummen Teufel!
Wir sind keine dummen Teufel!
Da drüben bei den anderen, den schönen,
mag's Tölpel und Dummköpfe geben,
aber wir sind keine dummen Teufel!«
    Eleanor lachte über den Unfug und hielt ihnen Kesters Photographie hin.
    »Cornelia«, sagte sie.
    Cornelia sah sich, anscheinend in leichter Verärgerung, um: »Ja, Madam?«
    »Komm her,

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