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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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waren; aber nie war sie auf den Gedanken gekommen, sie könnte selbst einmal gegen eine Seuche zu kämpfen haben. Ihr ganzes Leben lang hatte sie es als selbstverständlich hingenommen, daß sie in einer Welt lebte, in der weißgekleidete Männer und Frauen in gut ausgerüsteten Laboratorien für die Gesundheit der Bevölkerung sorgten; so stand sie diesem unvermittelten und heimtückischen Angriff völlig betäubt gegenüber. Seuchen! dachte sie. Das waren bisher Dinge, die in eine Zeit gehörten, wo die Menschen an Geister glaubten, anstatt sich impfen zu lassen. Wahrhaftig, man hätte es nie für möglich gehalten, in der zivilisiertesten Nation des zwanzigsten Jahrhunderts Vorgänge sehen und erleben zu müssen wie bei einer Pestilenz vergangener Jahrhunderte. Man sollte es nicht für möglich halten, daß der modernst eingerichtete, mit den neuesten technischen und wissenschaftlichen Hilfsmitteln arbeitende Pflanzer im ganzen Stromgebiet nicht wußte, wie er seine Baumwolle einbringen sollte.
    Am nächsten Tage erkrankte Dilcy an der Grippe. Die Kinder vermißten sie, und Eleanor fand, daß sie bisher keine Ahnung davon hatte, was Dilcy im Laufe eines Tages alles zu verrichten pflegte. Während sie selbst auf den Feldern weilte, ließ sie Bessy bei den Kindern, aber Bessy wußte nicht viel von Kinderpflege, und Eleanor fürchtete sehr, daß die Kinder sich anstecken könnten. Nach ein oder zwei Tagen stellte sie, vom Felde heimkommend, fest, daß auch Mammy erkrankt war. Sie ging in die Küche und kochte das Abendessen für die Kinder selbst, ziemlich ungeschickt, denn sie wußte nicht viel vom Kochen, und außerdem zitterte sie vor Übermüdung. Die Kinder waren quengelig, und sie selber war so nervös, daß es ihr sehr schwer fiel, sanft mit ihnen umzugehen.
    Die Baumwollkapseln öffneten sich auf nahezu leeren Feldern. Eleanor stand auf der Landstraße und fing die Leute ab, um sie zur Arbeit zu jagen, sie inserierte in den Zeitungen und bot zwei Dollar Pflücklohn für hundert Pfund, aber sie erzielte bei all diesen Bemühungen nur sehr dürftige Ergebnisse. Die Plakate an den Litfaßsäulen und patriotische Redner auf allen Plätzen proklamierten, daß Amerika Europa ernähren, Europa mit Kleidung versehen und Europas Kanonen mit Munition füttern müsse. Aber Tausende von Arbeitern dienten in der Armee, Tausende bei den verschiedensten Kriegsdienststellen; dazu befand sich nahezu die Hälfte der Zivilbevölkerung in den Krankenhäusern; wo sollten da die Menschen herkommen, um Baumwolle zu pflücken?
    Eleanor fühlte sich selber elend und krank, als sie die mageren, knochigen Gestalten der wenigen Pflücker betrachtete. Baumwolle kostete jetzt siebenunddreißig Cents pro Pfund. Zufolge der Arbeiterknappheit verminderte sich der Ertrag, und es war abzusehen, daß der Preis noch weiterhin steigen würde. Hätte sie diese Ernte im Lagerhaus, dann könnte sie Ardeith unbelastet an Kester zurückgeben, die bestausgestattete Plantage in Louisiana, nicht nur frei von Schulden, sondern auf dem besten Wege, ihn reich zu machen. Aber wie die Dinge jetzt lagen, mußte schon ein Wunder geschehen, wenn nicht die Hälfte der Baumwolle das Lagerhaus nie erreichen sollte.
    Sie schickte nach Wyatt. »Sie hatten Anweisung, etwas zu unternehmen«, schrie sie ihn an, als er kam, nicht, weil sie meinte, er hätte etwas versäumt, sondern weil der Ausbruch ihr etwas von der unerträglichen Spannung nahm.
    Er schüttelte düster den Kopf und beobachtete sie, wie sie erregt den Fußboden abschritt. »Ich tue mein Bestes, Mrs. Larne«, sagte er.
    »Ihr Bestes? Vermutlich soll es in die geöffneten Kapseln hineinregnen, und sie sollen durchweichen, wie? Wir müssen die Baumwolle hereinbekommen.«
    Wyatt seufzte. »Ich bin wahrhaftig kein Drückeberger, Mrs. Larne«, sagte er, »aber ich kann keine Arbeiter aus dem Boden sprießen lassen.«
    Eleanor setzte sich, verkrampfte die Hände ineinander und stand wieder auf. »Wechseln Sie die Zahlen in unseren Angeboten aus, Wyatt«, sagte sie, »schreiben Sie zwei Dollar fünfzig Pflücklohn, pro hundert Pfund.«
    »Zwei fünfzig, pro Hundert«, sagte Wyatt. »Mein Gott, diese Pflücker werden Nigger-Reiche und werden zukünftig nur noch rosa Seidenhemden und gelbe Schuhe tragen.«
    »Wenn Sie die Baumwolle einbringen, kümmert es mich nicht, wie reich die Neger werden«, versetzte Eleanor. »Gehen Sie und tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe.«
    Er seufzte und zog sich zurück. Eleanor

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