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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Mädchen auf die Plantage gekommen und hatte um Näharbeiten gebeten. Sie wurde eine Zeitlang regelmäßig von meiner Mutter beschäftigt und verschwand dann eines Tages, ohne sich wieder sehen zu lassen. Während der Rekonstruktion tauchte sie dann plötzlich wieder auf, und zwar als Geliebte eines USA-Steuereinnehmers, eines Abenteurers vom übelsten Typ. Aus dieser Verbindung wurde ein Kind geboren. Ein Sohn.«
    »Fred Upjohn?«
    »Ja.«
    Kester schlug ein Bein über das andere; seine Augen schweiften von Denis zu Lysiane und wieder zurück zu Denis. »Und nun erwartet ihr also von mir, daß ich Eleanor entgelten lasse, was ihre Großmutter möglicherweise gefehlt hat?« sagte er. »Wahrhaftig, ich hatte besser von euch gedacht.«
    »Kester, ich bitte dich!« Lysiane erhob sich, kam herüber und setzte sich zu ihm auf das Sofa. »Wir erlauben uns kein kritisches Wort gegen Miß Upjohn«, sagte sie, »aber sieh doch den Untergrund, dem sie entstammt. Ein Mensch kann die Zeichen seiner Herkunft nicht leugnen.«
    Kester zuckte uninteressiert die Achseln. Seine Mutter, nicht mehr weit davon entfernt, ihr Gleichmaß zu verlieren, fuhr mit etwas erhobener Stimme fort: »Mein lieber Junge, siehst du denn nicht, daß wir bei alledem nur an dich denken, daß wir uns mühen, dich vor Enttäuschungen zu bewahren? Du und Miß Upjohn – dazwischen ist eine Kluft, die nicht mit Gefühlen zu überbrücken ist. Hier ist keinerlei Basis für ein gemeinsames Leben.«
    »Gemeinsames –?« Kester sprang plötzlich auf und warf die Zigarette fort. Er starrte seine Mutter an, und seine gewölbte Stirn zog sich in Falten. »Heiliger Rauch!« sagte er, »ihr dachtet – – an Heirat?«
    Sie schwiegen; ihre Gesichter waren puppenhaft ausdruckslos.
    »Hölle und Hochwasser!« rief Kester, »was bin ich für ein Narr! Das ist ja der Weg!«
    Er brach in ein helles Gelächter aus. »Oh, was war ich ein Narr!« wiederholte er. Er nahm seinen Mantel auf und begann hineinzuschlüpfen.
    »Kester«, sagte Lysiane, die wohl nicht wußte, was sie von diesem plötzlichen Ausbruch halten sollte, »wohin willst du?«
    »Zum Deich«, sagte Kester, noch immer lachend, »ins Lager. Ich will Eleanor fragen, ob sie mich heiraten will.«
    Denis Larne sprang auf; sein feines Gesicht begann sich zu röten. »Kester«, rief er scharf, »sei kein Dummkopf!«
    »Oh, wahrhaftig, ich bin keiner mehr, aber ich war einer. Ihr beiden habt mir eben erst ein Licht aufgesteckt.« Er öffnete schon die Tür. Hier sah er sich noch einmal um.
    Lysiane hatte sich nicht gerührt. Sie saß da, sehr würdig, sehr aufrecht und sehr gepflegt. Ihre zarten weißen Hände lagen gefaltet in ihrem Schoß.
    »Du weißt nicht, wie das war – damals«, sagte sie leise, ohne aufzusehen. »Der Stolz auf der einen – die Verwüstung auf der anderen Seite. Zwei Schwestern, die gemeinsam nur ein repräsentables Kleid besaßen, so daß sie nie zur gleichen Zeit im Salon erscheinen konnten. Die täglichen Qualen, die verzweifelten Versuche, den Schein zu wahren, unser Leben, unsere Kultur, unser Wesen zu bewahren. Es vor Leuten zu retten wie die, von denen wir vorhin sprachen. Weißt du eigentlich, was du mitbekommen hast? Welches Erbe du trägst und welche Verpflichtung? Du weißt es wohl nicht, sonst würdest du ein Gefühl dafür haben und dich nicht anschicken, das alles wie lästigen Plunder von dir zu werfen.«
    Kesters Miene hatte sich verfinstert. Er warf jetzt mit einer leichten, für ihn sehr charakteristischen Bewegung den Kopf zurück. »Bitte – Mutter – sei still!« sagte er leise, aber mit unüberhörbarem Nachdruck.
    Lysiane sprang auf und ging auf ihn zu. »Mein lieber Junge«, flüsterte sie, »glaube mir doch. Könnte ich hoffen, daß auch nur die leiseste Möglichkeit bestände, daß du mit diesem Mädchen glücklich würdest –«; sie hielt ein und ließ mit hilfloser Bewegung die Arme sinken.
    Sie tat ihm leid, wie sie dastand, in ihrer rührenden Hilflosigkeit, aber gleichzeitig kam ihn von innen heraus ein heimliches Lachen an. »Du verwechselst die Zeiten, Mutter«, sagte er leise, »du siehst noch immer die Plantagenaristokratie auf der einen und das › Arm-weiß-Pack‹ der Niggersongs auf der anderen Seite. Wir schreiben jetzt 1912, und ich bin soeben dahintergekommen, was ich zu tun habe, um einem lächerlichen Zustand ein Ende zu machen.«
    Er streifte ihre Stirn mit einem flüchtigen Kuß und verließ den Raum. Die letzte Abendsonne war über

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