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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Es ist plötzlich da. So wie jetzt.«
    Er zog sie herauf und ging mit ihr durch das Zimmer. Auf dem Sofa zwischen den Fenstern setzten sie sich. Der Raum wurde von den rötlichen Flammen des Kaminfeuers durchzuckt. Kester beugte sich sacht über sie und küßte ihr Haar. Es duldete ihn nicht an einem Fleck. Er erhob sich wieder und ging zum Kamin zurück. Eleanor sah ihm nach; seine kraftvolle Gestalt erschien ihr schöner und männlicher denn je.
    Kester warf einige neue Holzscheite ins Feuer und schürte den Brand mit der Greifzange. Die Flammen züngelten hoch und hüllten sein Gesicht in ihren rötlichen Schein. Ohne sich umzuwenden, sagte er:
    »Ich denke, du weißt, daß ich nicht annähernd gut genug für dich bin.«
    Sie legte sich mit einem leisen Auflachen in das Polster zurück. »Ich weiß nicht«, sagte sie, »jedenfalls bist du genau das, was ich haben möchte.«
    Er legte die Zange beiseite und wandte sich ihr zu; ihre Augen begegneten sich.
    »Es ist natürlich Musik für meine Ohren«, sagte er, »aber es beschämt mich auch.«
    »Oh«, lächelte sie, »weißt du, wie du jetzt aussiehst? Wie ein Junge, der heimlich und unbemerkt in die Gebäckschale gegriffen hat. Aber sprich weiter: Soll das die Einleitung einer Beichtszene werden?«
    »Das wäre vielleicht ganz gut«, sagte Kester.
    Sie schüttelte den Kopf: »Es bedarf dessen nicht.« Sie strich mit der Hand über die Sofalehne, als müsse sie eine leichte Verlegenheit überwinden, dann sah sie ihn wieder an:
    »Komm her zu mir, Kester.«
    Er gehorchte und setzte sich neben sie. Eleanor nahm seine Hand.
    »Ich fände es ganz natürlich, wenn andere Frauen dich ebenso sähen wie ich«, sagte sie leise.
    »Ach du!« sagte er, ihre Hand streichelnd.
    »Es beunruhigt mich nicht«, fuhr sie fort. »Oder wenigstens – ach, ich weiß nicht. Vielleicht bin ich doch nicht so ruhig. Sage mir also – –«
    »Was, Honigmädchen? Frage!«
    »War da – irgendwann – ein Mädchen, das – wichtig war?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Also nur so – – Gelegenheitslieben?«
    Er nickte: »Wie das so ist: zuviel Champagner und zuviel Mondlicht! Das heißt – –«
    »Ja?«
    »Ich will jetzt ganz ehrlich sein. Es fällt mir ziemlich schwer, Eleanor, aber trotzdem – da war einmal ein Mädchen, das eine Zeitlang ziemlich wichtig war. Aber es dauerte nicht lange.«
    Eleanor lächelte wieder: »Kenne ich sie?«
    »Nein.«
    »Wäre es möglich, daß ich sie gelegentlich träfe?«
    »O nein. Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Dann kümmert sie mich nicht, Kester. Du brauchst mir nichts weiter zu sagen.«
    Nun trat eine Pause ein; sie saßen dicht beieinander und sahen sich an, ganz erfüllt von dem Zauber, der über sie gekommen war. Eleanor glitt schließlich vom Sofa herunter, kniete sich hin, umschloß seine Knie mit den Armen und sah zu ihm auf.
    »Es wäre sinnlos, wollte ich auf etwas eifersüchtig sein, das geschah, bevor du auch nur wußtest, daß ich lebe. Ich bin Gott und dem Schicksal so dankbar dafür, daß ich dich habe, daß ich nicht über die Wege und Umwege nachgrübeln mag, die dich zu mir führten.« Sie ließ ein leises beglücktes Auflachen hören. »Wer weiß«, sagte sie, »wärest du nicht Frauen und Mädchen gegenüber so – siegesgewiß aufgetreten, wie du es gewiß immer tatest, vielleicht hättest du gar nicht den Mut gefunden, ein fremdes Mädchen anzusprechen, das da von ungefähr über dem Strom stand und dir gefiel.«
    »Vielleicht«, lächelte er, »ich habe insoweit nie über mich nachgedacht, sondern immer nur getan, was die Stunde mir eingab. Aber nun ist mir so, als begänne ich eben erst zu leben. Ich denke das Wort Liebe und kann dir nicht sagen, was ich dabei fühle. Wenn ich es früher bei einem Dichter las, war ich geneigt, Menschen, die solche Worte gebrauchten, für überspannt und närrisch zu halten.«
    »Denk an, mir ging es fast ebenso«, sagte Eleanor und lehnte den Kopf gegen seine Knie.
    Lange Zeit saßen sie so in versunkenem Schweigen. Schließlich stellten sie mit leichtem Erschrecken fest, daß es Mitternacht war. Eleanor bat ihn, sie nach Hause zu bringen. Sie fuhren im Schweigen der Nacht am Ufer entlang. Hoch über ihnen funkelten am schwarzdunklen Himmel die Sterne.
IV
    F red Upjohn hatte noch lange gesessen und an seinem Monatsbericht für das Staatliche Deichbauamt gearbeitet. Zuweilen irrten seine Gedanken ab, und er fragte sich, wo Eleanor stecken könne. Es lag ihm nicht,

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