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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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den Baumwipfeln zu einem goldenen Streifen zusammengeflossen. Kester warf den Wagenschlag hinter sich zu und begann eine Schlagermelodie vor sich hin zu pfeifen. Als er das Auto wandte, streifte sein Blick die dorischen Säulen des Verandavorbaues. Ein Lächeln überflog sein Gesicht, ihm war, als gliche Eleanor einer dieser Säulen. Ganz wie sie war dieses Mädchen: stark, sauber und von einer strengen und reizvollen Schönheit. Ich liebe sie, dachte er, aber ich habe es nicht gewußt. Ich habe mich von meinem Gefühl treiben lassen, ohne es in Gedanken oder Worte zu fassen. Aber es ist kein Zweifel, daß ich sie liebe.
    Er schlug die Richtung zum Deich ein und steigerte schnell die Geschwindigkeit. Als er bald darauf den großen Zeltbau betrat, sah er Randa, die sich am Eßtisch zu schaffen machte. Sie grinste ihn an und bleckte ihre diamantenbesetzten Zähne.
    »Guten Abend, Master Kester«, knickste sie.
    »Guten Abend, Randa. Kann ich Miß Eleanor sprechen?«
    »Yassum! Yassum! Gewiß, Master Kester.« Sie watschelte nach hinten und erhob ihre Stimme: »Miß Elna! Miß Elna, kommen schnell! Master Edelstein will junge Miß sehen.«
    Eleanors Stimme kam aus dem Schlafzimmer: »Ich komme gleich.«
    Kester stand am Pult; seine Hand trommelte auf der Platte; er brannte vor Ungeduld. Einen Augenblick später stand Eleanor im Raum. Sie hatte das Kleid gewechselt und trug eine weiße Bluse und einen schimmernden schwarzen Rock, der ihre schlanke Figur wundervoll zur Geltung brachte. Kester sah es mit bewundernden Blicken.
    »Aber Kester«, rief Eleanor aus. »Du kommst noch mal?«
    »Ja«, sagte Kester, »ich mußte noch einmal kommen. Mach, daß du fortkommst, Randa.«
    »Yassum, Sir!« Randa kicherte unterdrückt und rauschte mit knisternden Röcken davon. Kester trat einen Schritt näher an Eleanor heran.
    »Eleanor«, sagte er, »willst du mich heiraten?«
    Sie starrte ihn an. Stand ganz still und starrte ihn an. Dann legte sie mit einer tastenden Bewegung die Hand an die Stirn und strich sich das Haar zurück. In ihren Augen glitzerte es. Nach einer kleinen Pause sagte sie mit fast tonloser Stimme:
    »Sag das bitte noch einmal!«
    »Willst du mich heiraten, Eleanor?«
    Da stieß sie einen kleinen, schluchzenden Schrei aus; ihre Stimme zitterte:
    »Ja – ja – du fragst das im Ernst? Ja, natürlich will ich. Aber – oh, Kester!«
    Er ergriff ihre Hände und zog sie nahe an sich heran. »Du«, flüsterte er, »du weißt, was du sagst? Du willst? Willst wirklich?«
    Und nun lachte sie. Ein tiefes, glückliches Lachen, das weit hinten in der Kehle saß. »Oh, Kester, du bist verrückt! Ob ich will? Ja, gewiß will ich.« Und nun brach die Stimme, wurde leiser; sie senkte den Kopf. »Ich glaube, ich liebe dich schon seit der Stunde, da ich dich zum erstenmal sah.«
    »Ich dich auch, Eleanor, ich dich auch!« Da war sein vertrautes, jungenhaftes Lachen. »Aber, denke dir, ich war so ein verdammter Narr, daß ich es bis jetzt nicht gewußt habe. Man hat mich erst darauf stoßen müssen. Verstehst du das? Weißt du eigentlich, daß ich dich noch nie – noch nicht ein einziges Mal geküßt habe?«
    Sie strahlte ihn an mit ihren schimmernden Augen. »Nein«, sagte sie, »das hast du nicht. Warum eigentlich nicht?«
    Als Kester sie zu sich heranzog und ihre Lippen suchte, flüsterte er: »Mein ganzes Leben lang habe ich auf dich gewartet, Eleanor.«
III
    S ie flohen vor den zum Abendessen erwarteten Ingenieuren und verließen im Auto das Lager. Kester war eingefallen, daß seine Eltern zu einem Bridgeabend eingeladen waren, und er kannte sie gut genug, um zu wissen, daß kein Ereignis, nicht einmal ein Dienstbotenaufstand, sie abhalten würde, dieser gesellschaftlichen Verpflichtung nachzukommen. Immerhin vergewisserte er sich durch einen Telefonanruf davon, daß Mr. und Mrs. Larne ausgefahren seien. Dann fuhr er mit Eleanor nach Ardeith.
    Lange Zeit saßen sie hier nebeneinander am Feuer. Um sie herum war die Stille des Wunders, das zu ungeheuerlich und gleichzeitig zu einfach schien, um Worte zu benötigen. Schließlich stand Kester auf, durchmaß einige Male mit langen Schritten den Raum und kehrte zu Eleanor zurück.
    »Begreifst du das eigentlich?« sagte er, »ich habe nicht gewußt, was Liebe ist. Woher hätte ich es schließlich auch wissen sollen? Es hat mir nie ein Mensch zu erklären versucht.«
    Sie lächelte still vor sich hin. »Vielleicht kann man das nicht erklären«, sagte sie. »Es geschieht eben.

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