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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sich viel um das Tun oder Lassen seiner Tochter zu sorgen. Sie war ein vernünftiges Mädchen und alt genug, um selber auf sich acht zu geben. Aber nun hatte Randa gesagt, sie sei mit diesem Mister Larne weggegangen. Das gefiel ihm nicht. Er sah sie nicht gerne so oft mit diesem Mann zusammen. Gewiß, Eleanor war ein ordentlicher Kerl und würde sich gewiß nichts vergeben, aber andererseits war sie auch, wie viele intelligente Mädchen, von dem, was Fred Upjohn ›Junge-Hunde-Liebe‹ nannte, weitgehend verschont geblieben und wußte demzufolge wahrscheinlich viel weniger von Männern als die zahllosen kleinen Flirtmädchen, die viel von Männern, aber sonst gar nichts verstanden. Und weil Fred sich niemals im geringsten um Eleanors Verabredungen gekümmert hatte, so war er nun, da ihm ihre häufige Abwesenheit auffiel, um so tiefer beunruhigt, und er beschloß, sie vor diesem ›Ausstellungsstück einer verrotteten und vermotteten Welt‹ zu warnen.
    Über dem Gedanken geriet er ins Grübeln, was im allgemeinen gar nicht seiner Art entsprach. Vielleicht war ich selbstisch, dachte er; in einem Deichbaulager gibt es nicht eben viele Männer, die imstande wären, ein Mädchen wie Eleanor zu unterhalten. Kommt da nun so ein junger Bursche des Weges, dem man den Frauenverführer auf hundert Schritte ansieht, dann ist es nur zu natürlich, wenn sie auf seine glatte Visage hereinfällt. Nun, man würde sehen, der Fehler würde sich reparieren lassen. Eleanor war ein großartiges Mädchen. Er würde sich zukünftig hüten, ihre Bereitschaft, ihm bei der Arbeit zu helfen, über Gebühr auszunützen. Irgendwie würde sich da Rat schaffen lassen, obgleich es zweifellos erhebliche Mühe kosten würde, eine ihr auch nur einigermaßen ebenbürtige Sekretärin zu finden. Zunächst würde er mit ihr über diesen Mr. Larne sprechen. Er lächelte flüchtig bei dem Gedanken. Ich werde nicht versuchen, den Chef herauszukehren, aber ich werde ihr klarmachen, daß dieser Mann nicht wert ist, daß sie ihm ihre Zeit opfert.
    Zufällig fiel sein Blick auf die Uhr, und er erschrak. Teufel auch! Es war Mitternacht vorbei, und er mußte sich um fünf schon wieder erheben. Gleich darauf hörte er das Geräusch eines Autos auf der anderen Seite des Dammes. Da kamen sie also. Die Leinwand auf der dem Deich zugewandten Zeltseite war heruntergerollt; er erhob sich, um hinauszugehen und sich zu überzeugen, ob er sich nicht geirrt habe. Er blickte, draußen angekommen, eben um die Zeltwand herum, da sah er Kester und Eleanor quer über den Deich auf das Zelt zukommen. Er wollte sich eben zurückziehen – Eleanor sollte nicht etwa denken, er spioniere ihr nach –, da blieben die beiden in einiger Entfernung vor dem Zelt stehen und fielen sich in die Arme.
    Fred Upjohn runzelte verärgert die Stirn. Aber gleich darauf lachte er knurrend in sich hinein. Das war nun wohl so; die Mädchen pflegten heutzutage wohl etwas freigebiger mit Küssen umzugehen als zu der Zeit, da er jung war. Kein Grund zur Beunruhigung. Aber dann, halb abgewandt schon, blieb er dennoch stehen. In des Herrgotts Namen! Sie machten ein bißchen lange mit ihrem Kuß; sie schienen kein Ende zu finden. Das da war kein Flirt mehr, das war Hingabe und Leidenschaft.
    Fred Upjohn kannte seine Tochter zur Genüge, um zu wissen, daß sie sich nicht leichtfertig in einen Taumel dieser Art reißen ließ. Er hätte schwören mögen, daß Kester Larne der einzige Mann war, der sie jemals so gehalten hatte. Das aber bedeutete, daß Eleanor diesen Mann liebte. Kein Zweifel, sein Mädchen liebte diesen überheblichen, handküssenden Sprößling eines verbrauchten und ausgelaugten Geschlechts.
    Die zwei im Dunkel glitten auseinander, und Eleanor lief dem Zelt zu, ganz so, als sei sie vor ihrem eigenen Gefühl auf der Flucht. Er blieb im Schatten und ließ sie in ihr Schlafzimmer gehen. Sie benutzte den direkten Zugang und hatte wohl gar nicht gesehen, daß in seinem Zimmer noch Licht brannte. Wahrscheinlich glaubte sie ihn und das ganze Lager schon schlafend. Kester sah ihr nach. Im Sternenschein wirkte sein kühngeschnittenes Gesicht sauber und klar.
    Fred drehte sich um. Sein Gefühl verbot ihm, jetzt gleich zu Eleanor zu gehen. Als er das Zelt betrat, hörte er sie durch die dünnen Wände verhalten seufzen.
    Er betrat seinen eigenen Schlafraum, aber seine aufgewühlten Gedanken ließen ihn keine Ruhe finden. Er stand wieder auf und ging bis zum anderen Morgen grübelnd und rauchend umher.

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