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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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erstaunt, dass er plötzlich von selbst weiterredete.
„Meine Mutter hatte kein gutes Händchen für Männer, sie lernte ein paar Jahre später Bennis Vater kennen, der war ein noch schlimmerer Windhund als meiner. Er hat uns bis auf den letzten Cent ausgenommen und als nichts mehr zu holen war, ist er zurück nach Hamburg zu seiner Ehefrau und den Kindern.“
Er atmete tief durch, als müsste er sich einen Ruck geben, ehe er weitererzählte.
„Ich steckte damals mitten im Jurastudium und hab nebenbei so viel wie möglich gearbeitet, um mein Leben zu finanzieren. Meine Mutter konnte mich kaum unterstützen, sie musste ja Benni irgendwie durchbringen. Als es bei mir dann beruflich voran ging, habe ich die beiden hierher geholt, ihnen ein schönes Haus gekauft und meine Mutter ist endlich zur Ruhe gekommen. Aber vor neun Monaten hatte sie einen schweren Schlaganfall, die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun. Seitdem bin ich für Benni verantwortlich.“
Er hielt den Kopf gesenkt und stocherte in seinem Essen herum.
„Das tut mir sehr leid“, sagte ich.
Er sah auf, nagelte mich mit seinen graublauen Augen fest und schüttelte den Kopf.
„Wieso erzähle ich Ihnen das eigentlich alles?“
„Weil man manchmal einfach reden muss und weil ich eine gute Zuhörerin bin“, antwortete ich ohne jede Zweideutigkeit in der Stimme.
Seine Geschichte war mir ziemlich nah gegangen. Ich war meinen Eltern wiedermal so dankbar für unsere unbeschwerte Kindheit. Wir hatten zwar nie viel, aber wir waren immer eine verschworene kleine Gemeinschaft, in der jeder für den anderen einstand.
Robert zwinkerte mir zu.
„Eigentlich hatte ich mir diesen Abend ein wenig anders vorgestellt. Es ist so schön hier draußen, wir sitzen hier an diesem perfekten Abend, an diesem wunderschönen Ort bei einem Essen, das seinesgleichen sucht und ich heule Ihnen die Ohren voll, statt zu versuchen, Sie zu beeindrucken.“
„Wir könnten das Beeindrucken einfach verschieben“, sagte ich. „Das läuft uns schon nicht weg.“
„Verschieben? Das kommt überhaupt nicht in Frage. Sie wissen nicht, was Sie verpassen, Ihre Freundin Rosi hat nämlich vollkommen recht, ich bin viel besser als der spacke Clemens.“
Ich lachte laut auf und stellte fest, dass ich ihn mochte.
    Rosi kam mit zwei Tellern voll Apfelstrudel und selbstgemachtem Vanilleeis.
„Ihr habt ja kaum gegessen“, schimpfte sie. „Hat es nicht geschmeckt?“
„Es war hervorragend“, sagte Robert. „Aber so viel schafft nicht mal ein richtiger Kerl wie ich.“
Rosis Wangen färbten sich rosa und sie kicherte wie ein kleines Mädchen.
„Möchten Sie nicht ein Glas Wein mit uns trinken?“ fragte er.
„Um Himmels willen, nein“, wehrte Rosi energisch ab. Sie dachte immer noch, dass wir zwei ein frisch verliebtes Paar waren. „Ich gehe nach hinten und sehe noch ein wenig fern. Carolin, meine Süße, du holst euch einfach, wenn ihr noch etwas trinken möchtet. Ich muss auf mein Sofa und die alten Knochen hochlegen.“
Ich stand auf, dankte ihr und umarmte sie, bevor sie zurückging. Robert Dresen entschuldigte sich und folgte ihr. Nach einer Weile kam er mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück.
„Sie wollte mich das Abendessen nicht bezahlen lassen, ich musste meinen ganzen Charme einsetzten, um sie vom Gegenteil zu überzeugen.“ Er machte eine Kunstpause, das Grinsen reichte ihm mittlerweile fast bis zu den Ohren.
„Ich soll aufpassen, dass Sie ordentlich essen und Sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln davon abhalten, die Nächte durchzuarbeiten.“ Sein rechtes Auge zwinkerte auffällig unauffällig, eine genaue Parodie von Rosis Mimik, wenn Sie einem unanständige Dinge durch die Blume sagen wollte.
„Oh Gott, Rosi“, stöhnte ich. Man konnte die Frau keine Minute aus den Augen lassen.
„Ich war schon einige Male hier, aber man achtet einfach nicht auf die Menschen, die einen bedienen. Sie ist eine tolle Frau“, stellte er fest und fragte dann nachdenklich: „Sie macht das hier doch nicht alles allein?“
„Nein, natürlich nicht, sie hat ein Zimmermädchen und einen Gärtner und am Wochenende und bei Gesellschaften kommen noch ein Koch und zwei Kellner.“
„Und der Betrieb rechnet sich?“
„Ihr gehören das Grundstück und das Haus und ihr verstorbener Mann war, soweit ich weiß, recht wohlhabend. Rosi ist gut versorgt, ich hoffe, dass sie noch lange gesund und munter bleibt und hier draußen wirtschaften kann.“
Mittlerweile war es rundum richtig

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