Love and Disaster
keine Predigten mehr. Ich will mich nicht wieder mit dir streiten, du weißt, wie sehr ich das hasse. Ich muss jetzt ins Bett, ich bin hundemüde.“
Wir verabschiedeten uns und ich ging zu Bett. Ich dachte noch eine Weile über Robert Dresen nach und schlief irgendwann ein. Ich träumte von ihm und mir und von Mary, die zwischen uns stand und uns mit weit ausgebreiteten Armen auseinanderhalten wollte. Wirres Zeug halt, schon komisch, was man manchmal so zusammenträumt…
3. Kapitel
Wie so oft in der letzten Woche saß ich in Bennis Krankenzimmer. Er war zu einer Untersuchung abgeholt worden, wenn der Arzt zufrieden war, konnte er bald wieder nach Hause. Sein Bein sah sehr gut aus, es heilte hervorragend. In zirka einem Jahr würde man die eingesetzten Schrauben und die Metallschiene entfernen und dann wäre er so gut wie neu.
Ich wartete auf Mary, wir waren mit unseren Eltern bei Rosi zum Essen verabredet. Sie musste mich ein letztes Mal chauffieren, morgen würde ich meinen Wagen endlich aus der Reparatur wiederbekommen.
Mary war total im Stress und hatte sich mit Müh und Not Zeit für unser kleines Familientreffen freigeschaufelt. In ein paar Wochen startete das von ihr und Freunden initiierte Sternaugen- Theaterfestival, welches zum zweiten Mal in und um eine alte Industriehalle an der Spree stattfand. Das Festival war im letzten Jahr aus einer spontanen Idee entstanden und hatte auf Anhieb gute Resonanz gefunden. Also beschloss man, es zu wiederholen, vielleicht entstand ja etwas Dauerhaftes aus dem Ganzen. Fünf verschiedene Aufführungen würde es in diesem Jahr geben, Mary selbst war mit der von ihr extra für das Festival geschaffenen Sternaugen- Marionette im Rahmenprogramm dabei. Und sie trat natürlich mit ihrer eigenen Theatertruppe mit einem klassischen Shakespeare- Stück auf. Der Kartenvorverkauf war sehr gut angelaufen und sie hoffte, das Festival in den nächsten Jahren vielleicht etablieren zu können.
Mary war seit einer Weile überfällig und ich beschloss, sie anzurufen.
„Hey Caro, es dauert noch ein bisschen, ich stecke im Verkehr fest“, rief sie fröhlich in die Freisprechanlage.
„Nicht so schlimm“, antwortete ich. „Benni fragt, ob du nicht kurz zu ihm ins Zimmer kommen könntest, er möchte dich gern um etwas bitten.“
„Mich um etwas bitten? Er kennt mich doch gar nicht.“
„Mary bitte schlag mich nicht, aber ich habe ihm vom Sternaugen erzählt und dass dort auch Musiker auftreten und jetzt möchte er sich mit seiner Band bei dir bewerben.“
„Bist du verrückt, wieso machst du so was?“ Marys gute Laune war mit einem Schlag dahin. „Was soll ich mit einer Schülerband? Simon und Lissy lynchen mich, wenn ich damit ankomme.“
„Du musst ihn ja nicht engagieren, ich glaube er möchte einfach nur ernst genommen werden. Sein Bruder will nicht, dass er Musik macht, er liegt deswegen ständig im Clinch mit ihm. Er hat sich von seinen Freunden extra eine CD mit Aufnahmen aus dem Probenraum mitbringen lassen, bitte komm, sprich ein paar Worte mit ihm und sag ihm, dass du darüber nachdenkst.“
Marys Antwort fiel entsprechend giftig aus.
„Frau Lehrerin, findest du nicht, dass du deine Fürsorge für den jungen Herren etwas übertreibst? Bist du jetzt auch schon seine Psychiaterin? Was ist das für Musik? Hoffentlich nicht Heavy Metal!“
Mein Schweigen sprach wahrscheinlich Bände.
„Also ist es Heavy Metal, oh mein Gott“, stöhnte Mary. „Kannst du die CD nicht einfach mitbringen? Ich will auf gar keinen Fall riskieren, seinem Bruder zu begegnen.“
„Der besucht Benni immer erst spät am Abend, den triffst du um diese Zeit garantiert nicht an. Komm einfach nach oben, rede kurz mit Benni und dann gehen wir.“
„Dafür habe einiges gut bei dir. Ich denke, in einer Viertelstunde bin ich da, kannst ja mal bei Rosi anrufen und Bescheid geben, dass wir später kommen.“
Als Mary zwanzig Minuten später das Krankenzimmer betrat, war Benni immer noch nicht von seiner Untersuchung zurück. Sie umarmte mich, schlüpfte aus ihren hochhackigen Schuhen und ließ sich in die Polsterecke fallen, die sich neben dem Krankenbett befand.
„Nobel“, sagte sie nach einer kurzen Musterung der Einrichtung. „Privatzimmer für Erste- Klasse- Patienten, ich dachte immer so etwas gibt es nur im Film.“
„Du siehst müde aus“, stellte ich fest und setzte mich zu ihr.
„Ich sehe nicht nur so aus, ich bin hundemüde“, antwortete Mary. „Es ist noch so viel zu tun, ich komme meist
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