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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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gefahren.
Unser Ziel war das kleine Waldhotel von Roswitha Stiegler an der Havel. Dort waren Mary und ich oft mit unseren Eltern zum Essen. Das er Roswithas Haus kannte, überraschte mich jetzt doch.
Er fuhr nicht direkt zum Hotel, sondern hielt am ersten Parkplatz an und wir gingen ein Stück zu Fuß durch den lauen Frühsommerabend.
Auf dem schmalen Weg liefen wir dicht nebeneinander, fast berührten wir uns, aber ich spürte nichts. Kein kleines Kribbeln, keine leichte Spannung, da war nichts. Wir redeten auch nicht viel, was ich aber nicht als unangenehm empfand, ich konnte schon immer gut schweigen.
„Sind Sie schon länger mit Clemens befreundet?“ fragte ich schließlich.
„Eine Weile“, antwortete er. „Arabella hat ihn irgendwann mit in den Tennisclub gebracht.“
„Er spielt Tennis? Clemens ist der unsportlichste Mann, den ich kenne.“
„Arabella hat ihn wohl dazu überredet, sie spielt seit ihrer Kindheit. Sie war so gut, dass sie als junges Mädchen Profi hätte werden können, aber da hat ihr Vater einen Riegel vorgeschoben.“
„Sie ist wirklich ein gehorsames Kind.“ Ich lachte auf.
„Darf ich fragen, warum Sie sich von Clemens getrennt haben?“
Ich blieb stehen und sah ihn an.
„Er hat sich von mir getrennt, weil ich kein gehorsames Kind war. Unsere Vorstellungen von einem gemeinsamen Leben deckten sich nicht mehr, also ist er gegangen.“
„Ich mag Ungehorsam“, er grinste mich an wie ein Lausbub, der gerade Nachbars Apfelbaum geplündert hatte.
Ich grinste frech zurück, war mir aber nicht sicher, ob er meine Ungehorsamkeiten jemals kennenlernen würde.
    Im Waldhotel empfing mich Roswitha, die Wirtin, mit offenen Armen, umarmte mich und drückte mir einen feuchten Kuss auf die Wange.
„Carolieeeeenchen, was warste lang nicht hier!“, rief sie. Roswitha stammte aus der Lausitz, sie rollt das R gewaltig und zog meinen Namen immer endlos in die Länge. Sie schob mich auf Armlänge von sich und unterzog mich einer genauen Prüfung.
„Schick siehste aus. Aber dünn biste, du musst was Ordentliches essen Mädel, nicht nur so Grünzeug. Wie geht’s dem Wolfi, ist er gesund? Und die Leni auch? Und was macht das Mariechen? Und wen haste da mitgebracht, haste endlich wieder einen Freund?“
Sie drehte sich zu Robert Dresen um und strahlte ihn an.
Er strahlte zurück, verbeugte sich leicht und stellte sich, ganz Gentlemen, vor.
„Das wird aber auch Zeit, dass das Carolinchen wieder jemanden hat, immer so alleine ist doch nicht gut für so ein junges Ding. “
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte mir, natürlich weithin hörbar ins Ohr, dass das doch endlich mal ein richtiger Kerl wäre und nicht so ein „spacker Hänfling“ wie mein Ex- Mann.
Mein „Freund“ stand da, sah sich das Schauspiel interessiert an und kämpfte mit einem mittelschweren Lachkrampf. Roswitha bemerkte natürlich nichts, redete weiter ohne Punkt und Komma und brachte mich um Kopf und Kragen.
„Rosi, hast du einen Tisch auf der Terrasse für uns? Wir würden gern draußen sitzen“, unterbrach ich ihren Redeschwall.
„Aber sicher, ihr könnt in die Laube“, sagte sie. „Ihr Turteltäubchen seid ganz ungestört, mitten in der Woche ist doch nicht viel los hier. Ich hab ein paar Gäste oben im Hotel, aber die sind abends lieber in der Stadt. Soll ich euch schöne Rippchen machen, mit Kartoffelbrei?“
Ihre hausgemachten Rippchen waren göttlich und ich überfraß mich jedes Mal furchtbar, wenn Rosi welche auftischte. Ich sah den immer noch feixenden Robert fragend an und er nickte zustimmend. Roswitha öffnete eine Flasche Rotwein, stellte sie zusammen mit einer Wasserkaraffe und Gläsern auf ein Tablett, drückte mir alles in die Hand und verschwand in der Küche.
    Wir setzten uns in die Laube am Rand der Terrasse. Ich liebte diesen Platz, er war hoffnungslos kitschig mit Weinranken zugewachsen, im Herbst konnte man hier sitzen und dicke Trauben essen.
„Also jetzt mal raus mit der Sprache“, Roberts Stimme klang streng, aber seine Augen blitzten vor Vergnügen. „Wer sind Wolfi und Leni und das Mariechen? Und keine Ausflüchte bitte!“
Ich lachte lauthals.
„Es tut mir leid, dass ich Sie nicht vorgewarnt habe, aber ich kenne Rosi schon mein ganzes Leben lang, sie gehört praktisch zur Familie. Rosi ist eine alte Freundin meiner Mutter. Wolfi und Leni sind meine Eltern und das Mariechen ist meine Schwester.“
„Und ich wollte Sie mit etwas Besonderem beeindrucken.“ Jetzt war er

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