Love and Disaster
dunkel, wir saßen in Rosis schummrig beleuchteter Laube, sahen auf die Lichter am gegenüberliegenden Ufer und unterhielten uns leise über Gott und die Welt.
Es war weit nach Mitternacht, als wir zurückfuhren. Er hielt vor meinem Haus, stellte den Motor ab und legte den Arm auf meine Rückenlehne. Nun kam also der Teil des Abends, vor dem ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte. Wie sollte ich nur reagieren, ich war nicht gut in solchen Dingen, mir fehlte da einfach die praktische Erfahrung.
Er nahm meine Hand, umschloss sie mit seiner Linken und sah mir in die Augen.
„Ich habe den Abend sehr genossen“, sagte er. „Auch, wenn der Anfang ein wenig holprig war. Ich würde das sehr gern wiederholen, ich verspreche, dass es dann keine Stolpersteine geben wird.“
Ich lachte.
„Ich danke Ihnen sehr für die Einladung, der Abend hat mir auch sehr gefallen.“
Ich meinte das auch so, der Abend war wirklich sehr schön gewesen. Er atmete hörbar auf und seine Augen leuchteten auf, als ich sagte:
„Ja, ich würde gern wieder mit Ihnen ausgehen. Sie haben meine Nummer, rufen Sie mich einfach an.“
Er sah mich an und ich wusste, dass er auf ein Signal wartete. Sollte ich ihn noch auf eine Tasse Kaffee hereinbitten? Bloß nicht, das war viel, viel zu früh und hätte ihn mit Sicherheit zu falschen Schlüssen geführt. Ich zog vorsichtig meine Hand aus seiner und setzte mich gerade hin.
Er verstand, stieg aus dem Wagen und öffnete mir die Tür. Er half mir beim Aussteigen und brachte mich zur Haustür. Dort reichte er mir die Hand zum Abschied und hielt sie ein wenig länger fest, als nötig.
„Gute Nacht, Carolin“, sagte er leise.
„Gute Nacht, Robert“, antwortete ich ebenso leise, drückte seine Hand und ging schnell hinein.
Ich legte meine Handtasche und die Schlüssel auf die Flurkommode und lehnte mich dagegen. Was stimmte nicht mit mir? Ich hatte seine Gesellschaft wirklich genossen und mich wunderbar unterhalten, noch dazu hatte er sich mir anvertraut. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand wie Robert Dresen seine Familienangelegenheiten in der Weltgeschichte breittrat, dafür war er einfach nicht der Typ. Sah er mich etwa schon als potentielle Ersatzmutter für seinen halbwüchsigen Bruder?
‚Quatsch, Caro‘, jetzt musste ich über mich selbst lachen.
Robert war wirklich amüsant, wir hatten denselben Humor und er brachte mich zum Lachen, warum bloß spürte ich nichts? Da war kein Kribbeln, nicht mal ein winzig kleines Flattern in der Magengegend. Vielleicht musste das erst noch wachsen? Ich hatte mir schließlich vorgenommen, mich nicht mehr Knall auf Fall zu verlieben, sondern die Sache langsam angehen zu lassen, also würde ich abwarten.
Nachdenklich zog ich die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Am Telefon blinkte die Mailbox. Ich musste grinsen, als ich sie abhörte, Mary konnte einfach nicht aus ihrer Haut. Ihre Stimme klang biestig an mein Ohr:
„Na? Hast du dich verknallt? Ruf mich an, falls du nicht anderweitig beschäftigt bist, ich bin mindestens bis drei Uhr wach.“
Ich holte mir ein Glas Wasser aus der Küche und machte es mir auf dem Sofa bequem. Dann wählte ich Marys Nummer. Sie hob nach dem ersten Klingeln ab, als hätte sie neben dem Telefon auf der Lauer gelegen.
„Miststück“, sagte ich zur Begrüßung. „hast du dich wieder beruhigt?“
Ihr Lachen kam nicht wirklich von Herzen, das konnte ich hören.
„Na was jetzt, ist er der Mann deiner Träume? Wann zieht ihr zusammen?“
„Hör auf Mary“, sagte ich. „Er ist in Ordnung, wirklich. Du müsstest ihn einfach nur kennenlernen, dann würdest du mir Recht geben. Du kannst dich übrigens beruhigen, ich habe mich nicht in ihn verliebt und es ist auch nichts passiert zwischen uns.“
„Also wirst du ihn nicht wiedersehen?“ Mary klang dermaßen erleichtert, dass ich erstaunt eine Augenbraue hob.
„Was ist denn nur los mit dir?“ fragte ich. „man könnte ja glatt denken, dass du eifersüchtig bist.“
„Red kein dummes Zeug, Caro. Ich und eifersüchtig, du spinnst ja.“
„Dann bin ich ja beruhigt“, antwortete ich. „Ich habe mich nicht verliebt, aber ich werde ihn wiedersehen. Ich mag ihn, vielleicht ist es ja diesmal anders und ich wachse langsam in die Sache hinein.“
Mary stieß laut Luft aus.
„Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen, Caro. Tu, was du nicht lassen kannst, aber bitte heul dich dann nicht bei mir aus, wenn du wieder Schiffbruch erleidest. Ich habe dich gewarnt!“
„Mary bitte,
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