Love and Disaster
wenig.“
„Ist nicht schlimm“, antwortete ich. „Ich muss sowieso etwas mit dir besprechen.“
Robert sah mich fragend an, dann aber griff er nach oben und zog eine dicke Sonntagszeitung aus einer Astgabel.
„Schon Zeitung gelesen heute?“, fragte er mich und schlug den Feuilletonteil auf.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich wusste ja gar nicht, in welchen Kreisen du verkehrst“, sagte er und drückte mir die Zeitung in die Hand. „Warum hast du nichts gesagt, das hätte ich mir sehr gern angesehen.“
Es gab einen doppelseitigen Bericht über die Vernissage, mein Auftritt wurde gebührend gewürdigt, jede Menge von Jans Bildern waren abgedruckt und auf einem der Fotos hatte man ihn, Harro und mich im Gespräch eingefangen. Jans Hand lag auf meiner Schulter und wir lachten über irgendetwas.
„Ich wusste bis dahin auch nicht, dass ich in solchen Kreisen verkehre, ich glaube, du wärst gar nicht erst durch die Gesichtskontrolle gekommen“, antwortete ich und gab zum Besten, wie ich selbst fast nicht eingelassen worden war, obwohl ich zum erlauchten Kreis der Künstler zählte.
„Weißt du, über die Vernissage wollte ich mit dir reden, oder vielmehr über das, was sich vielleicht daraus ergeben wird. Es kann sein, dass ich bald einen Anwalt für Vertragsverhandlungen brauche“, sagte ich und setzte hinzu: „Aber falls die Sache zu unbedeutend für dich ist, kannst du mir sicher jemanden empfehlen.“
„Also weißt du!“, antwortete Robert grantig. „Nichts, was dich betrifft, ist unbedeutend.“
Ich erzählte ihm von der Lesung und vom anschließenden Echo und dass ich immer noch total perplex von der Reaktion der Leute war.
„Das ist ja fantastisch“, sagte Robert. Dann sah er mich schuldbewusst an. „Ich muss mir endlich dieses Buch kaufen.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Musst du nicht, ich habe noch welche im Auto, ich gebe dir nachher eins davon.“
„Aber mit Widmung bitte!“, sagte er und grinste. „Natürlich helfe ich dir bei den Verhandlungen, das ist doch überhaupt keine Frage. Wir werden die Herren ordentlich zur Ader lassen!“
„Bitte nicht gleich übertreiben“, antwortete ich. „Ich bin schließlich ein absoluter Niemand auf dem Gebiet.“
Im Haus öffnete sich ein Fenster und Benni brüllte, dass das Essen soweit sei.
„Du bleibst schön hier sitzen und rührst dich nicht vom Fleck!“, befahl Robert, im Weggehen sagte er:
„Natürlich bist du noch unbekannt, aber das heißt ja nicht, dass du dich unter Wert verkaufen musst.“
Die Jungs tischten auf, als würden noch weitere Gäste erwartet. Es gab einen riesigen Teller mit Antipasti, verschiedene Salate, Oliven und Brot, danach schleppte Robert drei große Bleche mit dick belegter Pizza in den Garten.
„Ist das alles?“, lästerte ich. „Mehr habt ihr nicht zu bieten?
„Iss bloß nicht zu viel davon“, sagte Robert zu mir. „Das soll noch die ganze Woche reichen.“
„Du bist echt peinlich, Alter“, stöhnte Benni und legte mir ein extragroßes Stück auf den Teller.
„Danke, mal sehen, wie viel ich davon schaffe.“, sagte ich grinsend, schlug die Zähne hinein, kaute mit vollen Backen und staunte.
„Hey, die ist ja richtig gut“, quetschte ich zwischen zwei Bissen hervor.
„Mein Gott, Benni, sieh dir das nur an“, entsetzte sich Robert. „Ich glaube, sie hat die letzten Tage extra gefastet, nur um uns heute die Haare vom Kopf zu fressen.“
„Da hast du nicht mal Unrecht“, gab ich zurück. „Ich habe ein paar ziemlich anstrengende Tage hinter mir, wirklich kaum gegessen und so gut wie nicht geschlafen. Nach dem Festmahl hier falle ich sicher in Ohnmacht.“
„Tu dir bloß keinen Zwang an“, gab Robert zurück. „Ich werde dich liebend gern wiederbeleben.“
Benni hatte aufgehört zu essen und verfolgte unseren kleinen Schlagabtausch höchst interessiert.
„Was geht hier eigentlich ab?“, fragte er schließlich. „Ich habe Robert stundenlang die Ohren vollgelabert, damit er sich heute bloß zusammenreißt und sich nicht wieder benimmt wie ein A… “
Er unterbrach sich glücklicherweise, bevor das Wort ganz herausrutschte und sah von mir zu Robert und dann wieder zu mir zurück.
„Wir haben uns in der Zwischenzeit halt angefreundet“, sagte Robert. „Das wolltest du doch.“
„Ihr habt euch angefreundet, ach ja?“, Benni grinste vieldeutig und ich bemerkte zum ersten Mal eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Brüdern. “Wann ist denn das passiert?“
„Es ist eben passiert“,
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