Love and Disaster
einrennen.“
„Also hast du mir jetzt den Weg bereitet“, stellte ich fest.
„Nur ein wenig“, sagte Jan. „Ich habe ich dich lediglich in eine Richtung geschubst, ob sie für dich passt, musst du selbst herausfinden.“
„Mit den Filmfritzen werde ich auf jeden Fall in Kontakt treten, stell dir bloß vor, mein Roman als Film, unglaublich wäre das. Mit dieser Voraussetzung könnte ich für mein nächstes Buch ganz andere Konditionen aushandeln.“
Jan grinste spitzbübisch.
„Besorg dir vor allem einen richtig fiesen Anwalt, der dir bei den Verträgen hilft, die ziehen dich sonst gnadenlos über den Tisch.“
„Ein Freund von mir ist Anwalt, ihn kann ich fragen“, antwortete ich und meine Gedanken schweiften zu Robert. Was machte er wohl gerade? Ob er bei Mary war?
Dafür, dass er ein Mann war, besaß Jan feine Antennen.
„Caro, wo bist du gerade?“ fragte er. „Bei diesem Anwalt?“
„Vertrackte Sache“ antwortete ich. „Er ist der Freund meiner Schwester … glaube ich jedenfalls.“
„Na los, erzähl mir die ganze schmutzige Geschichte, du bist mir eine schuldig.“
Also erzählte ich …
„Du liebst schnelle Autos?“, sagte Jan und setzte sich auf. „Welche Abgründe tun sich da auf.“
„Oh ja, das sind wirklich Abgründe …“
Er nahm mich bei den Schultern und drehte mich so, dass er mir in die Augen sehen konnte.
„Aber ihn liebst du auch“, sagte er. „Du gestehst es dir nur nicht ein.“
Ich antwortete nicht, denn ich wollte nicht damit konfrontiert werden. Ich weigerte mich, auch nur über die Möglichkeit, Robert zu lieben, nachzudenken.
Ich versuchte es mit der Mary- Methode und wich dem Thema aus.
„Am liebsten würde ich ewig hier sitzen bleiben“, sagte ich. „Einfach so, neben dir, reden und Wein trinken und alles andere vergessen.“
„Weißt du, was ich am liebsten tun würde?“, erwiderte er mit seinem hinreißenden Lächeln im Gesicht. „Dich nach Hause und ins Bett bringen.“
„Das weißt du noch?“, ich grinste verlegen.
„Ich weiß alles noch“, sagte er. „Glaub mir, ich kann mich an jede einzelne Minute erinnern.“
Ich kuschelte mich an ihn und er legte seine Arme um mich. Irgendwann musste ich eingenickt sein, denn Jan weckte mich vorsichtig und sagte, er würde mich jetzt wirklich zu Hause abliefern.
Ich sah auf die Uhr, es war kurz vor vier, mir war kalt und zwischen den Bäumen des Parks dämmerte es bereits. Ich musste definitiv nach Hause.
Jan kramte aus der Innentasche seiner Jacke eine Karte hervor und schrieb eine Emailadresse auf die Rückseite.
„Die ist privat, auf die Mails hat Anja keinen Zugriff“, sagte er. „Wir bleiben in Kontakt diesmal, ja?“
Ich nickte und drehte die Karte um. Vorn stand die Adresse einer internationalen Agentur, mit Anja als Ansprechpartnerin.
„Kommst du mich mal in Krakau besuchen?“, fragte er und zwinkerte mir zu. „Um der alten Zeiten willen?“
Ich lächelte zurück, aber wir wussten beide, dass das wahrscheinlich niemals passieren würde.
Jan bestellte ein Taxi und wir liefen Hand in Hand zurück zur Straße, um uns aufsammeln zu lassen. Er brachte mich noch bis zur Haustür und wartete, bis ich aufgeschlossen hatte.
„Danke für die wunderbare Nacht“, sagte er. Ich umarmte ihn ein letztes Mal, er küsste mich ein letztes Mal und fuhr einfach so mit einem Taxi wieder aus meinem Leben.
9. Kapitel
Am Sonntag machte ich mich mit einer Schokoladentorte, die ich noch schnell beim Bäcker um die Ecke besorgt hatte, auf den Weg zu den Dresens.
Benni öffnete mir und fiel gleich aus allen Wolken, als mich Robert übertrieben überschwänglich mit Küsschen links und Küsschen rechts wie eine alte Freundin begrüßte.
„Du kannst jetzt den Mund wieder zumachen Benni“, sagte Robert. „Du hast mir schließlich stundenlang gepredigt, mich gut zu benehmen, also mache ich das.“
Benni stand verlegen, auf seine Krücke gestützt, im Flur und tat mir leid.
„Kann ich dir irgendwas helfen?“, fragte ich ihn.
„Nichts da, wir machen das schon“, funkte Robert dazwischen, nahm mir die Kuchenschachtel ab und bugsierte mich an den Schultern hinaus in den Garten. Dort stand ein hübsch gedeckter Tisch im Schatten unter einem Apfelbaum, gemütliche, alte Rattansessel luden zum Sitzen ein.
„Ich hoffe, du bist noch nicht völlig am Verhungern“, sagte Robert und drückte mir ein großes Glas selbstgemachte Zitronenlimonade in die Hand. „Benni hat ewig herumgetrödelt, das Essen dauert noch ein
Weitere Kostenlose Bücher