Love and Disaster
antwortete Robert. „Stopf dir den Mund mit Pizza voll, Bernhard, und hör auf, dumme Fragen zu stellen.“
„Du kannst echt gut mit deinem Bruder“, stellte ich lachend fest und nahm mir noch ein Stück Pizza.
Am Ende hingen wir alle drei voll wie Mastgänse in unseren Sesseln. Benni hatte auf gar keinen Fall nur fertigen Teig belegt, die Pizzen waren komplett handgemacht und ich hatte den Verdacht, dass der liebe Robert daran nicht ganz unbeteiligt war.
Ich hatte mich unzweifelhaft überfressen, zwischendurch Tränen über die Sticheleien der Jungs gelacht und fühlte mich ziemlich gut.
Nach dem Essen zeigte mir Benni sein Reich. Er bewohnte den ausgebauten Dachboden des Hauses und hatte einen eigenen Wohnraum und ein Schlafzimmer mit Bad dort oben.
Ich bekam eine Kostprobe seines musikalischen Könnens, aber insgeheim gab ich Robert recht und wünschte mir Ohropax. Benni drehte seinen Verstärker bis zum Anschlag auf, er ließ seine Gitarre mit mehreren Verzerren aufjaulen und entlockte ihr Töne, die mir wahrscheinlich noch Stunden später als schwerer Tinnitus im Ohr hängen würden.„Was hast du nur mit Robert angestellt?“, fragte mich Benni nach einer Weile. „Seit ich aus dem Krankenhaus raus bin, ist er wie ausgewechselt. Er motzt kaum noch rum, ich kann Gitarre spielen, so oft ich will und so laut ich will. Er ist neuerdings total locker und Robert war noch nie locker, das kannst du mir glauben.“
Mist, wie sollte ich Benni nur erklären, dass das mit Sicherheit nicht mein Verdienst war. Das war nicht meine Angelegenheit, er würde Mary ja bald kennen lernen, sie würde ihn unter ihre Fittiche nehmen und ihn ihrer Künstlerclique einverleiben.
Dass Robert das dann allerdings immer noch locker sah, wagte ich zu bezweifeln.
„Seid ihr irgendwie … verknallt?“, fragte Benni und geriet postwendend ins Stottern. „… ich meine … es wäre doch …“
„Nein Benni“, sagte ich schnell. „Du kannst dich beruhigen, wir sind nicht verknallt, keine Sorge.“
„Scheiße“, antwortete Benni impulsiv und ich sah ihn erstaunt an.
„Tut mir leid“, murmelte er. „Aber für mich wär das ok.“
Ich sah ihn mit großen Augen an und Benni wurde rot.
„Ich kann dich wirklich gut leiden, Caro, für ne Lehrerin bist du total in Ordnung. Robert braucht ne Freundin. Sieh ihn dir doch an, der ist doch schon vollkommen verknöchert. Immer nur arbeiten, arbeiten und nie Spaß haben. ‚Das Leben ist kein Ponyhof, Bernhard‘“, Benni imitierte Roberts Tonfall ziemlich echt und ich musste lachen.
„Seit Mama nicht mehr da ist, hockt er nur noch hier rum und ‚erzieht’ mich. Manchmal würde ich am liebsten abhauen. Glaub mir, der braucht ganz dringend jemanden, der ihn auf andere Gedanken bringt.“
Ich legte Benni einen Arm um die Schulter.
„Es wird jemand kommen Benni, ganz bestimmt. Robert bleibt sicher nicht allein.“
„Aber du bist das nicht?“, er klang ziemlich enttäuscht.
„Ich bin das nicht“, sagte ich. „Robert und ich sind einfach Freunde, wenn man das nach der kurzen Zeit, die wir uns kennen, schon so nennen kann.“
„Ich hätte es gut gefunden“, sagte Benni und begann wieder auf seiner Gitarre herumzuklimpern. „Aber ich verstehe dich, wer hält es schon freiwillig mit Robert aus.“
‚Ich‘, dachte ich und erschrak über meinen Gedanken. Es wurde Zeit, zu gehen, ehe ich mich hier zu wohl fühlte.
„Benni ich muss los“, sagte ich. „Ich hab noch zu tun. Mein Buch, weißt du?“
Ich zwinkerte ihm zu.
„Ich weiß, ich bin auch nicht besser, ich arbeite auch immer nur und hab nicht viel Spaß …
Danke für die Einladung und für das Essen, deine Pizza war wirklich Spitzenklasse!“
„Robert hat auch mitgemacht“, antwortete Benni.
Ich grinste wissend und sagte:
„Wenn dir danach ist, ruf mich an, oder komm einfach vorbei, ja?“
„Japp, Caro, mach’s gut“, er beugte sich wieder über seine Gitarre und ließ einen Ton aufjaulen, der sich bis in meine hintersten Gehirnwindungen bohrte.
Mit leichtem Stechen in den Ohren stieg ich die Treppe hinunter und suchte nach Robert, um mich zu verabschieden.
Ich fand ihn im Garten, unter dem Apfelbaum, er hatte seine nackten Füße auf einen der Korbsessel gelegt und blätterte in der Zeitung.
„Hey“, sagte er fröhlich, als er mich kommen sah und nahm die Füße vom Stuhl. „Komm, setz dich doch.“
„Tut mir leid, Robert, aber ich muss jetzt gehen“, antwortete ich. „Vielen Dank für die Einladung und für das
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