Love at Stake 08 - Der Vampir auf dem heißen Blechdach-iO-ok
Enkelin kurz vor elf Uhr morgens in die Küche geschlendert kam. »Kannst du immer noch nicht schlafen?«
»Nein, ich fürchte nicht.« Olivia gähnte. Sie hatte den größten Teil der Nacht damit verbracht, sich von einer Seite auf die andere zu wälzen und das Treffen mit Robby MacKay in ihren Gedanken noch einmal ablaufen zu lassen. Und nachdem sie die Szene ein Dutzend Mal realistisch nachgespielt hatte, raubten ihr andere Gedanken den Schlaf. Was, wenn sie zugelassen hätte, dass er sie küsste?
Sie brühte sich eine Tasse heißen Tee auf, während ihre Großmutter am Tisch saß und eine Zwiebel in kleine Würfel hackte.
Dann warf Eleni die Zwiebel in eine Rührschüssel voller Hackfleisch. »Machst du dir immer noch Sorgen wegen des bösen Mannes? Du hast mir noch nicht von ihm erzählt.«
»Es liegt nicht an ihm.« Das war das Gute an Robby MacKay. Er hatte sie gründlich von Otis Crump abgelenkt. Olivia spähte in die Rührschüssel. »Werden das Hamburger?«
»Etwas Rind, etwas Lamm. Dazu Taboulé.« Eleni begann ein paar Knoblauchzehen zu schälen. »Weißt du nicht mehr, was in die Füllung von Dolmades gehört?«
Olivia setzte sich ihrer Großmutter gegenüber und nippte an ihrem Tee. Sie könnte lügen, aber ihre Großmutter merkte sofort, wenn sie es versuchte. »Anscheinend nicht.«
Besorgt betrachtete Eleni ihre Enkelin. »Aber du erinnerst dich doch daran, wie man Dolmades macht?«
»Nicht so richtig.« Es war Jahre her, seit sie sich das letzte Mal an gefüllten Weinblättern versucht hatte. Und immer war das Ergebnis matschig und schief ausgefallen.
Ihre Großmutter schnalzte missbilligend mit der Zunge, während sie den Knoblauch hackte. »Wie soll aus dir eine gute griechische Ehefrau werden, wenn du nicht weißt, wie man kocht? Was hast du bloß die ganze Zeit gemacht?«
»Ich bin aufs College gegangen. Habe meinen Master gemacht. War zur Ausbildung auf der FBI-Akademie in Quantico. Habe Jagd auf die Bösen gemacht.« Sie sah ihre Großmutter schräg an. »Weißt du, Mädchenkram eben.«
Nachdenklich nickte Eleni vor sich hin. »Es braucht einen besonderen Ehemann, um mit dir Schritt zu halten.«
Olivias Gedanken waren sofort bei Robby MacKay. Er war auf jeden Fall etwas Besonderes. Sie hatte versucht ihn zu vergraulen, aber er hatte sich geweigert, sie einfach so aufzugeben.
Eleni warf den gehackten Knoblauch in die Rührschüssel. »Ich brauche frische Petersilie.« Sie nahm sich eine Schere und ging durch die Hintertür auf die Terrasse hinaus.
Während sie an ihrem Tee nippte, bemerkte Olivia die rote Rosenblüte, die sich geöffnet hatte. Nachdem Robby gegangen war, hatte sie die Blume wieder in ihre Vase auf den Küchentisch gestellt. Ihr süßer Duft versuchte die Zwiebeln und den Knoblauch in Yayas Rezept zu übertrumpfen.
Wie lange würde es der Rose gelingen? Und wie lange würde ihre Bekanntschaft mit Robby andauern? In zwei Wochen begleitete sie ihre Großmutter nach Houston, wo sie die Weihnachtstage verbringen wollten. Es schien ihr mehr als zweifelhaft, dass sie und Robby sich noch einmal wiedersehen würden, wenn sie Patmos erst verlassen hatte.
Aber warum sollte ihr das etwas ausmachen? Die Beziehung war sowieso verdammt. Sie konnte sich niemals mit einem Mann einlassen, den sie nicht lesen konnte. Sie konnte nie wissen, ob er vollkommen ehrlich mit ihr war.
Dennoch gab es einige Fakten, die nicht anzuzweifeln waren. Erstens sah er unglaublich gut aus. Zweitens fühlte sie sich hoffnungslos zu ihm hingezogen. Sie war sich ziemlich sicher, dass seine Geschichte der Wahrheit entsprach. Er war ein Soldat, den man gefangen genommen und zwei Tage lang gefoltert hatte. Das ließ ihr einen kalten Schauer den Rücken hinablaufen.
Konnte er sich die Geschichte ausgedacht haben, um ihr Mitleid zu erregen? Ja. Aber sein Zögern davor, sie ihr zu erzählen, hatte echt gewirkt. Auch der Schmerz in seinen Augen war nicht gespielt gewesen. Nur zu dumm, dass es in Yayas Haus keinen Computer mit Internetanschluss gab, damit sie ihn überprüfen konnte.
Sie war versucht, ihm zu glauben. Sie wollte ihm glauben. Wenn er wirklich die Folter überlebt hatte, erklärte das einiges: sein Zaudern, zuzugeben, dass er traumatisiert war. Seine Tendenz, misstrauisch und paranoid zu sein.
Es war nicht überraschend, dass seine Familie von ihm verlangte, einen Therapeuten aufzusuchen. Und es war auch nicht überraschend, dass er dem gegenüber abgeneigt war. Wer würde solch ein Erlebnis
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