Love at Stakes 06 - Die mit dem Vampir tanzt-ok
wenn eines dieser Biester eine von uns erwischt, schleift es einen direkt in den Hades.«
»Na gut, das wollen wir ja nicht.« Lara seufzte. Diesen Mädchen hatte man das Gehirn so gründlich gewaschen, dass sie nicht einmal mehr Sarkasmus verstanden. Sie folgte der Jungfer in den Tempel.
Die beiden Frauen gingen um die Thronsessel herum und dann in einen Korridor dahinter. Es gab drei Türen auf jeder Seite des Ganges. Zwei Türen waren rot gestrichen. Räume für die Auserwählten, erklärte ihr die Jungfer.
Lara bemerkte einen der männlichen Wächter vor einer violetten Tür. Das musste Athenas Zimmer sein. Kristy und Vanessa saßen auf roten Kissen vor einer goldenen Tür. Sie standen auf, als Lara und das andere Mädchen sich näherten.
»Ich hoffe, ihr habt uns was vom Mittagessen übrig gelassen. Wir sind am Verhungern.« Damit verschwanden Vanessa und Kristy sofort in Richtung Küche.
Lara setzte sich neben die andere Jungfer. Sie schob ihr Kissen gegen die Wand, sodass sie sich zurücklehnen und ihre Beine ausstrecken konnte. Ihre neue Haltung brachte ihr einen strafenden Blick ihrer Nachbarin ein.
Sie versuchte, nicht an Apollos Leiche auf der anderen Seite der Tür zu denken. Wenigstens tagsüber waren sie vor ihm in Sicherheit.
Wo war Jack? In seinem Todesschlaf im Stadthaus auf der Upper East Side? Sie erinnerte sich daran, wie er LaToya erzählt hatte, dass sie meistens ein paar Leichen im Keller versteckten. Und sie hatte gedacht, er machte nur Scherze. Dieser Schuft. Er war so anders als die Vampire hier.
Athena und Apollo hielten Menschen für nicht mehr als Essen auf Beinen, dumm und einfach zu kontrollieren. Jack hatte sie immer respektvoll und freundlich behandelt. Er machte sich wirklich Gedanken um ihre Gefühle und ihre Sicherheit. Hatte er die Nacht verzweifelt auf der Suche nach ihr verbracht?
Plötzlich kam ihr ins Gedächtnis, wie er mit Mario und Gianetta in Venedig umgegangen war. Sie waren Sterbliche, aber für ihn waren sie seine Familie. Er hatte auch für Vater Giuseppe nur Respekt und Zuneigung gezeigt. Und seine Versuche mit der Eiscreme, der Gondelfahrt und der Serenade, ihr zu gefallen, waren einfach umwerfend gewesen.
Er war ein so guter Mann. Und sie vermisste ihn so sehr. Er konnte sie zum Lachen bringen. Er konnte sie so heiß machen. Bei ihm fühlte sie sich schön und klug und geschätzt. Er war der perfekte Mann, bis auf das kleine Problem mit dem Untotsein.
War es verrückt, sich in einen Vampir zu verlieben? Oder war es noch verrückter, ihn abzulehnen, nur weil er ein Vampir war? Es war nicht Jacks Schuld, dass er verwandelt worden war. Er war angegriffen worden. Hatte er nicht genug gelitten? Es wäre doch zu grausam, ihn abzulehnen und noch mehr leiden zu lassen.
Apollos einziges Auswahlkriterium war die Haarfarbe der Mädchen. Aber würde nicht ein echter Gott den Menschen nach seinem Herzen und nicht nach seinem Aussehen beurteilen? Würde die Liebe je einen anderen abweisen, nur weil er anders war?
Ein Gefühl des Friedens legte sich um Lara wie eine warme Decke. Endlich wusste sie, was sie zu tun hatte. Es lag nicht in ihrer Macht, Jack zurückzuweisen. Sie konnte es nicht ertragen, ihm wehzutun. Selbst wenn es bedeutete, dass ihr eigenes Leben völlig aus der Bahn geworfen wurde, würde sie lieber diesen Schmerz auf sich nehmen, als ihn noch mehr leiden zu lassen.
So war es in der Liebe eben. Und sie liebte ihn von ganzem Herzen.
Mit geschlossenen Augen erinnerte Lara sich daran, wie er sie im Glockenturm geliebt hatte. Was für ein unwiderstehlicher Mann er doch war, ihr Vampir-Casanova. Sie konnte es nicht abwarten, ihn wiederzusehen und ihn wissen zu lassen, dass sie sich entschieden hatte. Sie gehörte für immer zu ihm. Bitte, Jack, finde mich bald. In ihrer Vorstellung sah sie bereits sein glückliches Gesicht, und wie er sie wild, leidenschaftlich liebte.
Die andere Jungfer stieß sie gegen die Schulter. »Nicht einschlafen. Das ist verboten.«
»In Ordnung«, knurrte Lara, enttäuscht darüber, wie schnell ihr romantischer Traum platzte. »Müssen wir wirklich drei Stunden lang hier sitzen? Das ist so langweilig.«
»Schh!« Die Jungfer sah zu dem Wächter am Ende des Korridors. »Sprich nicht so. Er wird dich hören.«
»Okay. Ich heiße Lara. Wie heißt du?«
»Hör auf damit!« Keuchend blickte sie noch einmal zu dem Wächter. »Wir dürfen keine Namen benutzen.«
»Lass mich raten. Das ist verboten?«
»Ja«, zischte die Jungfer.
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