Love is a Miracle
brennenden Himmel nach meiner griff.
Jess und Lissa kamen am nächsten Morgen wieder, um mich abzuholen. Ich wollte sie nicht sehen, wollte mich nicht damit auseinandersetzen müssen, dass meine besten Freundinnen mir plötzlich nichts mehr bedeuteten.
»Hey, Dad, ich hab noch nicht fertig gefrühstückt«, sagte ich, und er grinste mich über seine Zeitung hinweg an. Mein Gott, wie mir diese ewig lächelnden Gesichter zum Hals heraushingen! »Kannst du mich in die Schule fahren?«
»Ja, sicher.«
Ich ging auf die Veranda hinaus und brüllte: »Dad fährt mich«, dann stand ich da und schaute zu, wie Jess und Lissa mich aus dem Auto heraus anblinzelten.
»Okay, aber wir treffen uns vor der ersten Stunde beim Getränkeautomaten, ja?«, sagte Jess und streckte den Kopf aus dem Fenster.
»Ja, klar.«
»Wehe, du bist nicht da!«, brüllte Lissa und grinste mich dabei an, um mir zu zeigen, dass es nicht böse gemeint war. Dass »meine Freundinnen« mich sehen wollten, weil wir »mal reden müssen«.
»Keine Sorge!«, brüllte ich zurück, aber ich ging nicht hin. Ich ließ mich von Dad vor der Sporthalle absetzen und verkroch mich in der Mädchenumkleide, die tagsüber leer stand, weil aus Geldmangel kein Sport mehr gegeben wurde, seit meine Eltern hier an die Schule gegangen waren.
Ich kam in die erste Stunde, als die Glocke bereits geläutet hatte. Der Lehrer sagte nichts. Jess versuchte meinen Blick aufzufangen, aber ich tat so, als sähe ich sie nicht, und kritzelte in mein Notizbuch, füllte Seite um Seite mit langen Wellenlinien. Nach der Stunde blieb ich noch da, um mit dem Lehrer zu reden. Jess und Lissa trödelten herum und warteten auf mich.
»Ihr braucht nicht zu warten!«, rief ich ihnen zu und wandte mich abrupt ab.
Ich quälte mich durch die restlichen Stunden und am Abend sagte Mom zu mir: »Hast du dich mit Jess und Lissa gestritten?«
Lissa hatte gerade angerufen, und ich hatte Dad gebeten, ihr zu sagen, dass ich lernte. Mom hatte Jess schon mit der gleichen Ausrede abwimmeln müssen.
Ich schüttelte den Kopf.
»Wirklich nicht?«
Ich nickte.
»Brauchst du irgendwas?«
Ja, dachte ich – meine Ruhe vor Jess und Lissa. Und nicht nur vor den beiden. Alle sollten mich in Ruhe lassen, damit ich meinen Kram alleine machen konnte …
»Das Auto«, sagte ich. »Kann ich das Auto haben?«
Ja, klar, kein Problem. Dad hatte den Vorbesitzer nicht dazu bewegen können, den Wagen zurückzunehmen, geschweige denn, das Geld wieder herauszurücken, und seither stand es unbenutzt vor seinem Büro.
Also fuhr ich jetzt Auto. Aber es machte mir keinen Spaß. Im Auto wirkte der Himmel viel näher als sonst, es war, als drückte er auf die Straße herunter, und wenn ich zu lange hinschaute, wurde mir schwindlig, und ich hatte Angst, hineingesaugt zu werden, dass der Himmel das Auto aufschlitzen und mich verschlingen würde.
Aber ich fuhr trotzdem. Ich fuhr allein in die Schule, kam genau rechtzeitig zur ersten Stunde dort an, wenn die Glocke läutete. Den Rest des Tages verbrachte ich in der Bibliothek, um an einem freiwilligen Forschungsprojekt über die Geschichte unserer Gegend zu arbeiten. Das war jedenfalls mein Vorwand. Ich hatte das Projekt von Coach Henson absegnen lassen, der auch mein Betreuer war. Dafür musste ich ihm versprechen, in einem Monat wieder zum Fußball zu kommen.
Solche Zusatzprojekte wurden normalerweise nur an die Walker-Sprösslinge vergeben, diese supersmarten Streber, weil ihre Mutter sonst damit drohte, die Schule wegen mangelnder Fortgeschrittenenkurse zu verklagen. Ich war eine Riesenausnahme. Etwas Besonderes. Ein Wunder. Das alles sagte mir die Beratungslehrerin, als ich in ihrem Büro saß, um mir die Genehmigung zu holen. Der Coach nickte dazu, und ich setzte ein Lächeln auf und sagte, das Problem sei nur, dass ich ziemlich viel recherchieren und daher auch während der Unterrichtszeitin der Bibliothek arbeiten müsse, manchmal vielleicht sogar in meinen eigenen Stunden, und dass ich hin und wieder auch außerhalb der Schule recherchieren müsse.
»Gut«, sagte der Coach. »In diesem Fall können wir das wohl ausnahmsweise durchgehen lassen, oder was meinen Sie? Es geht ja schließlich um Megan Hathaway.«
Es war in Ordnung. Na klar doch.
Jess und Lissa versuchten noch eine Weile, mit mir zu reden, aber ich wimmelte sie erfolgreich ab. Mir fiel dann plötzlich ein, dass ich irgendwas im Auto vergessen hatte oder zu Coach Henson oder einem anderen Lehrer musste, und
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