Love is a Miracle
einer weichen Fettschicht umhüllt waren.
Mir gefiel es. Ich war immer zu dünn gewesen, so dünn, dass Dr. Weaver Mom jedes Mal fragte, ob ich nicht richtig essen würde. Bei meiner Geburt hatte er gesagt, ich würde immer schwach und kränklich bleiben, ein Sorgenkind, von dem man jede Anstrengung fernhalten müsse. Dann kam David daher, und er war noch schmächtiger als ich und wirklich krank.
Aber David nahm zu, wurde ein kleiner blonder Engel mit weichen Grübchen an den Ellbogen und Knien und dicken, runden Bäckchen, die er nie ganz verlor. Ich dagegen blieb braunhaarig und schmächtig, aber ich wurde nicht krank, und als ich das erste Mal Fußball spielte, wollte ich nie mehr damit aufhören. Aber ich blieb dünn, hatte null Busen, bis ich vierzehn wurde, und selbst dann reichte es nur für ein A-Körbchen. Das war frustrierend, klar, aber ich genoss es, so stark zu sein, rennen und kicken zu können. Ich war stolz auf meinen durchtrainierten Körper.
An meinen Körper wollte ich jetzt allerdings nicht denken, an mein klopfendes Herz. Mein Atmen. Ich … ich wollte nicht, dass das alles immer weiterging. Von mir aus hätte es jederzeit aufhören können.
Ich schloss die Augen und legte mich auf den Boden in der Einfahrt, ließ die Hitze in mich einsickern. Ich ließ eine Hand an meiner Seite hinaufgleiten, um zu checken, ob ich noch da war, und hielt an der Brust inne. Ich hatte jetzt tatsächlich einen Busen und pikste in einen hinein. Kein Wunder, dass die Typen so scharf darauf waren. Es fühlte sich so schön weich an.
»Was machst du da?«
Ich riss die Augen auf und sah zwei jeansbekleidete Knie an der Einfahrt unten. Mein Blick wanderte an den Knien hinauf, immer weiter, bis zu dem schönen, aber ziemlich verdutzten Gesicht. Joe. Mein Gott, warum hatte mir niemand gesagt, dass ich mich nur sonntagnachmittags nach der Kirche in die Einfahrt legen musste, um ihn zum Sprechen zu bringen?
Ich hätte es trotzdem nicht getan.
Ich doch nicht. Ich hätte mir eher noch ein T-Shirt über den Badeanzug gestreift, wenn ich mich im Hinterhof gesonnt hätte, um meinen mickrigen Busen und alles andere zu verstecken. Ich war total angepasst, schnallte mich im Auto an, hielt mein Zimmer sauber und lernte für die Schule. Ein verpatzter Test brachte mich völlig aus der Fassung, und ich regte mich wahnsinnig auf, wenn ich beim 1000-Meter-Lauf eine Sekunde langsamer war als sonst. Mit anderen Worten: Ich konnte nicht damit umgehen, wenn in meinem Leben etwas schiefging.
Und deshalb wäre es besser für mich gewesen, wenn ich bei dem Flugzeugabsturz gestorben wäre.
»Wonach sieht es denn aus?«, fragte ich. Früher hätte ich kein Wort herausgebracht, oder erst viel später, wenn Joe längst verschwunden war.
Aber jetzt schon. Weil es mir egal war.
»Wonach es aussieht? Als ob du in deiner Einfahrt liegst und an dir rumfummelst. Hat Reverend Williams beim Abendmahl Wein statt Grapefruitsaft ausgeteilt?«
»Nö.« Ich hievte mich auf meine Ellbogen hoch und schaute ihn an. »Und du? Stehst einfach hier rum und schnüffelst mir nach?«
»Was?« Joe wich erschrocken zurück, und in seinem Gesicht, über den Wangen, zeichneten sich kleine rote Flecken ab. »Ich hab nicht … ich wollte nicht …«
»Ach, reg dich ab«, sagte ich. »Ist doch nicht schlimm, dass du mich angeschaut hast. Ich würde auch hingucken, wenn du mit nacktem Oberkörper in deiner Einfahrt liegen würdest.«
»Haha. Als ob ich mich in meine Einfahrt legen könnte, ohne dass deine Eltern gleich die Bullen rufen. Die warten doch nur drauf, dass ich mich eines Tages über den Zaun schwinge und mit der Axt auf sie losgehe oder so.«
»Und? Machst du das?«
Joe grinste. »Jetzt vielleicht schon.«
Ich wollte etwas sagen, aber hinter uns rauschte der Wind in den Bäumen. Joes Lächeln war fort und ich sah nur noch Rot, lauerndes, gieriges Rot überall um mich herum.
Ich drehte mich zu den Bäumen um. Wollte sehen, wo sie waren. Mich überzeugen, dass sie nicht näher kamen. Wenn ich nicht auf der Hut war, würden sie mich umzingeln und mir bei jeder Bewegung die Haut zerkratzen. Sie warteten doch nur darauf, mich zu packen und zu verschlingen …
»Hey, alles okay mit dir?«, fragte Joe, der inzwischen die Einfahrt heraufgekommen war. Er stand über michgebeugt und schnippte mit den Fingern vor meinem Gesicht herum. »Megan? Hallo?«
Das Rot – der Dunst – das war Feuer, und es war da. Wirklich da. Es war in mir. Ich spürte, wie es
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