Love is a Miracle
meine, wirklich reden.«
»Ja, nur wird es nichts nützen«, antwortete ich. »Es hilft ihnen nicht.«
»Oh, Megan«, sagte Margaret. »Begreif doch endlich! Dir wird es helfen und nur darum geht es.«
Kapitel 21
Als ich nach Hause kam, saß Mom im Wohnzimmer vor dem Fernseher und zappte sich wie verrückt durch sämtliche Werbespots, einen Stapel halb zusammengelegter Wäsche neben sich auf der Couch.
»Auch freigenommen?«, sagte sie und klopfte auf den Platz neben ihr. »Komm, setz dich zu mir.«
Ich setzte mich und sie legte weiter Socken zusammen. Davids Socken waren jetzt schon größer als die von Dad. Als die Werbung vorbei war, schaute sie eine Weile ihre Serie an, dann klickte sie sie weg, schaltete den Fernseher aus und sah mich an. Ich starrte auf die Socken.
»Du bist früh zu Hause.«
An ihrer brüchigen Stimme merkte ich, dass sie den Anruf, von dem der Coach gesprochen hatte, bereits bekommen hatte. Ich erwiderte ihren Blick, und der Ausdruck in ihrem Gesicht … Mom sah aus wie David, als er noch ganz klein war und zum ersten Mal versuchte, seinen Kopf hochzuheben. Er war so krank, dass er es nicht schaffte. Er wollte so gern, das sah man, aber er konnte nicht, und genau so sah Mom jetzt aus. Als wollte sie etwas sagen, konnte aber nicht.
Oder vielleicht wollte sie auch nicht.
»Mom«, fing ich an, und als sie mich anschaute, blieb mir die Stimme weg, so viel Angst lag in ihrem Blick.
Es traf mich noch mehr als das ewige Lächeln, die übereifrigen Blicke. Dass meine Eltern die ganze Zeit die Augen zukniffen und so taten, als sei alles in Ordnung, war schlimm genug für mich. Dass sie aber wussten, wie schlecht es mir ging, und keine Ahnung hatten, wie sie mir helfen sollten, war eine Katastrophe.
Mom und Dad wussten, wie verstört ich war.
Trotzdem spielten wir uns weiterhin etwas vor, so wie damals, als ich im Krankenhaus aufgewacht war. Ich saß da, verloren und verängstigt, und lächelte gezwungen, während Mom den Fernseher wieder einschaltete und mir erzählte, was in der Serie gerade ablief, sodass ich keine Möglichkeit hatte, noch etwas zu sagen.
»Dein Vater kommt zum Mittagessen nach Hause«, verkündete sie, als sie aufstand, um die Wäsche wegzubringen. Ich bohrte meine Nägel in meine Handflächen und versuchte, ruhig zu bleiben, normal zu bleiben. Mom balancierte den Wäschekorb auf einer Hüfte und packte ihn mit der rechten Hand, während ihre linke an der Fernbedienung herumfummelte.
»Oh, da ist schon sein Wagen? Hörst du’s?« Sie wartete nicht auf eine Antwort von mir. »Wir müssen heute Nachmittag eine Weile wegfahren. Wie wär’s mit Spaghetti Bolognese? Oder willst du lieber ein überbackenes Käsebrot?«
»Käse«, sagte ich. Mom ging hinaus, und ich zog meine Knie ganz eng an die Brust und versuchte, nicht mitzuhören,was sie in der Küche redeten. Ich hörte die Wörter »Schule« und »Treffen«, und Mom schniefte, als kämpfte sie mit den Tränen. Ich musste mich hinlegen, aber es war nicht wie vorher, war nicht so, wie wenn ich von Erinnerungen eingeholt wurde, mit denen ich nicht konfrontiert sein wollte, wie ich jetzt wusste.
Mir wurde mulmig bei dem Gedanken, was mich erwartete, aber gleichzeitig stieg auch ein Fünkchen Hoffnung in mir auf, denn jetzt musste ja etwas geschehen. Wohl oder übel. Das konnten sie wirklich nicht mehr ignorieren – mich konnten sie nicht mehr ignorieren.
Aber von wegen.
Wir aßen zu Mittag, oder jedenfalls meine Eltern. Ich zupfte an meinem Brot herum, zerriss es in immer kleinere Stücke, während Dad von seiner Arbeit erzählte und Mom von einem Kollegen in ihrem Betrieb, der eine Hausratversicherung brauchte. Dad notierte sich den Tipp und sagte, dass er mal dort anrufen werde. Und beide hätten sich vor Freude überschlagen, wenn ich noch eine Limo oder ein halbes Sandwich genommen hätte, aber als ich ablehnte, war es auch okay für sie. Über die Schule verloren sie kein Wort, stattdessen sagte Mom nach dem Essen zu Dad: »Also, George, ich glaube, wir müssen jetzt.«
Und das war alles. Mehr kam nicht von ihnen. Sie wussten, dass ich in allen Fächern schlecht war und nicht an meinem angeblichen Zusatzprojekt arbeitete, dass ich jede Menge Unterricht versäumt hatte. Dass ich heute überhaupt nicht in der Schule gewesen war.
Ich war kein Wunder, das wussten sie, aber sie sprachen es nicht aus. Wollten es einfach nicht wahrhaben.
Ich sagte auch nichts. Ich drehte mein Glas in den Händen und murmelte:
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