Love just happens
dann stürze ich die Treppe hinunter, nach draußen, winke über die Schulter zurück, als sie hinter mir herruft, und schreie: »Ja, alles okay, ich schwör’s!«
Die beiden stehen in der Tür, als ich die Einfahrt hinuntergehe. Ryan hat die Hände in den Taschen, seine Augen kann ich nicht sehen.
Brianna hält immer noch die Chipsschüssel in der Hand, dreht sich zu ihm um, als ich gerade den Wagen starte, und ich starre blind auf die Straße, versuche, etwas zu sehen.
Für Mädchen gibt es unzählige Regeln. Tausend Dinge, die du als Mädchen tun musst, um anständig durch den Tag zu kommen. Das Highschool-Leben ist gespickt mit Fallen, die dich zum Straucheln bringen und vernichten können – Leute, die dir ins Gesicht lächeln und dich hinter deinem Rücken schlechtmachen, und wenn du überleben willst, musst du alle Regeln kennen, musst wissen, was du tun darfst und was nicht.
Eine dieser Regeln lautet: Küsse nie den Freund deiner besten Freundin. Nie und nimmer. Schon gar nicht zweimal.
Das ist ein absolutes Tabu, denn eine Freundschaft zählt mehr als alles andere. Ich kenne Brianna seit dem Kindergarten, sie hat mich gerettet, mich zu ihrer besten Freundin gemacht, und ich war immer für sie da. Ich war eine gute Freundin und ich bin kein schlechter Mensch. Echt nicht.
Oder doch?
Ich habe ihren Freund geküsst, nicht nur einmal, sondern zweimal. Wir sind auseinandergefahren, als wir ihre Stimme gehört haben, aber was, wenn Brianna nicht gerufen hätte? Oder gar nicht da gewesen wäre?
Ich bin am Ende, habe mich weit aufgeschnitten. Ich sehe mein Herz, das nicht so ist, wie ich dachte, nicht gut und mitfühlend und alles, was ich ihm sonst noch angedichtet habe.
Als ich ins Haus komme, sitzen Mom und Dad auf der Couch. Sie reden mit mir, das sehe ich, aber ich höre nichts. Ich sehe, wie sie zum Telefon zeigen. Wie ihre Münder den Namen »Sarah« formen und ihre Augen mich besorgt anblicken.
Ich gehe zum Telefon hinüber und mein Herz klopft so heftig, dass mir schlecht wird.
»Hey«, sagt Brianna dicht an meinem Ohr. »Wollte nur hören, ob du in Ordnung bist, bevor ich gehe. Ryan wollte dir nachfahren und checken, ob alles okay ist, aber ich hab ihm gesagt, ich ruf dich an, und er muss mir nicht beweisen, was er für ein toller Freund ist. Das weiß ich auch so. Du bist doch okay, oder?«
»Ja, klar«, sage ich.
Bestens, mir geht’s super. Ich hab nur gerade deinen Freund geküsst, Brianna, tut mir echt leid.
»Tut mir leid«, füge ich hinzu und Brianna lacht, sagt: »Ja, schon gut, sei nicht blöd.« Sie hat keine Ahnung, was ich meine.
»Muss jetzt los«, verkündet sie, dann, klick, Stille, und ich meinte doch, es tut mir leid, dass ich ihren Freund geküsst habe, aber dass Ryan mir nicht nachgefahren ist,tut mir auch leid. Und dass nicht mehr zwischen uns war … oder ist. Oder sein kann.
In Wahrheit lautet das ungeschriebene Gesetz: Du darfst nicht wollen, was dir nicht zusteht. Und genau diese Regel habe ich gebrochen. Ich habe alles zerstört, kaputt gemacht, und dennoch …
Ich will ihn trotzdem.
Kapitel 21
Ich gehe in mein Zimmer hinauf, wie betäubt, und setze mich aufs Bett. Ich drücke meine Fingerspitzen auf meine geschlossenen Lider, als könnte ich wegstoßen, was ich sehe. Wegstoßen, was passiert ist.
Ich weiß nicht, wie ich jemals einschlafen soll. Ich versuche es trotzdem, mache mich bettfertig, ziehe meinen Pyjama an, putze meine Zähne. Sitze bei brennendem Licht im Bett und starre Löcher in die Luft.
Endlich lege ich mich hin und schließe die Augen. Aber ich öffne sie sofort wieder, weil ich natürlich Ryan sehe.
Schließlich gebe ich auf – an Schlaf ist nicht zu denken. Ich setze mich auf und knipse das Licht neben meinem Bett an. Blättere in den Zeitschriften, die auf dem Fußboden gestapelt sind. Ich lese nie die Artikel, weil sowieso immer das Gleiche drinsteht –
Glaube an dich selbst
. Und natürlich irgendwelche Tipps, wie man eine schönere Haut bekommt oder abnimmt oder was auch immer – aber die Fotos bringen mich manchmal auf neue Sneaker-Ideen.
Und neue Ideen kann ich jetzt gebrauchen. Ablenkung.
Die Zeitschrift, die ich hochnehme, ist ziemlich dick, aufgebläht mit Bildern von allem, was neu oder »Kult«ist, und ich decke die High Heels eines Models zu, das einen Luftsprung auf dem Foto macht.
Ich würde ihr ein paar alte Leinen-Hightops aussuchen, wie die Basketballspieler sie früher getragen haben, und die Schnürsenkel würde ich
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