Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)
mir aus!", sage ich schnell, bevor Bastian irgendwas loslässt, was vielleicht nicht so förderlich wäre für unsere Beziehung.
„Super! Kommst du sofort?"
„Ja", knurre ich, „und wehe du nervst mich danach jemals wieder mit deiner Maike!"
„Nerve ich dich?", fragt Bastian erschrocken.
„Nein", leugne ich. Aber irgendwie klingt es in meinen Ohren alles andere als glaubwürdig.
„Dann ist ja gut. Ich dachte schon ..."
Ich seufze innerlich. Vielleicht wäre es ja doch keine so schlechte Idee, wenn ich Bastian einfach die Wahrheit sage. Zumindest würde ich dann bedeutend weniger Maike in meinem Gehörgang haben. Aber sind Freunde nicht auch dazu da, dass sie die seltsamen Phasen gegenseitig ertragen? Und wenn Bastian mit seiner Maike durch ist, vielleicht komme ich dann ja irgendwann mal mit PornoPaul. Bis dahin wird Bastian aber noch sein Konto bis ans Limit überziehen und ich muss im Anschluss sicher monatelang von PornoPaul schwärmen. Verrückter Gedanke!
„Biste schon weg?", fragt Bastian irritiert.
„Ja", antworte ich, „also, nein, ich bin - ach, ich bin unterwegs. Bis gleich!" Ich schüttle über mich selbst den Kopf und lege auf. Glücklicherweise ist Bastian viel zu sehr mit seiner Maike beschäftigt, dass er meist gar nicht mitbekommt, wenn ich gedanklich längst wieder abdrifte.
Einen Moment sitze ich an meinem Schreibtisch und starre in die Luft. Eigentlich ist es doch voll schwachsinnig, jetzt zu Bastian zu fahren. Ich will ihm doch eh nicht zuhören, geschweige denn helfen. Ich habe nur keine Lust, allein zu sein, weil ich die ganzen Gedanken ans Alleinsein nicht ertrage. Aber wird das wirklich besser, wenn ich mir das Geträume von Bastian reintu?
Ich denke wieder an PornoPaul. Einen Augenblick bin ich echt versucht, den Rechner noch mal anzuschmeißen, um doch noch mit dem Fremden zu reden. Aber das würde sicher genauso viel bringen, wie ein Nachmittag mit Bastian. Allerdings würde es dann nicht um Maike gehen, sondern um mich - oder vielmehr Bastian, der mich ja wegen Maike gerade verlässt. Wie absurd!
Entschlossen stehe ich auf und mache mich auf den Weg.
Kapitel 3
„Hi", sagt Sven, Bastians Bruder, als er mir aufmacht.
„Hi", antworte ich ein wenig irritiert.
„Bas ist in seinem Zimmer. Hat wohl schwer was zu tun", klärt mich Sven mit belustigter Miene auf. „Du bist wohl die seelische Unterstützung, was?"
Ich grinse gequält. „Sieht so aus."
„Mein Mitleid!" Mit den Worten lässt mich Sven im Flur stehen und verschwindet in seinem Zimmer. Eigentlich ist es ja total untypisch, dass man Sven mal zu Gesicht bekommt - oder ihn reden hört. Sonst ist er meist unterwegs oder macht sich gerade voll geschäftig für irgendeine Party fertig. Wenigstens hat er Freunde, im Gegensatz zu mir. Und das, obwohl er ja möglicherweise auch schwul ist. Aber den Gedanken verdränge ich besser gleich. Tabuzone! Bastian wird immer total komisch, wenn man auch nur ansatzweise etwas in die Richtung sagt. Schwulsein ist vielleicht okay, aber nicht in der eigenen Familie.
Ich klopfe bei Bastian an.
„Komm rein!"
Ich öffne die Tür und sehe Bastian am Schreibtisch inmitten von einem Papierwust. Sicher zwanzig Papierknäuel liegen um ihn herum.
„Hier", sagt er und schiebt ein paar Blätter in meine Richtung. „Kannst mal schauen, was du von den Anfängen hältst."
„Warum schreibst du nicht am PC?", frage ich entgeistert.
„Was? Bist du verrückt? So was schreibt man doch auf Papier!"
Überrascht sehe ich, dass Bastian auch mit Füllfederhalter schreibt. Ich bin baff! Zuletzt habe ich ihn in der siebten Klasse mit Tinte schreiben sehen. Seit dem kritzelt er immer nur mit Kuli - zumindest in der Schule. Alles für Maike. Mir wird schlecht. Das ist doch nicht mehr mein bester Freund!
„Wer bist du? Und was ist mit meinem Freund passiert?", frage ich, obwohl ich weiß, wie dämlich dieser Scherz ist.
Bastian sieht mich ruhig an. „Ich wusste nicht mal, dass du einen Freund hast", sagt er schließlich und grinst. „Da hast du mir wohl was verschwiegen."
Ich spüre, wie mein Gesicht heiß wird. Na toll, das war ja wohl mal eine klasse Vorlage. Treffer, versenkt.
„Mir egal, wie du schreibst, Hauptsache du kommst langsam mal zu Potte", gebe ich schnell zurück, um den peinlichen Moment zu überspielen. Hoffentlich bemerkt er nicht, dass ich rot werde.
„Warum wirst du denn jetzt rot?", fragt Bastian auch gleich und grinst noch breiter. Natürlich weiß er, dass ich
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