Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)
'ne Laune!", sagt Sven.
„Fresse!", wiederholt Bastian.
Und dann bin ich auch schon im Hausflur. Kurz überlege ich, ob ich mich einfach entschuldigen soll, immerhin ist Bastian doch nicht nur mein bester, sondern auch mein einziger Freund. Aber dann fallen mir wieder die ganzen Anspielungen ein. Vielleicht glaubt er ja wirklich dran, wer weiß es schon - oder er will mich nur verletzten damit, weil ich seine Maike nicht so toll finde ...
Doch bevor ich mich überhaupt entscheiden kann, knallt die Wohnungstür auch schon ins Schloss und ich stehe allein im Treppenhaus. Ich kann immer noch nicht glauben, dass das alles gerade passiert ist. So kenne ich Bastian einfach nicht. Egal was es war, wir haben uns nie wirklich gezofft. Und jetzt das.
Wie benommen bleibe ich noch eine Weile stehen. Wenn ich es recht bedenke, dann haben Bastian und ich uns eigentlich noch nie gestritten. Ich habe mir immer brav seine Schwärmereien angehört und er hat mir dafür allein mit seiner Freundschaft ein höheres Ansehen bei den anderen verschafft. Die perfekte Symbiose. Nur, was hat Bastian eigentlich von mir, wenn ich ihm nicht geduldig zuhöre? Natürlich, er sagt mir ab und zu, dass ich witzig bin und dass ich die besten Storys auf Lager habe und so weiter. Aber das ist doch nicht wirklich etwas, worauf man eine Freundschaft bauen kann, oder? Im Grunde sind Bastian und ich nichts weiter als lockere Bekannte - nur, dass wir uns beinahe täglich sehen und stundenlang miteinander abhängen können. Aber mit wem kann man das nicht? Ich meine, Bastian hat es doch garantiert nicht nötig, mit mir ...
Und da geht die Tür vor mir wieder auf und Sven eilt heraus. Er ist schon ein paar Stufen die Treppe hinunter, als er überrascht stehen bleibt und mich ansieht.
„Was machst du denn noch hier?", fragt er verblüfft.
Ja, was mache ich eigentlich hier? Ich hätte längst an der Bushaltestelle sein können. Aber nein, ich stehe lieber verloren im Treppenhaus herum und spinne mir was über Freundschaft zusammen.
„Ich - ähm ..." Was soll ich sagen? Dass ich hier stehe, weil ich immer noch verblüfft bin, dass Bastian mich rausgeschmissen hat?
Sven nickt mir verstehend zu. Sofort frage ich mich, was die Geste wohl zu bedeuten hat. Was kann der schon verstehen? Dummerweise fällt mir absolut keine Ausrede ein, weshalb ich immer noch hier stehe.
„Ist alles nicht so einfach, was?", sagt Sven jetzt. Plötzlich hat er es gar nicht mehr eilig.
„Willst du nicht weg?", frage ich. Natürlich habe ich nichts gegen Sven, eigentlich finde ich ihn sogar richtig toll, aber die Situation ist einfach zu beschissen.
Sven grinst jetzt ein wenig seltsam. „Ich hab mich nur beeilt, weil ich dachte, dass du schon zum Bus bist."
„Ich ..." Die Stimme bricht mir weg. Was will er denn von mir?
„Na ja, ich wollte mit dir ein wenig über Bas reden, wenn du Lust hast."
„Aha", mache ich lahm.
„Und das geht natürlich besser, wenn du nicht schon im Bus nach Hause sitzt, weil ich nicht weiß, wo du wohnst - und Bas frage ich bestimmt nicht."
Ich schlucke. Irgendwie kommt mir das gerade ziemlich seltsam vor. In Gedanken gehe ich ein paar mögliche Ausreden durch. Aber ich merke, dass ich zu langsam bin.
„Wenn du keinen Bock hast, ist's auch okay", sagt Sven.
„Nein, nein", antworte ich schnell, obwohl ich mir gar nicht sicher bin, ob ich das wirklich so meine. Ist wohl eher so, dass ich Sven nicht vor den Kopf stoßen will. Und was kann er schon großartig von mir wollen?
„Gut." Sven grinst. „Bock auf 'nen Cocktail?"
„Was?"
„Na, in der Altstadt ist gleich Happy Hour. Jeder Cocktail die Hälfte."
„Klar", sage ich schnell, um meine Überraschung zu überspielen. Bastians Bruder geht mit mir in eine Cocktailbar? Schnell überschlage ich im Kopf mein Kohle. Wenn ich richtig liege, müsste ich noch zwei Zehner haben und Kleingeld. Sollte reichen. Was Bastian wohl davon hält, wenn ich mit seinem Bruder einen drauf mache? Ich kann mir ein gemeines Grinsen nicht verkneifen. Auf jeden Fall besser, als jetzt an einem Schmachtbrief für Maike zu feilen.
Kapitel 4
„Bas ist in letzter Zeit komisch", sagt Sven und nippt an seinem Long Island Ice-Tea. Ich habe Blue Lagoon bestellt. Irgendwie ziemlich schwul, was wir hier gerade machen. Aber wir sind nicht allein, obwohl die Bar wenig besucht ist. Es gibt noch andere Typen, die sich Cocktails bestellen und gar nicht schwul aussehen.
„Hab ich auch schon gemerkt", antworte ich
Weitere Kostenlose Bücher