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Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)

Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)

Titel: Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Höltgen
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nicht machen müssen, ja auch keine Aufmerksamkeit erfordern. Lehrer sind schon manchmal lustig ...
    Etwa zehn Minuten später geht die Tür zum Klassenraum auf und Andy kommt rein.
    „Tschuldigung", sagt er leichtfertig und setzt sich auf seinen Platz. Der Dornfels runzelt die Stirn.
    „Verschlafen", legt Andy nach, als wäre es das Selbstverständlichste überhaupt, dass man erst zur letzten Stunde erscheint, weil man den Wecker nicht gehört hat. Die Klasse lacht verhalten. Mir fällt auf, dass die Szene bei jedem anderen ganz sicher für mehr Gelächter gesorgt hätte. Irgendwie verstehe ich nicht so recht, wie Andy dermaßen unbeliebt werden konnte. Natürlich ist mir klar, dass seine ganze Art total distanziert ist. Aber irgendwen gibt es doch immer, mit dem man sich versteht. Und eine solche Frechheit wie gerade müsste doch eigentlich bei einigen auf volle Zustimmung treffen. Zumindest ich kann nicht leugnen, dass ich den Auftritt gerade ziemlich cool finde. Der Dornfels schüttelt noch immer den Kopf, weil er nicht weiß, was er dazu sagen soll. Und Andy interessiert sich überhaupt nicht dafür. Warum hat er sich überhaupt die Mühe gemacht, heute herzukommen? Für eine halbe Stunde!
    Mit einem Mal ist Sven vergessen, weil ich immer wieder Andy im Blick habe. Er sitzt zwei Reihen vor mir und ich schaue ihm geradewegs auf den Rücken. Nicht mal die Mühe macht er sich, sein Buch oder ein Heft oder was auch immer rauszuholen. Er sitzt einfach da und hört scheinbar zu. Verdammt, das muss ein Leben sein. Keine Eltern, die andauernd nerven und sich Sorgen machen, dass man auch nur ja pünktlich zur Schule kommt und genug zu Essen mitnimmt. Und die ganzen Klamotten, die sich Andy leisten kann. Der hat tatsächlich 'ne Kawasaki vor der Tür stehen! Und wieder irritert mich, dass Andy nicht offensiver mit seinen Möglichkeiten umgeht. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass er jemals mit dem Motorad zur Schule gekommen wäre. Welcher Typ macht denn so was? Wer setzt sich freiwillig in die Bahn, wenn er ultracool auf der eigenen Maschine anrauschen kann? Wenn ich da an den bescheuerten Daniel denke, der von seinen Eltern alles in den Arsch gesteckt bekommt. Der läuft hier durch die Gänge, als wäre er der King, nur weil er ein eigenes Auto hat, mit dem er zur Schule fährt. Und überhaupt, Andy könnte sich ganz anders kleiden und damit ganz sicher bei den meisten punkten. Wieso will er das nicht? Sein Leben könnte doch so viel einfacher sein ...
    Ich bin von dieser Widersprüchlichkeit dermaßen fasziniert, dass ich erst beim zweiten Mal mitbekomme, dass der Dornfels was von mir will.
    „Keine Ahnung", sage ich und es kommt nicht halb so lässig und cool rüber, wie Andy es gekonnt hätte. Mit rotem Kopf gucke ich ins Buch und hoffe, dass niemand gemerkt hat, wie ich Andy Löcher in den Rücken starre. Jetzt warte ich auch nur, bis die Stunde endlich vorbei ist. Und es dauert eine Ewigkeit, bis es endlich klingelt und ich meinen Kram zusammenpacken darf.
    Konzentriert vermeide ich es, Andy auch nur einmal anzusehen, während ich rausgehe. Eilig laufe ich die Treppe hinunter und trete auf den Hof. Die heiße Mittagssonne umfängt mich. Fühlt sich richtig befreiend an, nach den ganzen Stunden endlich an der Luft zu sein und Feierabend zu haben. Und dann fällt mir ein, dass ich mit Bastian verabredet bin. Ich muss warten.
    „Eilig, eilig", sagt Andy plötzlich neben mir und ich fahre erschrocken herum. „Ich warte oben auf dich am Lehrerparkplatz."
    Noch bevor ich was erwidern kann, lässt Andy mich stehen. Nervös schaue ich, ob uns jemand gesehen hat. Aber alle scheinen mit sich selbst beschäftigt zu ein. Ich warte oben ... Verdammt, was will der jetzt von mir? Ich bin für einen Moment hin- und hergerissen. Kann ich einfach so abhauen, obwohl ich doch mit Bastian verabredet bin? Genau in diesem Augenblick kommt er natürlich auch schon aus dem anderen Gebäude und sieht sich um. Noch hat er mich nicht gesehen. Automatisch trete ich ein paar Schritte zurück, sodass ich wieder im Eingang stehe. Bastian wartet auf mich. Und ich weiß nicht, was ich tun soll, immerhin glaube ich kaum, dass Andy wirklich geduldig sein wird ... Verdammt, was will der Kerl?
    Mit einem Seufzer drehe ich mich um und laufe in die andere Richtung zum Lehrerparkplatz. Natürlich habe ich ein endlos schlechtes Gewissen, weil ich Bastian versetze. Aber für Diskussionen habe ich jetzt wirklich keine Zeit. Muss er halt allein

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