love sheriffs
hören, mit welchen Schwachköpfen ich mich auseinandersetzen muss. Das kann er dann vielleicht für meinen Nachruf verwenden, falls Gott meine Blitz-Bestellung doch nicht storniert haben sollte.
Sie hatte ständig mit Idioten zu tun, könnte er schreiben. Selbst wenn sie alleine war.
»Ich dachte, du würdest das Sheriffauto witzig finden«, sagt Crocks entschuldigend. »Mein Freund hat gute Kontakte zu amerikanischen Sheriff- und Polizeibehörden und bekommt Topkonditionen bei deren Gebrauchtwagen. Und das sind nicht die schlechtesten Autos. Die sind alle gut in Schuss.«
»Ha! Gut in Schuss, das stimmt. Meins ist sogar gut in Durchschuss. Und, Crocks, ich finde es witzig. Ich kann nur nicht drüber lachen.«
»Normalerweise werden die Fahrzeuge ohne den ganzen Sheriffkram geliefert. Aber weil du doch jetzt Love Sheriff bist, dachte ich ... Mein Freund hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, dass du das Auto unverändert bekommst, und dann auch noch so schnell. Das war ganz schön schwierig.«
»Oh«, mache ich voller Mitleid. »Und dann bin ich so undankbar. Ich hatte ja keine Ahnung. Wenn ich das gewusst hätte ...«
»Das ist jetzt wieder so ein Ironieding von dir, oder?«, fragt Crocks allen Ernstes. Wenn ich ein richtiger Sheriff wäre, würde ich ihn wegen Blödheit einsperren.
»Kann man dieses Schmuckstück auf vier Rädern wenigstens zurückgeben?«, will ich wissen.
»Nachdem mein Freund zuerst alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um es möglichst schnell rüberzuschicken? Schlecht. Aber die Beschriftung kann man entfernen lassen. Das ist nur Lackfolie, ich glaube, die muss man lediglich erhitzen und kann sie dann abziehen. Und die restliche Spezialausstattung lässt sich bestimmt auch leicht abmontieren. Alles kein Problem.«
»Klar, für dich ist nie etwas ein Problem«, werfe ich ihm vor. »Das ist ja das Problem mit dir.«
»Und für dich ist immer alles ein Problem«, schießt er zurück. »Aber wenn dich diese negative Einstellung glücklich macht, bitte. Hab ich kein Problem mit.«
»Ich habe keine negative Einstellung!«, schreie ich ins Telefon. »Habe ich eine negative Einstellung?«, frage ich, an Daniel gewandt, und der schüttelt sogleich verneinend den Kopf. »Ich bin ein positiver Mensch!«, schreie ich wieder ins Telefon. »Positiv! Merk dir das, du Knallkopf! Alle mögen mich. Bis auf dich und meinen Freund vielleicht. Und meine Mutter. Und noch ein paar. Ich bin jedenfalls sehr beliebt. Sehr, sehr beliebt.«
»Ich weiß schon: Ironie. Richtig?«
»Ach, halt den Mund!« Ich atme einmal tief durch und frage dann: »Und dein Bruder? Steht der jetzt neben dir oder ist er mit Hanni und Nanni unterwegs?«
»Mit wem?«
Ich seufze. Niemand kennt mehr Hanni und Nanni. Bin ich die Einzige, die das als Kind zu lesen bekam? Und alle anderen lasen die Drei????
»Die beiden blonden Corvette-Spoiler, die ich neulich bei euch gesehen habe«, erkläre ich.
»Gitty und Lara?«, fragt Crocks überrascht. »Die haben nur dein Auto gebracht. Das sind Fahrerinnen, die Autos von Hamburg nach Düsseldorf überführen. Wir haben sie dann zum Essen eingeladen, weil sie wegen dir extra ein paar Tage früher los sind. Ich durfte sogar die Corvette fahren. Schönes Auto.«
»Und du hast es nicht in Schrott verwandelt?«
»Stell dir vor! Anschließend haben die beiden das Auto dem neuen Besitzer übergeben und sind mit dem Zug zurück nach Hamburg. Mehr war da nicht. Und mein Bruder steht nicht neben mir. Er hat mir auch nicht gesagt, dass ich dich anrufen soll, falls du das annimmst. Das war ganz allein meine Idee. Max redet mit mir nicht über dich.«
»Ja, klar«, höhne ich.
»Doch, ehrlich. Kein Wort. Deine neue Handynummer habe ich von der Pinnwand in eurer Küche. Wenn ich auf dich zu sprechen komme, blockt er sofort ab.«
Crocks Worte sind wie Nadeln, die mir ins Ohr gestoßen werden. Ich merke, dass meine Hand anfängt, leicht zu zittern. »Ja, klar«, sage ich erneut. Aber diesmal klingt es nicht höhnisch, sondern fast ängstlich. »Und jetzt gib ihn mir, bitte.«
»Er ist nicht da. Tut mir leid, Pia. Du solltest ihn anrufen. Und warte lieber nicht zu lange damit.« Dann legt er auf.
Ein paar Sekunden starre ich noch auf das Handy, als wäre es eine giftige Schlange, die sich in meiner Hand festgebissen hat. Dann will ich etwas betont Fröhliches von mir geben und frage Daniel: »Kennen Sie eigentlich Hanni und ... Mist.« Und da kullern auch schon die ersten Tränen.
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