love sheriffs
zu geraten.«
Ich schenke ihr ein spöttisches Lächeln. »Es sprach Küchenpsychologin Dr. Beate.«
»Pia, im Grunde sind wir doch alle Dilettanten«, mischt sich Max ein. »Die Spezialisten werden für ihre Irrtümer nur besser bezahlt. Kommt, lasst uns ins Wohnzimmer gehen. Dort ist es gemütlicher.«
Er fasst mich an der Schulter, dreht mich von der Staffelei weg und schiebt mich sachte in Richtung Tür. Irgendetwas an seiner Körpersprache kommt mir spanisch vor. Und da ich nicht annehme, dass Max neuerdings Flamenco-Unterricht nimmt, liegt es wohl eher an diesen mikroskopisch kleinen Zeichen - diesem einen, kleinen Zucken des Auges, einem Stocken in der Bewegung für eine tausendstel Sekunde, dem einen Atemzug, der eine Nuance zu tief ausfällt - die uns Frauen verraten, wenn wir belogen werden.
»Was malst du denn da?«, frage ich. »Immer noch die Segmente der Stadt?«
»Sedimente«, sagt Max. »Ja, genau.«
»Darf ich mal sehen?«
»Es ist noch nicht fertig.«
»Darf ich trotzdem mal sehen?«
»Wenn es fertig ist.«
Mit einer einfachen Körpertäuschung, die ich mir bei American Football und Schlussverkäufen abgeguckt habe, bin ich an Max vorbei und stehe vor dem Bild. Gott hat den Blitz, um den ich ihn einmal gebeten hatte, nicht vergessen. Hier und jetzt schlägt er in mich ein.
»Das ist Sandra«, sage ich fassungslos.
»Ich kann das erklären.«
»Sie ist nackt«, sage ich.
»Lass es mich dir erklären. Das ist ein altes Bild.«
Ich tippe mit dem Zeigefinger auf den blauen Sessel, auf dem Sandra sich rekelt, und drücke die Fingerkuppe dann Max auf die Stirn. Ein blauer Fleck bleibt zurück. Ein Kainsmal, das den elenden Lügner entlarvt.
»Ich habe es nur zu Ende malen wollen. Ich hatte damit abgebrochen, als es mit Sandra plötzlich in die Brüche ging. Und jetzt, wo wir uns ausgesprochen haben ... Es soll eine Art Schlussstrich sein.«
Kopfschüttelnd schaue ich ihn an. »Du hast dich also mit ihr ausgesprochen, wie? War sie dabei bekleidet? Und dieses Bild ... Ich dachte, du hättest alle Bilder von ihr vernichtet?«
»Nur die Fotos. Und dieses Gemälde wollte ich heute noch fertig machen und Sandra schenken. Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell hier auftauchen würdest.«
»Und ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder von hier verschwinden würde«, sage ich wütend, werfe einen letzten Blick auf die nackte Schlampe auf dem Bild und den angezogenen Schweinehund mit meinem Fingerabdruck auf der Stirn und stampfe zum Ausgang.
»Pia, warte! Sandra ist Vergangenheit. Aber du bist...«
»Plusquamperfekt«, zische ich.
»Dich liebe ich«, ruft Max mir hinterher.
»Ja, nach deiner Sandra und deinem Bruder und deiner Malerei vielleicht«, rufe ich über meine Schulter zurück. »Aber zum Glück gibt es auch Menschen, bei denen ich an erster Stelle komme.«
Die Teuser stellt sich mir todesmutig in den Weg. »Deine mangelnde Kommunikationsbereitschaft verschlimmert nur alles, Pia!«
Mein kommunikativer Blick lässt sie schnell einen Schritt zur Seite treten. Im Vorbeigehen sage ich: »Das war ja ohnehin klar, dass du mir die Schuld an allem geben würdest!«
»Das habe ich nicht behauptet. Aber ich würde dir den Rat geben, nicht immer gleich davonzulaufen, wenn dir etwas missfällt.«
»Sie hat recht, Pia«, ruft Max. »Mach es uns doch nicht so schwer.«
»Ich?« Ungläubig zeige ich auf mich selbst. »Ich mache es uns schwer? Das sagst ausgerechnet du, während du gerade an einem Aktbild deiner Ex malst, mit der du dich offenbar wieder bestens verstehst? Und nachdem du mich bei meiner Kollegin schlechtgemacht hast? Das ist ja wohl das Allerletzte!« Mit vor Zorn zitternden Händen öffne ich meine Handtasche, krame meine Kette mit dem Glücksstein hervor und werfe sie dem auf mich zukommenden Max vor die Füße. »Hier! Mit Dank zurück. Deinen Glücksstein kannst du auch gleich Sandra schenken. Sag ihr, er funktioniert einfach phantastisch!« Im Hinausgehen wende ich mich noch einmal an die Teuser. »Und dir gebe ich einen guten Rat zurück: Wenn Max auch dich nackt malen will, posiere ihm lieber im Sessel als auf dem Tisch. Der ist bestimmt bequemer.«
Der Himmel hat genau die Farbe, die ich heute für ihn ausgesucht hätte: dunkelgrau. Ein leichter Nieselregen hat eingesetzt, und wenn ich meinen Kopf in den Nacken lege und nach oben blicke, macht er meine Tränen unsichtbar. Ich sitze auf meiner Bank und erzähle Pia, der Tanne, von meinem erneut
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