love sheriffs
Wasserlinie. Ehe die Teuser wieder hochkommt, ist meine Tigerente zusammen mit mir schon längst aus der Tür gewatschelt.
Innerhalb von zwei Minuten habe ich mich angezogen und bin zum Atelier gedampft. Max steht an der Staffelei und arbeitet an einem Bild, als ich hereinplatze.
»Du bist ja wohl von allen guten Geistern verlassen, wie?«, schreie ich ihn an.
»Pia.« Er legt rasch den Pinsel ab und kommt auf mich zu. »Endlich bist du ...«
Ich verpasse ihm einen halben Doppelwhopper. Er weicht zurück und hält sich überrascht die sich rötende Wange.
»Du breitest unsere privaten Angelegenheiten also einfach so in der Öffentlichkeit aus. Was denkst du dir eigentlich? Ausgerechnet an die Teuser wendest du dich - du musst ja echt einen an der Waffel haben!«
»Es gibt doch nur euch zwei Love Sheriffs«, verteidigt er sich. »Beate wird uns helfen.«
»Wir brauchen keine Hilfe von der! Wir sind ein glückliches Paar!«, brülle ich. »Glücklich!«
»Du bist praktisch ausgezogen. Seit Tagen reden wir nicht miteinander.«
»Wir sind glücklich!«, beharre ich. »Sehr, sehr glücklich. Wie Romeo und Julia.«
»Die zwei haben vor lauter Glück Selbstmord begangen.«
»Dann ein anderes glückliches Paar«, sage ich. »Bonnie und Clyde.«
»Beide erschossen.«
»Caesar und Cleopatra.«
»Erdolcht und vergiftet.«
»Aronal und Elmex«, sage ich.
»Das kommt hin«, sagt Max. »Wir sind so glücklich wie Zahnpasta.«
»Mindestens.« Durch das kleine Wortgefecht, das in mir Erinnerungen an viele vorangegangene Redeschlachten wachgerufen hat und daran, auf welchem Terrain diese normalerweise fortgesetzt wurden, ist mein Ärger halbwegs verraucht, als ich auf Max zugehe und ihm sanft über den Arm streiche. »Schick sie nach Hause. Wir kriegen das auch alleine hin.«
»Ich weiß nicht«, zweifelt Max. »Das habe ich auch geglaubt. Aber jedes Mal, wenn ich denke, wir würden uns vielleicht versöhnen, kracht es wieder. Irgendetwas läuft schief zwischen uns und ich weiß nicht, was es ist. Vielleicht kann ein neutraler Beobachter erkennen, wo bei uns der Knackpunkt liegt.«
»Die Teuser ist nicht neutral«, wende ich ein. »Die Frau kann mich nicht leiden. Ist doch klar, dass in ihren Augen ich der Knackpunkt für alle Schwierigkeiten sein werde. Wahrscheinlich wird sie uns empfehlen, ich solle mir ein neues Gehirn transplantieren lassen.«
»Das wird wohl nicht nötig sein«, höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Die Teuser steht barfuß und im Bademantel in der Tür. Ihr nasses Haar hat sie in ein Handtuch geschlungen. »Eine neue Einstellung mir gegenüber wäre völlig ausreichend. Ich bin nämlich durchaus in der Lage, meine persönlichen Präferenzen auszublenden, um zu einem objektiven Urteil zu gelangen.«
»Und wie lautet das Urteil?«, frage ich betont desinteressiert.
»Dafür ist es natürlich noch zu früh. Aber ich finde, Max hat recht. Irgendetwas zwischen euch beiden läuft schief. Die Gründe für euren Streit erscheinen mir eigentlich nicht sehr zwingend. Möglicherweise ist das alles nur eine unbewusste Reaktion eurerseits auf tiefer liegende Ängste. Ihr seid beide gebrannte Kinder. Ihr seid von euren Partnern, mit denen ihr lange zusammen wart, schwer enttäuscht worden.«
»Bei Stefan hast du ja wohl deinen Teil dazu beigetragen«, bemerke ich bitter.
»Das stimmt so nicht. Aber«, die Teuser winkt ab, »geschenkt. Was ich sagen will, ist: Ihr seid in eurer Beziehung nun ungefähr am selben Punkt, an dem es das letzte Mal zu einer Wende kam. Max ertappte Sandra bei einem Seitensprung, und als er Schluss machen wollte, wurde er von ihr mit einer falschen Anschuldigung erpresst. Pias Freund nahm einen Streit wegen einer Armbanduhr plötzlich zum Anlass, die geplante Verlobung aufzugeben und überhaupt die ganze Beziehung in Frage zu stellen.«
»Das ist doch Schnee von vorgestern«, sage ich.
»Der aber noch nicht geschmolzen ist.« Die Teuser scheint richtig zu glühen vor lauter Eifer, Max und mich mit Hilfe dieses psychologischen Quarks wieder zusammenzukleistern. Vielleicht möchte sie sich dadurch freie Bahn zu Daniel verschaffen. »Ihr habt beide Angst, ihr könntet wieder enttäuscht werden. Deshalb betrachtet ihr euch gegenseitig besonders kritisch. Und wer sucht, der findet auch. Deshalb kommt es zwischen euch immer häufiger zu Konflikten. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung. Auf seine Schritte genau zu achten ist immer noch die beste Methode, um ins Stolpern
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