love sheriffs
Mal größer als meines, mit Fenster und Ledersofa und nubischen Sklavinnen, die ihm mit breiten Palmwedeln Luft zufächeln. Letztere sind nicht zu sehen, weil ich sie erfunden habe. Aber vielleicht verstecken sie sich auch nur hinter dem wuchtigen Chefsessel.
»Um gleich zur Sache zu kommen«, beginnt Kortmann. »Ich werde Ihren Aufgabenbereich erweitern. Frau Teuser wird Ihnen neben Ihrer Lebensberatung weitere Themen aus dem Ressort Health and Beauty zuteilen.«
Mir fallen die Worte von Crocks wieder ein, als er meinte, dass ich bestimmt befördert werden würde, nachdem mein Chef mein erotisches Potenzial eigenäugig begutachten konnte.
»Oh, das ist ... Hören Sie, Dr. Kortmann, nur weil Sie mich nackt gesehen haben, müssen Sie mir keine Gefälligkeit erweisen.«
Ein Räuspern lenkt meine Aufmerksamkeit in den hinteren Bereich des Büros, wo eine Sitzgruppe auf Besucher wartet. Auf einem der Stühle sitzt Beate Teuser und hält ein Magazin in der Hand. Sie gesellt sich nun zu uns, begrüßt mich mit einem Nicken und legt Kortmann die Zeitschrift vor die Nase.
»Das ist ein erstklassiges Blatt«, meint sie anerkennend. »Ich bin fast ein bisschen neidisch auf unsere Kollegen aus den USA.«
Ich werfe kurz einen Blick auf das Magazin. NOW MA steht über dem Bild einer stillenden Frau in einer überfüllten U-Bahn. Da falle ich als kinderlose Autofahrerin mit Milchunverträglichkeit schon mal voll aus der Zielgruppe.
Die Teuser setzt sich auf eine Ecke des Schreibtisches, sodass sie lässig-elegant auf mich und Kortmann herabblicken kann, und sagt: »Also, ich würde es kaufen.«
»Ich nicht«, gebe ich meinen Senf dazu. »Vier Dollar -das wäre mir zu teuer.«
»Nicht ein einzelnes Exemplar - das ganze Blatt«, klärt mich Kortmann auf. »Die ganze Redaktion, alles. Mein Schwager will expandieren und sich in den Zeitschriftenmarkt der USA einkaufen. Da geht es um ein paar Millionen Dollar.«
»Da muss ich ebenfalls passen«, sage ich. »Das gibt mein Überziehungskredit nicht her.«
»Nun, Pia, glücklicherweise ist Ihre Meinung zu dieser Akquisition für unseren Herausgeber nicht von Interesse. Auch mein Rat wird wohl kaum ins Gewicht fallen.« Die Teuser streicht fast zärtlich über das Hochglanzmagazin und lächelt Kortmann dankbar an. »Es ist aber nett, dass Sie mich gefragt haben, Bernd. Ich hoffe, ich konnte Ihnen bei Ihrer Meinungsbildung von Nutzen sein.«
»Natürlich, das konnten Sie durchaus, Beate. Sie wissen, wie sehr ich Ihre Meinung schätze. Auch ich finde diese Mischung aus klassischer Ratgeberlektüre, gesellschaftskritischen Politthemen und emotionsbetonten Schicksalsreportagen für junge Mütter überaus gelungen. Ich muss natürlich noch abwarten, welche Eindrücke ich vor Ort gewinne, bevor ich unserem Herausgeber eine Empfehlung gebe. Dabei werde ich nicht vergessen, Ihre Mithilfe bei meiner Entscheidungsfindung zu erwähnen.«
»Das ist wirklich nicht nötig, Bernd. Aber danke.«
»Das ist doch selbstverständlich, Beate.«
Mit zunehmendem Ekel schaue ich Kortmann und der Teuser dabei zu, wie sie mit Schleimbällen Pingpong spielen. Wenn ich auch nur noch einen weiteren freundlichen Satz höre, muss ich Dr. Kortmann leider, leider auf den Schreibtisch kotzen.
Um nicht ganz in Vergessenheit zu geraten, lasse ich die beiden an dem Gedanken teilhaben, der mir gerade durch den Kopf schießt. Ich deute auf das Bild von der stillenden Mutter in der U-Bahn und sage: »Dafür wüsste ich eine gute Bildunterschrift: Mein erster Milchshake.«
Ich lache über meinen albernen Geistesblitz, aber weder mein Chefredakteur noch seine Stellvertreterin lachen mit. »Milchshake - wegen der U-Bahn«, erkläre ich. »Weil durch die Fahrt die Muttermilch durchgeschüttelt wird und aus der Sicht des Babys ist das dann sein ...«
»Fällt Ihnen bei dem Titel etwas auf, Pia?«, unterbricht mich die Teuser.
Ich nehme mir das Magazin und betrachte mir das Cover genauer. »Nein, nichts.«
»Das ist ein Anagramm.«
»Tatsächlich? Sieht aus wie ein Baby.«
»NOW MA ist ein Anagramm zu WOMAN«, erläutert Kortmann. »Dieselben Buchstaben.«
Gedanklich schüttele ich die Buchstaben durch und erkenne, dass er recht hat. Das hätte mir als Dan-Brown-Leserin eigentlich auch auffallen können.
»Das haben die Blattmacher geschickt ausgewählt«, sagt die Teuser. »Ihr Credo wird so ganz subtil im Titel erkennbar - gefällt mir. Sie erkennen doch auch, welche Aussage hinter dem Anagramm steht, oder,
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