love sheriffs
auch besser.
»Na, du kleiner Racker«, begrüße ich die Hausherrin, die schnurrend ihr Köpfchen an meinem Bein reibt, was in Katzensprache so viel heißt wie: Ich mag dich. Vielleicht heißt es aber auch nur: Los, füttere mich und mach mein Klo sauber! Es wird wohl besser sein, ich kümmere mich gleich darum, bevor ich Ärger mit Greenpeace bekomme.
Während ich mich mit der Katzentoilette im Bad abmühe, sitzt Rosina auf dem Badewannenrand und schaut mir interessiert zu.
»Wenn du auf die normale Toilette gehen könntest, wäre es für mich viel einfacher«, sage ich vorwurfsvoll.
Rosina hält den Kopf schräg und spitzt die Ohren. Wie bei einem Luchs befinden sich an den Ohrenspitzen kleine, süße Haarpinsel. Man soll nicht glauben, dass ein so schönes Tier so hässlichen Dreck machen kann.
Eine Sekunde, nachdem ich die alte Katzenstreu entsorgt und neues aufgefüllt habe, springt Rosina von der Badewanne in ihre Toilette, als hätte sie die ganze Zeit nur darauf gewartet. Empört stemme ich die Arme in die Hüften und schaue kopfschüttelnd zu, wie Rosina mir zu verstehen gibt, was sie von meiner Arbeit hält: drauf geschissen.
Aus dem Verscharren ihres Häufchens macht Rosina eine meditative Bestattungszeremonie. Als sie endlich fertig ist, begreife ich, warum Katzenstreu Katzenstreu heißt. Die Katzen streuen es. Und zwar innerhalb eines Zehn-Meilen-Radius mit ihrer Toilette als Epizentrum. Rosina wirft mir aus ihren hellgrünen Augen einen auffordernden Blick zu und stolziert aus dem Bad in Richtung Küche. Von dort höre ich sie auch sogleich kläglich maunzen. Essenszeit. Seufzend folge ich ihr. Um die Sauerei, die sie im Bad hinterlassen hat, werde ich mich anschließend kümmern.
Während ich ihr frisches Futter und Wasser gebe, streicht sie mir so lange schnurrend um die Beine, bis ich endlich über sie stolpere und dabei das Schälchen Thunfisch fallen lasse. Die Fischpampe spritzt über den gesamten Küchenboden, Rosina faucht und springt erschrocken davon. Hoffentlich habe ich ihr nicht wehgetan. Sofort laufe ich hinterher, um sie zu beruhigen. Die Schweinerei in der Küche kann ich ja später wegmachen.
Im Wohnzimmer finde ich sie auf dem Lieblingssessel meines Vaters. Aufmerksam beobachtet sie jede meiner Bewegungen. Ich rede beruhigend auf sie ein und setze mich auf die Couch. Mit einem erfreuten Miauen kommt sie mir auf den Schoß gesprungen und fängt an, mit ihren Vorderpfötchen auf mir herumzustampfen und Laufmaschen in meine Strümpfe zu ziehen. Sie schnurrt und ich knirsche mit den Zähnen, teils, wegen der ruinierten Strümpfe, und teils, weil es natürlich schmerzt, wenn Rosina ihre Krallen in meine Haut drückt. Aber sie ist soooo süß, wie sie mit halbgeschlossenen Augen und voll aufgedrehtem Schnurrmotor auf mir herumsteppt. Ich könnte sie stundenlang knuddeln und knutschen und ... »Aua! Jetzt langt‘s aber! Runter mit dir!«
Um sie von meinem Schoß zu befördern, gebe ich ihr einen sanften Schubs. Doch statt auf den Boden zu springen, krallt sie sich erst so richtig in meinen Oberschenkeln fest. Mit einem Schmerzensschrei federe ich vom Sofa hoch. Rosina hängt an mir wie festgetackert. »Rosina, lass los! Das tut weh, verdammt«, schreie ich sie an und endlich zieht sie ihre Krallen aus mir heraus und springt fauchend auf den Beistelltisch, wobei die Porzellanlampe dort gefährlich ins Wanken gerät. Schnell will ich nach ihr greifen und stoße sie dabei endgültig hinunter. Auf dem Parkettboden zerspringt sie in tausend Stücke. Rosina bringt sich unter dem Sofa in Sicherheit und beobachtet von dort knurrend, wie ich mit zusammengebissenen Zähnen die Schäden an meinen Oberschenkeln und an der Lampe begutachte.
Die Lampe ist hin. Die Oberschenkel genauso. Aber die Lampe war sowieso hässlich. Und die Oberschenkel - na ja, fehlen werden sie mir trotzdem. Ich werfe noch einen wütenden Blick auf die Stelle, wo sich Rosina unter dem Sofa verkrochen hat, und humple dann ins Bad, um mich zu verarzten. Lebensfunktionen sicherstellen, das ist jetzt das Wichtigste. Die Scherben im Wohnzimmer können warten.
Während ich die blutenden Kratzer und Bohrlöcher in meiner Haut mit autsch! Jod einstreiche und zupflastere, klingelt das Telefon. Ich höre, wie der Anrufbeantworter anspringt, und kurz darauf die Stimme meiner Mutter.
»Roooosinaaa, Schätzchen, hörst du mich? Was macht denn meine kleine Mullemullemullemaus? Vermisst du deine Mamami? Vermisst du deine Mamami ein
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