love sheriffs
Pia?«
So langsam komme ich mir vor wie in der Schule. Mündliche Prüfung. Null Vorbereitung. Null Punkte.
»Die Aussage? Klar. Die Aussage lautet: Wenn du erst einmal Mutter bist, kannst du dir dein Frausein abschminken.«
Die Teuser stößt ein überraschtes Schnauben aus und schüttelt den Kopf. Kortmann schaut mich entrüstet an. »Nein, natürlich nicht«, widerspricht er energisch. »Ganz im Gegenteil. Der Titel impliziert ein modernes, ambivalentes Rollenverständnis, das beiden Facetten Rechnung trägt: den Bedürfnissen einer Frau und den Bedürfnissen einer Mutter.«
»Ja, das meinte ich damit«, behaupte ich. »Ich habe es nur etwas unglücklich ausgedrückt. Allerdings würde mir der Titel noch besser gefallen, wenn man das Anagramm zu WOMEN genommen hätte. In der Mehrzahl bekommt er erst den richtigen Touch.«
Mein Chefredakteur geht überhaupt nicht darauf ein, sondern wechselt einfach das Thema. Auch die Teuser scheint sich nicht für meinen Alternativtitel zu interessieren. Beleidigt verschränke ich die Arme vor der Brust. Irgendwann kommt der Tag, an dem man mir zuhören wird, an dem man mir Respekt und Achtung entgegenbringen und auf meine Meinung Wert legen wird, an dem ich die Füße auf meinen riesigen Schreibtisch in meinem riesigen Büro legen und zufrieden denken werde: Ha!
Vielleicht kommt der Tag nicht gleich morgen oder nächste Woche oder nächstes Jahr oder in den nächsten hundert Jahren. Aber ich kann - dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämmdi dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm - warten. Ich bin auch erst mit neunzehn entjungfert worden. Ich kann warten wie eine Spinne.
»Ich werde also die nächsten drei Wochen in den Staaten sein«, informiert mich Kortmann. »Beate wird in der Zeit als verantwortliche Chefredakteurin meinen Platz einnehmen. Einen Teil von Beates Aufgaben werden Sie daher mitübernehmen müssen, Frau Herzog. Trauen Sie sich das zu?«
»Pia ist alles zuzutrauen«, sagt die Teuser betont zweideutig und lacht. »Machen Sie sich keine Sorgen, Bernd. Wenn Sie wiederkommen, wird die XX immer noch pünktlich erscheinen.«
»Genau, Sie können ganz beruhigt sein, Beate und ich werden das Ding schon schaukeln. Frauenpower.«
Die Teuser versucht daraufhin, mich mit einem scharfkantigen Lächeln zu enthaupten. »Ihren Enthusiasmus in allen Ehren, Pia, aber ich denke, es genügt völlig, wenn Sie die Arbeit, die ich Ihnen zuteile, zufriedenstellend erledigen. Das Schaukeln können Sie getrost mir überlassen.«
Das glaube ich ihr aufs Wort. Angeblich schaukelt sie besonders gerne zusammen mit Kortmann auf dessen Bürocouch. Böse Zungen behaupten, sie sei überhaupt nur wegen ihrer Schaukelkompetenz stellvertretende Chefredakteurin geworden. Das sind natürlich nur Gerüchte und an Bürotratsch beteilige ich mich nur, wenn unumstößlich feststeht, dass es sich genau so und nicht anders zugetragen haben könnte, eventuell. Bei der Teuser habe ich nicht den Hauch einer Spur eines Schattens eines Zweifels. So wie die sich damals meinen Freund mit ihren falschen Fingernägeln gekrallt hat, nur weil er mit mir mal für fünf Minuten Schluss gemacht hatte, ist die zu allem fähig, solange es nur fies und gemein ist.
Bevor ich ihr die passende Antwort geben kann, nach der ich noch suche, klingelt das Telefon. Kortmann nimmt ab, hört kurz zu, verdreht die Augen, murmelt knapp: »Ich komme«, und macht sich auch schon auf den Weg. »Promi-Alarm. Wann begreifen diese Möchtegernstars endlich, dass wir nicht ihre Hofberichterstatter sind und dass sie nicht einfach hier auftauchen und den ganzen Laden durcheinanderbringen können? Ich bin wirklich froh, wenn ich den Zirkus mal für drei Wochen vom Hals habe.«
Die Teuser und ich schauen ihm stumm hinterher, wie er schimpfend aus seinem Büro stürmt. Ich erhebe mich und sage: »Tja, ich muss dann wieder in die Manege. Die Arbeit ruft.«
»Einen Augenblick noch, Pia.« Die Teuser legt mir eine Hand auf die Schulter und schaut mich vorwurfsvoll an. »Was meinten Sie vorhin damit, Dr. Kortmann habe Sie nackt gesehen?«
»Und dann wollte sie von mir wissen, wieso ihre heimliche Büroliebe mich nackt zu Gesicht bekommen hat«, erzähle ich meinem Freund. Ich liege im Wohnzimmer auf der Couch, Max sitzt neben mir,
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