love sheriffs
gerne hin, aber ein Stau ist ein Stau. Schade, schade, schade.«
Die Teuser sieht mich verblüfft an. »Sind Sie etwa auch eine Cineastin, Pia?«
»Oh, ja, Cineasmus ist eine große Leidenschaft von mir«, sage ich und rücke mir eine imaginäre schwarze Hornbrille auf dem Nasenrücken zurecht. »Aber nur Filme mit Happy End. Und es darf kein Kind oder Tier umkommen. Und keine Beerdigungen oder Krankenhäuser. Blut kann ich auch keins sehen. Und keinen ausländischen Käse, irgendwelche dänischen Wackelfilme oder französische Liebesfilme, in denen ständig nur gebumst oder gequatscht wird und das womöglich noch mit Untertiteln. Die hasse ich.«
»Dann bleiben wohl nur Kinderfilme«, meint die Teuser mit überheblichem Lächeln.
»Und Brad Pitt muss mitspielen.«
»Sie sind eine sehr anspruchsvolle Cineastin, Pia.«
»Ach wo, ich will mich nur gut unterhalten. Brad Pitt muss nicht unbedingt sein. Es gibt auch noch andere . Schauspieler, die ich toll finde. Da brauchen sich die Hollywood-Bosse keine Sorgen zu machen. Mit mir kann man reden.«
»Hollywoodfilme sind auch ausländische Filme«, bemerkt die Teuser spitzfindig.
»Ja, aber die Amerikaner haben sich unserer Kultur doch schon ziemlich angepasst«, sage ich. »Mc-Donald‘s, Coca Cola, Halloween - wenn sie jetzt noch besser Fußball spielen und lauter jammern könnten, wären sie voll integriert.«
Die Teuser will etwas erwidern, aber dann überlegt sie es sich anders und zeigt stattdessen auffordernd auf das Bild. »Macht sich gut, finden Sie nicht?«
Mit der Kunst meines Freundes habe ich so meine Probleme. Irgendwie finde ich seine Bilder nicht ganz so gelungen, ich meine, sie könnten mehr ... Sie sind schon nicht schlecht, aber irgendwas ... Ich hasse sie! Ganz am Anfang seiner Künstlerkarriere hat er Pinups gemalt, leicht bekleidete Mädchen in lasziven Posen, Süßigkeiten zum Vernaschen in einer pastelligen Bonbonwelt. Nachdem er von seiner damaligen Exfreundin als übler Sexist diffamiert wurde, erlaubte er sich einen Scherz und malte unter dem Künstlernamen Mona Mano verzerrte, groteske, hässliche Männerkörper und wurde auf diese Weise als feministische Künstlerin sogar ziemlich bekannt. Vor einem Jahr hat er diese Posse beendet und malt seitdem unter seinem richtigen Namen abstrakte Bilder mit möglichst wenigen Farben, sodass manchmal schwer zu unterscheiden ist, ob er ein Bild fertig gestellt oder nur die Leinwand grundiert hat. Reduktion nennt er das. Wie ich das nenne, lässt sich gut auf zwei Wörter reduzieren: schöne Scheiße. Ich könnte es sogar noch knapper ausdrücken. Die Pinups, die haben mir noch ganz gut gefallen. Aber seitdem er seine Bilder mit Kunst verunstaltet, sind sie für mich gestorben und können von mir aus in irgendeinem Museum bestattet werden.
»Ja, sehr schön«, lüge ich. »Aber wenn die anderen Bilder, die Sie sich ausgesucht haben, auch so fröhlich sind, sollten wir hier oben lieber die Fenster zuschrauben.«
»Wie meinen Sie das?«
»Na ja, wenn jemand vielleicht sowieso schon schlecht drauf ist, Ärger zu Hause, Ärger hier im Büro, Zahnschmerzen, und sich dann so ein Bild ansieht, da springt der doch sofort.«
Die Teuser schaut mich kopfschüttelnd an. »Ach, Pia, Sie und Ihre Scherze! Aber keine Sorge, die anderen beiden Bilder verbreiten eine fröhlichere Stimmung. Ich zeige sie Ihnen nachher. Aber jetzt müssen wir wohl...« Sie wirft einen Blick auf ihre Cartier-Armbanduhr, legt in einer beinahe freundschaftlichen Geste ihre Hand auf meine Schulter und sagt: »Kommen Sie, Pia, Redaktionssitzung, die Kollegen warten schon. Ohne uns können sie schließlich nicht anfangen.«
Ohne uns! Als wenn irgendjemand hier auch nur eine halbe Minute auf mich warten würde. Ohne die Frau Chefredakteurin läuft natürlich gar nichts. Aber ohne die Pia geht‘s gleich noch mal so gut. Ist aber nett, dass die Teuser mich mit einbezogen hat. Ich habe nicht den Hauch von Spott bei ihr heraushören können. Gemeinsam laufen wir also zum Konferenzraum.
Auf dem Weg dorthin kommen wir am Büro der Teuser vorbei und sie bittet mich, kurz zu warten, sie wolle nur schnell ein paar Unterlagen holen. Mit einer schmalen Mappe kommt sie ein paar Sekunden später heraus.
»Pia, ich hätte gerne noch Ihre Meinung zu den verschiedenen Titelblattalternativen, bevor die Konferenz losgeht.«
Im Laufen hält sie mir die Ausdrucke der Titelvorschläge vors Gesicht. Da hätte sie mich ja wirklich eher fragen können.
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