Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
Vom Netzwerk:
meinem linken Bein stehe ich auf dem einen Ast, mit dem rechten auf einem etwas höheren, mit beiden Armen halte ich den Stamm umschlungen. Ich grabe meine Fingernägel in die Rinde, um zu verhindern, dass mein eigener Herzschlag mich vom Baum haut.
    Bin ich eigentlich total plemplem? Ich weiß doch, dass ich Höhenangst habe und unsportlich bin. Was also mache ich hier oben? Was, um alles in der Welt, mache ich hier oben?
    Es kommt mir vor, als stünde ich schon ein paar Stunden festgefroren auf dem Baum, als ich plötzlich etwas höre, das sich mir langsam nähert - von oben. Ich nehme allen Mut zusammen und drehe meinen Kopf in die betreffende Richtung. Das ist die erste Bewegung seit meinem Höhenschock.
    Ich fasse nicht, was ich zu sehen bekomme. Ein Katzenhinterteil schiebt sich langsam in mein Blickfeld. Offenbar hat Rosina keine Lust mehr, sich von mir retten zu lassen. Rückwärts klettert sie den Baum hinunter. Ach ja, auf einmal geht es.
    »Rosina«, sage ich heiser, als sie auf meiner Höhe ist. »Rosina, Kleines, hilf mir.«
    Sie wirft mir lediglich einen verächtlichen Blick zu und bewegt sich weiter Richtung Erdboden. Kaum ist sie unten angekommen, stolziert sie geradewegs durch die Terrassentür ins Haus zurück. Wahrscheinlich muss sie dringend aufs Klo.
    »Rosina, du blödes Vieh!«, rufe ich ihr hinterher. »Ich mache ein Rheumakissen aus dir, verlass dich drauf! Irgendwann komme ich schon hier runter. Spätestens bei der nächsten Kirschernte. Und dann bist du fällig.«
    Ich weiß nicht, wie lange ich bereits hier oben in der Baumkrone hänge. Bestimmt habe ich meinen Händen schon einige tausend Mal den Befehl gegeben, sich vom Stamm zu lösen und einen anderen Halt zu suchen. Das hat genauso wenig gebracht wie die Milliarden Aufforderungen an meine Beine, sich eine Abwärtsroute durchs Geäst zu bahnen. Mein Körper meutert, stellt einfach die Arbeit ein und setzt mich hier bei Wind und Wetter aus. Mittlerweile fühle ich mich schon wie ein krummer, morscher Kirschbaumast.
    »Was machst du da oben?«, höre ich plötzlich eine vertraute Stimme.
    »Max?«
    »Dass du einen anderen hast, Pia, kann ich ja noch verstehen. Aber dass es ein Baum ist! Was hat er, was ich nicht habe?«
    »Er ist besser im Bett«, antworte ich meinem Freund, der von unten belustigt betrachtet, wie ich mit verdrehtem Körper in den Ästen stehe und meine Arme um den Stamm geschlungen habe. »Nicht so hölzern wie du. Mir ist jetzt aber nicht nach Scherzen zumute. Würdest du mich bitte runterholen, bevor die Vögel Nester auf mir bauen?«
    »Ich weiß nicht, ich mag Vögel eigentlich.«
    »Wenn du dich nicht gleich beeilst, hat es sich vorerst ausgevögelt«, drohe ich.
    »Warum kletterst du nicht einfach wieder so runter, wie du raufgekommen bist?«, schlägt mein Freund hilfreich vor. »Sieht nicht so schwierig aus.«
    »Weil - ich - gerade - eine - Angst - attacke - habe!«
    »Ach ja, deine Baumangst.«
    »Höhenangst. Ich habe Höhenangst.«
    »Dann war es aber nicht besonders schlau von dir, da raufzuklettern, oder?«, fragt Max und ich bin froh, dass ich sein süffisantes Grinsen nicht sehen kann.
    »Ich musste die Katze retten«, erkläre ich seufzend.
    »Welche Katze? Ich sehe keine Katze.«
    »Weil ich sie schon gerettet habe, Blödmann.«
    »Na gut, du weißt wohl nicht, wo ich auf die Schnelle eine Leiter herkriege, oder?«
    Leiter!
    Wenn ich den Baum nicht festhalten müsste, würde ich mir jetzt mit der Hand an die Stirn klatschen. Warum bin ich nicht auf die Idee mit der Leiter gekommen? Normalerweise liegt hinter dem Gartenhäuschen eine. Aber ich war gedanklich so darauf fixiert, auf die alte kinder- und affenmäßige Art diesen blöden Baum zu erklimmen, dass mir nur dann die Existenz von Leitern eingefallen wäre, wenn man mir eine auf den Kopf gehauen hätte, »Ich habe auch schon überall gesucht«, sage ich.
    »Na schön, dann fahre ich am besten schnell zu ...«
    »Vielleicht hinter dem Gartenhäuschen«, falle ich ihm ins Wort. »Da habe ich nicht so gründlich geguckt.«
    »Pia, Pia, Pia.« Max lacht, holt die Leiter und fünf Minuten später habe ich mit seiner Hilfe wieder festen Boden unter den Füßen.
    »Danke, mein Retter«, sage ich und begleiche die Rettungsgebühr mit einem Kuss. Dann fällt mir etwas ein. »Was machst du überhaupt hier? Ich dachte, wenigstens du wärest zu Hause, wenn die Teuser aufkreuzt.«
    »Ich habe mir Sorgen gemacht, als du nicht gekommen bist«, erklärt Max.

Weitere Kostenlose Bücher