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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
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genau überlegt. Die Teuser wird die Sache ganz schnell vertuschen wollen, bevor es noch mehr Gerede gibt. Dem Kortmann erzählt sie bestimmt auch nichts davon, um ihn nicht zu beunruhigen und ihre Beziehung zu ihm nicht zu gefährden. Und von den anderen Redakteuren wird sich natürlich auch niemand den Mund verbrennen wollen. Nein, wenn unser Chef zurückkommt, hat sich die Aufregung schon längst wieder gelegt. Aber ich und die Teuser sind dann endlich quitt.«
    »Meister, die Menschen sind nur Schachfiguren in deinen Händen«, sagt Tanja mit leichtem Spott.
    Ich nicke ernsthaft. Mein Vater hat mir Schach beigebracht. Ich finde Schach gut. Mir gefällt, dass die Könige lahme Enten sind, die feige über das Spielfeld watscheln und sich dauernd verstecken müssen, wohingegen die Damen schnell und wendig die anderen Figuren das Fürchten lehren und so ziemlich alles können, außer umfallen und klein beigeben; das kann nur der König. Wie im richtigen Leben halt. Schach ist toll. Wenn es nur nicht so langweilig wäre.
    »Ganz genau«, stimme ich Tanja zu. »Ich habe alles und jeden im Griff.«
    »Nur dich nicht«, sagt Tanja grinsend.
    Aber ich bin zu begeistert von dem Bild, als dass sie mich ärgern könnte. Die Teuser und der Kortmann als nacktes Liebespärchen sind einfach zu gut. Ich kann die Redaktionskonferenz kaum abwarten. Ich fühle mich wie ein Kind vor Weihnachten. Noch ein Mal schlafen.
    Normalerweise schlittere ich montags immer bis ans Ende meiner Gleitzeit, bevor ich in der XX auftauche. Aber heute bin ich früh dran, denn von meinem großen Tag der Abrechnung will ich jede Minute auskosten.
    Bevor ich mit dem Fahrstuhl in die Redaktionsetage fahre, hole ich mir in der Kantine zwei Brezeln. Eine für den Fall, dass der kleine Hunger kommt, und die andere, falls er einen Freund mitbringt.
    Ich stehe in der Fahrstuhlkabine und die Türen sind schon dabei zuzugleiten, als plötzlich von draußen jemand ruft: »Frau Herzog! Halt! Nehmen Sie uns mit!«
    Reaktionsschnell stelle ich meinen Fuß nach vorn und die Türen bewegen sich zurück. Eine Gruppe von Leuten kommt auf mich zugelaufen, angeführt von - Dr. Kortmann! So etwas nennt man dann wohl einen unerwarteten Schachzug. Ein unerwarteter Schachzug mit einer Figur, die gar nicht auf dem Brett sein dürfte. Regelwidrig. Unfair. Unterirdisch oberfies.
    »Danke«, sagt Kortmann lächelnd, als er mit den anderen in die Kabine einfällt. »Schnell reagiert. Sehen Sie, Mister Collins, wie geistesgegenwärtig unsere Mitarbeiter sind. Das ist Frau Herzog, eine unserer hellwachen Redakteurinnen. Frau Herzog, schauen Sie nicht so entsetzt. Das war ein Lob.«
    »Äh, ja, danke. Ich dachte nur, Sie würden erst nächste Woche ...«
    »Ja, ja, das ist schon richtig. Ich bin auch nicht als Chefredakteur hier, sondern als Fremdenführer.« Er deutet auf die drei Frauen und zwei Männer neben ihm. »Das sind amerikanische Kollegen von der NOW MA: Mrs Baker, Mrs Morrison, Mr Collins.« Die genannten Personen nicken mir jeweils freundlich zu und ich versuche mich zu erinnern, wie ein Lächeln funktioniert. »Meine Schwester und Herrn Landuris, unseren wunderbaren, genialen Herausgeber, kennen Sie ja.«
    »Wunderbar und genial - und das war schon alles, Bernd?«, fragt Herr Landuris lachend, ein aristokratisch aussehender Mann mit grauen Haaren und stechenden Augen. »Du bist gefeuert!«
    Die Amerikaner schauen daraufhin eine Sekunde lang erschrocken, stimmen dann aber umso lauter in das Gelächter von Kortmann und Landuris ein. Nur Monika Kortmann, die Frau unseres Chefredakteurs und Schwester des Herausgebers, findet die letzte Bemerkung offenbar nicht so witzig. Sie wirft ihrem wunderbaren, genialen Bruder einen giftigen Blick zu und lenkt dann die Aufmerksamkeit auf sich, indem sie mich begrüßt. Auf der letzten Weihnachtsfeier haben wir schon einmal miteinander geplaudert. Sie hat mir erzählt, dass sie entgegen aller Vernunft auch an Astrologie glaube und schon so manche Entscheidung von ihrem Horoskop abhängig gemacht habe.
    »Ach, Frau Herzog, es ist so schade, dass Sie keine Horoskope mehr für die XX schreiben. Wer sagt mir denn jetzt, wie meine Sterne stehen?«
    Wie ihre Sterne stehen, könnte ich ihr sofort beantworten. Ganz egal, wie sie stehen, sie stehen schlecht! Für ihre Ehe sieht es nämlich gar nicht gut aus, wenn sie nachher einen Blick in den Konferenzraum werfen sollte. Ihre Ehe und meine berufliche Zukunft gehören ab sofort zu den

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