love sheriffs
ist auch nicht so, dass ich völlig ahnungslos gewesen wäre. Ich wollte es nur nie wahrhaben. Aber nach der sehr anschaulichen Demonstration mit der Fotomontage, die Sie gemacht...«
Tanja will etwas einwenden, aber Frau Kortmann hebt die Hand und korrigiert: »Oder wer auch immer dahintersteckt. Nach der entlarvenden Reaktion von Frau Teuser kann ich mir wenigstens nichts mehr vormachen. Mein Mann, dieser verlogene Mistkerl, hatte über Jahre hinweg ein Verhältnis mit dieser Person. Das ist schon lustig: Ich dachte immer, Frau Teuser wäre die Stellvertreterin meines Mannes, dabei war sie in erster Linie die Stellvertreterin von mir. Gut, dass es jetzt vorbei ist. Es hat sich einiges getan in den drei Wochen, seit Sie fort sind, Frau Herzog.«
»Unwasn midder Teuser? Issie wech?«
»Sie meinen, ob Frau Teuser entlassen worden ist? Nein, sie wurde ebenfalls vorerst beurlaubt. Mein Bruder hätte sie natürlich fristlos kündigen können. Aber wenn sie dann vor das Arbeitsgericht gegangen wäre, hätte das nur noch mehr Staub aufgewirbelt. Ich wollte nicht, dass sich irgendwann die Konkurrenzblätter der XX an dieser unerfreulichen Geschichte delektieren und womöglich sogar darüber berichten. Das Ganze ist auch ohne mediales Echo schon unappetitlich genug.«
»Und wie geht es nun weiter?«, fragt Tanja.
»Darum habe ich Frau Herzog um dieses Treffen gebeten, um ihr ebendies mitzuteilen. Ich fand, ich bin es ihr schuldig, sie persönlich zu informieren, da schließlich sie den Stein ins Rollen gebracht hat, der so lange auf meiner Brust gelegen hat.«
»Allenfalls rein hypothetisch hat sie das getan«, sagt Tanja.
»Rischich, rein hypotesch ahnfahs«, verleihe ich Tanjas Worten Nachdruck.
Cornelius bringt Tanja ihren Cappuccino und Frau Kortmann den Espresso. Mir stellt er ebenfalls eine dieser kleinen Koffeingranaten auf den Tisch.
»Füh mich?
»Trink! Das vertreibt die bösen Geister aus deinem Kopf.«
»Die sinnich imeim Koff«, sage ich. »Die sissn zause un in Fansreich.«
»Was?«
Ich will gerade zu einer ausführlichen Erläuterung ansetzen, als Cornelius abwinkt. »Nein, schon gut, Pia. Ich habe gar keine Zeit, mich mit dir zu unterhalten. Du siehst ja, was hier los ist.« Dann lächelt er Frau Kortmann entschuldigend an und sagt zu ihr: »Man versteht Pia heute so schlecht. Sie war vorhin nämlich beim Zahnarzt.«
»Wo waich?«, frage ich verblüfft.
»Zahn - arzt«, wiederholt Cornelius eindringlich und blinzelt mir zu.
»Dir ist doch ein Backenzahn gezogen worden«, sagt Tanja und blinzelt mir ebenfalls zu.
»Ahja, jess fähs mi widdein«, sage ich zu Frau Kortmann und blinzle ihr zu.
»Trink deinen Espresso«, erinnert mich Cornelius, bevor er geht. »Ich bringe dir gleich noch einen.«
Ich nehme die kleine Tasse und strecke sie Frau Kortmann entgegen, die ihren Espresso gerade zum Trinken an den Mund führt. »Prost«, rufe ich und warte, bis sie zögerlich mit mir anstößt. »Hau wech die Scheiße!«
Nachdem sie die Tasse wieder abgesetzt hat, räuspert sie sich und sagt: »Mit meinem Noch-Ehemann haben mein Bruder und ich uns übrigens gütlich geeinigt. Er war natürlich als Chefredakteur nicht länger tragbar. Aber er wird aus der Scheidung sicherlich genügend Geld herausschlagen, um sich in aller Ruhe ein neues Betätigungsfeld suchen zu können. Was nun Sie betrifft, Frau Herzog.«
»Ich?«
»Ja, Sie. Mein Bruder meinte, es wäre unklug, wenn Sie und Frau Teuser weiter zusammen in einer Redaktion arbeiten. Womit er wohl recht haben dürfte. Und wie die Situation mit Frau Teuser aussieht, habe ich Ihnen ja bereits erklärt.«
»Mir?«
»Ja, dir«, blafft Tanja mich genervt an. »Lass die Frau doch mal ausreden, Pi.«
»Ich ?«
»Also, es sieht folgendermaßen aus«, ergreift Frau Kortmann wieder das Wort. »Frau Teuser wird selbstverständlich keine stellvertretende Chefredakteurin mehr sein. Aber wir können sie aus den genannten Gründen auch nicht einfach auf die Straße setzen, wie sie es ohne Zweifel verdient hätte. Sie wird also weiterhin als Redakteurin für die XX arbeiten.«
Jetzt hält es Tanja nicht mehr auf ihrem Stuhl. Sie springt auf und haut mit der flachen Hand auf die Tischplatte, sodass ein bisschen Milchschaum von ihrem Cappuccino über den Tassenrand schwappt. »Ach, und Pia muss dann also gehen, wie? So eine Sauerei! Das lasse ich nicht zu!«
»Das lässie nich su«, sage ich und haue ebenfalls mit der Hand auf den Tisch. Das macht Spaß. Gleich
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